Fassade der Torhalle in Lorsch, Foto VSG

Veranstaltungen im UNESCO Weltkulturerbe Kloster Lorsch - Das ganze Programm ausführlich und aktuell unter
www.kloster-lorsch.de - Anmeldungen & Infos: Tel. 0 62 51/86 92 00 und Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Offenes Lauresham, Themenführungen, Familienführungen, Mo(nu)mentmal (thematische Kurzführungen) und mehr...

Aktuell z.B. Zum Jubiläumsjahr der zehnjährigen Aufnahme des Lorscher Arzneibuchs in das UNESCO Weltdokumentenerbe, widmet sich die gesamte Ausstellung im 1. OG des Lorscher Museumszentrums vielen Themen rund um die klösterliche Heilkunde. Unter dem Titel "Schimmel, Schafsmist, Schwalbennest" gibt es im Rahmen von Heilwissen hinter Klostermauern eine Mitmachausstellung vom 7.10.2023 bis zum 14. Januar 2024 sowie ein buchbarer Workshop für Kinder ab 6 Jahren und für Erwachsene. Das Lorscher Arzneibuch umfasst 482 Rezepturen zur Herstellung von Arzneimitteln. Es gilt als Meilenstein der Medizingeschichte, da es erstmals im westlichen Abendland Erkenntnisse antiker Medizin mit Inhalten des christlichen Glaubens verbindet. Die um 790 im Kloster Lorsch entstandene Handschrift wurde 2013 ins Weltdokumentenerbe der UNESCO “Memory of the World“ aufgenommen. Heute liegt das Original in der Handschriftensammlung der Staatsbibliothek Bamberg. Verlängert bis zum 21.07.2024!
Weitere Infos: https://kloster-lorsch.de/schimmel-schafsmist-schwalbennest-heilwissen-hinter-klostermauern

 

Infos und Buchung: www.kloster-lorsch.de Anmeldeschluss ist immer eine Woche vor der jeweiligen Veranstaltung.

und viele bleibende Themen!

Tag der Offenen Tür mit großem Frühlingsfest am 5. März 2023: UNESCO Welterbestätte Kloster Lorsch / Freilichtlabor Lauresham

Am 5. März (10-17 Uhr) lädt das zur UNESCO Welterbestätte Kloster Lorsch gehörige Freilichtlabor Lauresham zum ersten Tag der Offenen Tür der Saison 2023 ein. Eingebunden in ein großes Frühlingsfest und dem Motto „Aufbruch“ folgend, geht es an diesem Sonntag vor allem um die Frage, was das Ende der Winterzeit für die Menschen vor 1200 Jahren an neuen Herausforderungen und Aufgaben mit sich brachte. Auf dem ganzen Gelände gibt es für die ganze Familie verschiedene Stationen zu entdecken: sei es Ackerbau und Getreideaussaat mit Zugochsen, sei es das Panzerreiterprojekt mit Damastschmiedevorführungen oder die Herstellung eines neuen Wagens. Hinzu kommen Mitmachaktionen für Kinder und Erwachsene. Für das leibliche Wohl ist ebenfalls gesorgt. Der Eintritt ist an diesem Tag frei.

Programm 2023 im Experimentalarchäologischen Freilichtlabor Lauresham und UNESCO Welterbe Kloster Lorsch: Auf den Spuren der Vier Elemente“ das Leben im Frühmittelalter erkunden

Nach „Wissenschaft zum Anfassen“ startet das Experimentalarchäologischen Freilichtlabor Lauresham am 12. März mit „Vier Elemente“ eine weitere Vermittlungsreihe, die die wissenschaftliche Arbeit und die daraus gewonnenen Erkenntnisse einem möglichst breiten Publikum zugänglich machen soll.

An zehn Terminen können Erwachsene und Kinder bei Führungen, Workshops und Exkursionen erleben, wie sich die Menschen des 8. und 9. Jahrhunderts die vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde
zunutze machten.

