lesen Sie im Durchblick Januarheft 2024 und hier:

Warum junge Menschen sich für Imkerei entscheiden - Ein Interview mit Simon Götz aus Lautern

mh: Hallo Simon, vor sechs Jahren hast du dich entschieden, ein Probejahr Imkern zu absolvieren. Der Imkerverein Lautertal unterstützt Neulinge, indem er ihnen für ein Jahr die Ausrüstung kostenfrei zur Verfügung stellt, also Anzug, Hut mit Netz, Handschuhe, Beuten. Erfahrene Imker aus dem Verein betreuen die Neulinge, und sie erhalten ein eigenes Bienenvolk.
Der Durchblick hat das Projekt ein Jahr lang begleitet und über Fortschritte und Erfahrungen der Jungimker berichtet. Die Anschaffung der Ausrüstung wurde durch den Durchblick finanziell unterstützt im Rahmen des Jahresprojektes von 2017/18.


Nach dem Probejahr müssen sich die Neuimker entscheiden, ob sie weitermachen. Dann muß die Ausrüstung erworben werden, oder sie steht dem nächsten Nachwuchsimker ein Jahr zur Verfügung.
Simon, seit sechs Jahren beschäftigst du dich mit Bienen, Honig und Imkerei. Hast du noch weitere Hobbies? In welche Schule gehst du?

Simon: Ich bin Schüler an der MPS, und natürlich habe ich noch weitere Hobbies: Jugendfeuerwehr, Skifahren, Fahrradfahren, am Moped schrauben.

mh: Simon, du bis jetzt 14 Jahre alt, wie alt warst du, als du beim Imkerverein eingestiegen bist?

Simon: Mit acht  Jahren bin ich eingestiegen, nachdem ich mich schon zwei Jahre lang dafür interessiert habe.

mh: Dein Betreuer war Peter Kindinger, von ihm bekamst du viele nützliche Informationen, Hintergrundwissen über Bienen und ihre Haltung, und natürlich dein eigenes Bienenvolk.
Was macht dein Hobby so interessant, daß du viele Stunden pro Woche hineinsteckst?

Simon: Die Verbindung zur Natur und etwas draußen zu machen, sowie der Genuss des eigenen Honigs. Es ist gut,  wenn man weiß wo der herkommt, und jede Ernte ist wieder etwas anders in Farbe und Geschmack.
Im Sommer (April bis September) stecke ich jede Woche drei Stunden in die Imkerei, im Winter etwa eine halbe Stunde. Aber in den Erntemonaten auch mal 12-14 Stunden, über 2-3 Tage verteilt.

mh: Wieviele Bienenvölker hast du - und gibt es Geschichten dazu, was schon alles passiert ist mit ihnen?

Simon: Aktuell habe ich 14 Völker, auch durch Übergaben von älteren Imkern, die inzwischen aufgehört haben.
2021 war ein ganz schlechtes Jahr, ohne Honigernte und dann auch mit überdurchschnittlichen Verlusten im Winter 21/22.
Einmal wurden wir zum Einfangen eines Schwarmes gerufen, der sich dann als aggressives Volk erwies. Daraufhin haben wir im nächsten Sommer die Königin getauscht.

mh: Was machen Bienen im Winter?

Simon: Sie halten Winterruhe in der Bienentraube innerhalb ihres Stockes.

mh: In welcher Zeit kannst du Honig ernten und welche Blüten suchen deine Bienen am liebsten auf?

Simon: Honig wird von Mai bis Juli geerntet, die Bienen mögen am liebsten nektar- und pollenreiche Blüten wie Löwenzahn und Obstbaumblüten,  aber auch sonst alles was blüht und Nahrung verspricht. Zum Glück gibt es seit einigen Jahren wieder einen Trend in Richtung  bienen- und insektenfreundlicher Garten- und Balkonpflanzen.

mh: Ist der Verkaufspreis für den Honig kostendeckend für alle Ausgaben?

Simon: Da ich dankenswerterweise sowohl von meinem Imkerpaten Peter Kindinger als auch von Horst Pedde viele Gerätschaften sowie Verbrauchsmaterialien und sogar ein Bienenhaus übernehmen konnte, komme ich aktuell trotz deutlicher Verteuerung z.B. beim Witerfutter um rund 100% von 2021 bis 2023 ganz gut hin. Zumal es ein Hobby ist und man die Zeit da nicht rechnen darf. 2021 gab es keinen Honig zum Verkaufen,  aber trotzdem  habe ich die Bienen für den Winter eingefüttert und gegen Varroa Milben behandelt. Das war ein komplettes Draufleggeschäft. In diesem schlechten Jahr habe ich im Rahmen der jährlichen Faulbrut Monitoringaktion des deutschen Imkerbundes eine Probe aus mehreren Völkern abgegeben und das Ergebnis war unauffällig. Innerhalb des Lautertaler Imkerverein gibt jedes Jahr ein anderer Imker seine Proben zur Faulbrutuntersuchung, so daß binnen weniger Jahre das komplette Aufstellgebiet der Lautertaler Imker im Monitoring berücksichtigt ist. Dieses Jahr wurde vom deutschen Imkerbund über den Lautertaler Imkerverein eine Honigprobe zur Qualitätssicherung von mir angefordert, da der Imkerbund ständige Qualitätskontrollen als Stichproben bei seinen Mitgliedern einzieht. Auf das Ergebnis warten wir momentan noch.
Inzwischen verkaufe ich übrigens meinen Honig nicht mehr nur von zu Hause aus, sondern auch über die Metzgerei Schäfer in Reichenbach, die ihr regionales Angebot damit erweitert hat.

mh: Wie oft bist du schon gestochen worden?

Simon: Zu oft, um noch mitzuzählen - aber das gehört bei dem Hobby halt auch mit dazu.

mh: Simon, ich danke dir für das ausführliche Interview und wünsche noch viel Freude mit deinen Bienen! Ich denke bei jedem Löffel Honig an deinen Einsatz! M. Hiller

Weitere Infos zum Durchblick-Projekt 2017/2018 finden Sie hier!