24 Türchen dürfen Sie im Dezember öffnen, gern auch wenn Sie den Weihnachtsrummel nicht mögen. Denn es geht um ein Thema, das uns alle angeht - und zwar dringlich! Nach dem Aggressionskrieg Putins in der Ukraine hält uns der Nahostkrieg in Atem. Die Atmosphäre in Deutschland ist aufgeladen, Menschen verschiedenen Glaubens attackieren sich auf der Straße und in den asozialen Medien.
Es geht um Frieden. Gleich ob sie Bibel, Tora oder Koran lesen: das Streben danach, brüderlich und schwesterlich miteinander auszukommen, steht darin ganz ausdrücklich!
Die Elite-Universität St. Andrews in Schottland, zwischen Edinburgh und Dundee an der Ostküste gelegen, hat Frieden zum Thema erhoben. Es gibt dort mehrere Fachbereiche, die sich mit Friedensforschung befassen, vor allem der Bereich "internationale Beziehungen." Prinz William Mountbatten-Windsor und Gattin Catherine, Rudyard Kipling, Fridtjof Nansen haben hier studiert. St. Andrews steht an der Spitze in der Terrorismus-, Sicherheits- und Konfliktforschung:
"Ein großer Museumsraum [fiktiv] war dem Krieg gewidmet. Bibliotheken und Buchhandlungen enthalten unzählige Bände der Militärgeschichte. Die meisten von uns können an mehrere Kriegsfilme denken. Es gibt etablierte Traditionen der Kriegsberichterstattung und der Konfliktfotografie. Frieden, auf der anderen Seite..."
Seit 2022 gibt es in St. Andrews ein vertikales Projekt: fachübergreifend und unabhängig vom Grad arbeiten Studenten und Wissenschaftler am peacemuseum, dem Friedensmuseum. Das Projekt ist virtuell, deshalb finden Sie es hier: https://vpp.wp.st-andrews.ac.uk/
Es gibt zahllose Beiträge: Forschungsberichte, Sprachanalysen, Beispielgeschichten, Randbemerkungen, Zukunftsvisionen - sie alle sollen dazu beitragen, den Begriff Frieden sichtbar zu machen. 24 Türchen werden nicht genügen. Aber wenn Sie jeden Tag ein anderes Kapitel im peace museum lesen, anhören oder anschauen, werden Sie ein Gefühl dafür bekommen, wie schlecht der Begriff Frieden tatsächlich thematisiert ist. Eine Studentin, Kim Wahnke, hat im Projekt eine Analyse von politischen Äußerungen vorgenommen. Dabei zeigte sich, wie friedlich (oder nicht friedlich) Wahlprozesse verlaufen, welche Aufmerksamkeit politische Kampagnen dem Frieden und der Friedenskonsolidierung widmen und wie eng Demokratie und Frieden in verschiedenen Kontexten miteinander verbunden sind (oder auch nicht). Ein Beispiel: das Wort Frieden erscheint im Wahlprogramm der konservativen Parteien (UK) viermal. Zweimal im Kontext "Seelenfrieden" beispielsweise beim Chippen von Katzen oder bei der Bekämpfung von Terrorismus. Die Labourpartei nennt den Begriff 15 mal, meist im Zusammenhang mit geopolitischen Fragen. Auch die ökologische Partei benutzt das Wort nur 10 mal, die liberalen Demokraten 7mal. In Groß-Brittannien gibt es die Friedenspartei, diese erwähnt Frieden 54 mal, wobei allerdings 23 Nennungen aus ihrem Eigennamen resultieren. Die vollständige Auswertung (in englischer Sprache) finden Sie hier: https://vpp.wp.st-andrews.ac.uk/2023/04/15/peace-sustainability-and-politics/
Das peacemuseum - die Onlineseiten - gliedert sich auf in die Projektbeschreibung (about us), das Museum mit der Untergliederung in die Rubriken Frieden schaffen, Frieden halten, Wiederaufbau, Frieden auf andere Weise, Wahlkampf und Aktivismus, Zukunft des Friedens, Stimmen am Rande und Sichtbarmachen von Frieden.
Es gibt eine Bibliothek mit weiterführender Literatur, verschiedene Projekte und Veranstaltungen sowie Veröffentlichungen. Speziell für Lehrkräfte gibt es eine Materialiensammlung, und es gibt den Blog, in dem diverse Aufsätze versammelt werden.
In jedem Raum entdecken Sie Beiträge der unterschiedlichsten Art. Neben Kriegsberichten findet man auch "Wie man einen Obstkorb für die Aliens macht", sehr private Aspekte von Frieden (z.B. wie Frieden sich in Märchen darstellt - über meine persönlichen Gespräche mit Kim Wahnke* zum Thema Frieden im Märchen lesen Sie in meinem Jahrbuch 2024 mehr) stehen neben meta-geopolitischen Beiträgen wie "Über die Bedeutung des Friedens im Weltraum" - dabei geht es um die final frontier in starwars und den real existierenden Weltraumvertrag der Vereinten Nationen aus dem Jahr 1967.
Alle Seiten können Sie übersetzen lassen.
*Der Blog-Beitrag von Kim Wahnke wird in den nächsten Tagen online zu lesen sein...
Ich wünsche Ihnen liebe Leserinnen und Leser mit dieser bunten, wenn auch nicht immer fröhlichen Mischung, eine friedvolle Einstimmung auf den Advent.
M.Hiller