Am Sonntag, den 12. März um 11 Uhr macht mit dem Schmiedehandwerk das Element Feuer den Anfang der Reihe. Bei der Führung „In der Hitze des Feuers“ geht es in der Schmiede des Freilichtlabors um den Umgang der mittelalterlichen Gesellschaft mit dem Werkstoff Eisen. Die Besucher:innen lernen die Funktion von Rennöfen kennen, Öfen aus Lehm oder Stein mit einer Grube zum Entrinnen (rennen) der Schlacke, und können am Schmiedehammer auch selbst Hand anlegen.

Freitag, 28.4., 17.00 Uhr: Feuerführung in der Dämmerung (Feuer)
Mit der untergehenden Sonne wird es dunkel und kühler in Lauresham. Zeit ein Feuer zu machen! Aber wie machte man eigentlich Feuer im Mittelalter und wie hell und warm wurde es damit? Diesen Fragen werden wir bei zunehmender Dämmerung auf dem Herrenhof Lauresham nachspüren.

Sonntag, 21.5., 10.00 Uhr: Exkursion Weschnitz / Rheinauen (Wasser) - Wie wurden Flusslandschaften im Mittelalter genutzt? Welche Ressourcen lieferten sie? Welche Güter wurden wie transportiert? An
diesem Exkursionstag geht es auf die Spur der mittelalterlichen Weschnitz an der Wattenheimer Brücke in Lorsch und zur Erkundung der Rheinauen in Groß-Rohrheim inkl. Besichtigung der
Auerrindprojektbeweidungsstandorte.

Samstag, 27.5. und Dienstag, 29.8., jeweils um 14.00 Uhr: Familienworkshop "Bogenschießen" (Luft)
Im Rahmen dieses Workshops geht es ausführlich um Pfeil und Bogen im Mittelalter und natürlich dürfen die Teilnehmer:innen auch ihre eigene Zielsicherheit unter Beweis stellen.

Samstag, 10.6. und 15.7., jeweils um 14.00: Familienworkshop "Holzboot" (Wasser)
Wasser spielte zu allen Zeiten eine wichtige Rolle für die Menschen. Mit dem Wasser sind die Versorgung mit Essen und Trinken, Transportwege, aber auch etliche andere Aspekte des täglichen Lebens verbunden.
Funde von kleinen Holzbooten aus dem Frühmittelalter, die wohl als Spielzeuge genutzt wurden, haben die Idee zu diesem Workshop geliefert. Nach der themenorientierten Führung durch den Herrenhof
Lauresham, haben die Familien die Gelegenheit, ein kleines Modell-Holzboot zum Mitnehmen zu bauen.

Samstag, 22.7. und 23.9., jeweils um 11.00 Uhr: Familienworkshop "Kochen" (Feuer)
Im Mittelalter gab es weder einen Elektroherd mit Kochplatten, noch einen Backofen zum Einschalten oder einen Kühlschrank. Den Menschen waren Kartoffeln oder Tomaten völlig unbekannt und Zucker und Gewürze konnte sich damals fast niemand leisten. Was und wie wurde also gegessen? Und hat das überhaupt geschmeckt? Gemeinsam schnippeln und mörsern wir die Zutaten, köcheln und braten an der offenen
Feuerstelle und backen unsere eigenen Brötchen in einem Kugelbackofen. Wenn unser gemeinsames Menü fertig ist, setzen wir uns an die Festtafel und genießen unser selbst zubereitetes Mahl.

Sonntag, 1.10., 11.00 Uhr: Furche um Furche Bodenbearbeitung FMA (Erde)
Wie wurden im Frühmittelalter Felder bestellt? Wie funktioniert ein mittelalterlicher Pflug? Wie wurde das Getreide gesät? Begleiten Sie uns an diesem Tag zu einer spannenden Themenführung auf die
Ackerflächen von Lauresham und erleben die Zugochsen in Aktion. Dabei wird es auch möglich sein, selbst einmal ein paar Meter zu pflügen.

Weitere Einzelheiten zu Zielgruppen, Preisen und Anmeldemodalitäten gibt es auf www.kloster-lorsch.de

Wie ging Ackerbau um das Jahr 800? Ein Experiment...

Bericht zur Themenführung zum frühmittelalterlichen Ackerbau am 19. März 2023:

"Wir fanden in ganz Deutschland nur eine Handvoll Menschen, die noch wußten, wie mit Ochsen gepflügt wird", so Dr. Claus Kropp, Projektleiter des Freilichtlabors Lauresham. "Wir sind kein Museum, denn wir haben keine Ausstellungsstücke. Wir erforschen und rekonstruieren frühmittelalterliche Technologie, ohne dafür viele Funde zur Verfügung zu haben."
Aus Abbildungen, Erwähnungen in historischen Quellen und aus Kulturen, die noch heute mit Techniken arbeiten, wie sie in Deutschland vor 1200 Jahren eingesetzt worden sein könnten, wird ein Bild zusammengesetzt.


Das rätische Grauvieh David, inzwischen 15 Jahre alt; David, mit Darius einer der beiden ersten Ochsen in Lauresham, wiegt 800 kg, hat eine Risthöhe von 1,30m und entspricht damit einem sehr großen mittelalterlichen Ochsen. Er  zieht 10-15 % seines Körpergewichtes, aber nach gut drei Stunden ist Pause, dann muß er wiederkäuen.

Auch die Pflugschar ist experimentell nachkonstruiert. Mit dieser ältesten Form eines Pflugs wird die Scholle nur aufgeworfen, die Tiefe richtet sich nach der Kraft des Zugtieres. Es wurde also nicht umgepflügt.

Das aufgeworfene Erdreich wurde im Nachgang mit einer Egge - ebenfalls von David gezogen - geglättet, und nach der Einsaat wurde diese mit der Egge eingearbeitet. Man säte auch nicht eine Sorte Getreide, sondern eine Mischung. So konnte ein gleichbleibender Ertrag in Jahren mit unterschiedlichen Witterungsbedingungen gesichert werden.

Ein weiterer Techniktrick der frühmittelalterlichen Bauern war der Wölbacker. Es wurde ein Hügel aufgeworfen, bis eine Wölbung von 60-80cm Höhe entstand. Ein solcher Acker war etwa 12 Meter breit und konnte 1,5 km lang sein, wie Bodenbefunde in Wäldern oder (in England) auf Schafweiden zeigen. Der Vorteil liegt in den verschiedenen Mikroklima-zonen: in der Mulde kühl und feucht, auf dem Buckel warm und trocken. Auch damit konnten Ernteschwankungen aufgrund der Witterungsbedingungen ausgeglichen werden.  

David trägt ein modernes Polsterkummet aus den 1930er Jahren - aus Gründen des Tierwohls wird in Lauresham nicht mit historischem Kummet oder Joch gearbeitet...

Foto oben: Nachbau eines historischen Jochs, das auch für Pferde verwendet wurde. Es stellt für das Zugtier eine Erleichterung für schwere Zugarbeiten dar, ist aber unbequem zu tragen für das Tier. Noch im 19. Jahrhundert verwendete man das Joch, das etwa 250 verschiedene regionale Formen hatte, da die Landwirtschaft sehr stark durch örtliche Traditionen und Anforderungen geprägt war.

Foto unten: Kummet, wie es im Hochmittelalter im slavischen Raum verwendet wurde, für zwei Zugtiere. Übrigens ziehen zwei Ochsen im Gespann nicht doppelt so viel: zu zweit ziehen sie etwa 10% weniger als das Doppelte Gewicht.

Wendemanöver am Wölbacker:

Um die Schollen möglichst zu einem Hügel aufzuwerfen, mußten die Reihen dicht gepflügt werden, mit sehr engen Wendemanövern, die am Ende der Reihe viel Platz erfordert. In Lauresham stehen auf einem Wölbacker Klimastationen, die sowohl auf dem Hügel als auch in der Senke messen. Das Experiment wird schließlich wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse liefern...


Text und Fotos: M. Hiller

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Mit der Familien-Jahreskarte können Inhaber*innen zwölf Monate an allen Tagen kostenlos alle öffentlichen Führungen, alle Themenführungen, Thementage und die offenen Sonntage im Freilichtlabor Lauresham besuchen. Die Familien-Jahreskarte gilt für zwei Erwachsene und bis zu maximal vier Kinder bis 16 Jahre. Der Clou: Die Jahreskarte ist übertragbar, kann Freunden und Verwandten also für die gleiche Nutzbarkeit geliehen werden. Ab ihrer ersten Nutzung beginnt der Gültigkeitszeitraum der Karte von einem Jahr. Erhältlich sein wird die Karte zum Sonderpreis von 49 € anstelle von 79 € erstmals auf dem Lorscher Weihnachtsmarkt (25.-27. November 2022), an der Bude des Lorscher Kultur- und Tourismusbüros. Im Anschluss kann die Karte noch bis zum 31.12.2022 zum Sonderpreis an der Kasse des Lorscher Museumszentrums erworben werden.

2023 beginnt die Lauresham-Saison am 5. März mit dem ersten Tag der offenen Tür „Aufbruch! Saisonstart mit Frühlingsfest“, der sich insbesondere dem Thema Reisen, Transport und Handel im Frühmittelalter widmen wird. Ein weiteres Highlight im Laureshamer Jahresprogramm wird auch in diesem Jahr wieder der Tag der Experimentellen Archäologie sein, an dem Forscher*innen wieder beim Experimentieren über die Schulter geschaut werden kann. Den Schlusspunkt setzt dann endlich wieder ein Tag der offenen Tür als „Saisonabschluss mit Herbstfest“ am 29. Oktober. Dazwischen erwarten die Besucher*innen wieder viele spannende Themenführungen und Workshops in und um den Herrenhof.

Für Familien mit Jahreskarte kostenfrei, stehen zudem schon im kommenden Januar und Februar die zwei ersten Thementage – außerhalb der eigentlichen Saison – im Freilichtlabor Lauresham an: 22.1. Lauresham im Winter und 11.2. Lauresham bei Nacht - Infos siehe www.kloster-lorsch.de 

16. Dezember 22: Jüngstes Mitglied der Großrind-Herde auf den Namen Frieda getauft

Der Geo-Naturpark unterstützt den Förderkreis Große Pflanzenfresser und überreicht eine Futterspende. Am 16. Dezember wurde das jüngste Mitglied der Großrind-Herde, die auf der Hammer Aue bei Groß-Rohrheim grast, auf den Namen Frieda getauft. Der Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald hat zu diesem Anlass die Patenschaft für das eineinhalb Jahre alte Tier übernommen. Den Spendenscheck über 500 Euro überreichte Landrat Christian Engelhardt, 1. Vorsitzender des Geo-Naturparks, an den Förderkreis Große Pflanzenfresser im Kreis Bergstraße.

Christian Engelhardt führte aus: „Ich freue mich sehr, dass wir hier nicht nur die Tiere, sondern insgesamt ein tolles Projekt unterstützen können, das zum Erhalt einer für die Region typischen Landschaft, den Auenwäldern mit ihrer ganz besonderen Artenvielfalt, beiträgt.“

Claus Kropp, Vorsitzender des Förderkreises, nahm die Spende mit den Worten entgegen: „Wir bedanken uns sehr für diese Unterstützung. So können wir die Versorgung der Herde vor Ort besser sicherstellen, da wir im Winter zufüttern müssen. Das gibt uns mehr Spielräume, um uns auf das Wesentliche, nämlich den Naturschutz durch Beweidung, zu fokussieren.“

Frieda sieht schon fast wie ein echter junger Auerochse aus. Ihr Hornansatz ist bereits jetzt beachtlich. Daher rechnen die Züchter damit, dass ihre Hörner, wenn sie erst einmal ausgewachsen ist, dem Auerochsen sehr ähnlich sein werden. Dieser zeichnete sich nämlich durch eine beeindruckende Hornlänge und einen großen Horndurchmesser aus. Weitere Eigenschaften, die Frieda mit dem Auerochsen teilt, sind ihre stattliche Größe und die braune Färbung.
Frieda ist Spross des Auerrindprojekts, das der Förderkreis Große Pflanzenfresser im Kreis Bergstraße und das Freilichtlabor Lauresham 2013 ins Leben gerufen haben. Der Geo-Naturpark fördert das Projekt seit der ersten Stunde. Ziel ist es, einerseits die Geschichte des Auerochsen in der Rheinebene zu erforschen und andererseits eine Rinderrasse zu züchten, die dem Auerochsen in Aussehen, Verhalten und Genetik möglichst nahekommt.
Tiere, die der Wildform ähneln, sind besonders geeignet, naturnahe Lebensräume ganzjährig extensiv zu beweiden.

Neben Frieda und der Gruppe weiblicher Tiere, die in der Hammer Aue weiden, unterhalten die Projektverantwortlichen noch drei weitere Standorte in der Region. Nach knapp zehn Jahren Kreuzungszucht, die mit vier dem Auerochsen ähnlichen Großrinderrassen begann, geht das Projekt jetzt in die entscheidende Phase. Die Rinderpopulation ist nun so groß, dass durch Züchtung die für Auerochsen typischen Eigenschaften fixiert werden können.

Durch das Fressverhalten der Großrinder entstehen halboffene Auen, die sich durch eine ganz besonders Lebensgemeinschaft auszeichnen. Mit ihren Hufen schaffen sie in den feuchten Wiesen und an den Tümpeln kleine Wasserstellen, ideale Laichplätze für Amphibien. Außerdem bietet ihr Kot Nahrung für die verschiedensten Kleinlebewesen wie unter anderem Kotkäfer, die wiederum auf dem Speiseplan für Vögel wie den Neuntöter stehen. Die Auerrinder sind also ein wichtiger Teil einer artenreichen Landschaft, den Auenwäldern.
Im Bereich des Naturschutzgebietes Hammer Aue steht auch eine Informationstafel des Geo-Naturparks, die sowohl über das Projekt als auch über die Geschichte des Gebiets informiert. Die Hammer Aue blickt auf eine wechselvolle Vergangenheit zurück und war sowohl Teil Hessens als auch der Kurpfalz und gehörte sogar einmal zu Frankreich. Früher war die Hammer Aue eine Insel, die durch einen Altrheinarm vom rechten Flussufer getrennt war. Durch die Arbeiten des Wasserbauingenieurs Claus Kröncke im 19. Jahrhundert wurde der Zulauf in den Altrheinarm verfüllt, sodass aus der Insel Festland wurde.

Foto Übergabe des Spenden-Schecks, v.l.n.r.: Landrat Christian Engelhardt, 1.
Vorsitzender des Geo-Naturparks, Dr. Jutta Weber, Geschäftsführerin des Geo-Naturparks,
Claus Kropp, Vorsitzender des Förderkreises Große Pflanzenfresser im Kreis Bergstraße,
Foto: Geo-Naturpark

 

 

Bleibende Themen:

Lorsch und Lauresham: vielschichtige historische Experimente

Der Lorscher Kodex: das wichtigste historische Dokument zu unserer Region...

Der Lorscher Kodex: das wichtigste historische Dokument zu unserer Region...

Hier finden Sie die Übersicht über alle Beiträge zu den Projekten im Freilichtlabor Lauresham und der Welterbe-Stadt Lorsch
Lauresham: Infos hier: https://kloster-lorsch.de/freilichtlabor
Lorsch: Aktionen und Stadt-Informationen
- Infos auch hier: UNESCO Welterbe Kloster Lorsch Fon 0 62 51/86 92 00 www.kloster-lorsch.de

Bitte lesen Sie weiter unten auch zu folgenden interessanten Themen:

Jubiläumsausstellung 2021:

Kloster Lorsch: „Geschichte schöpfen – Quellen aus einem Brunnen“

Zähneputzen vor 1200 Jahren?
Kloster Lorsch für zuhause – Museumspädagogik in Zeiten der Pandemie

Lorsch: ein goldglänzender Psalter als Geschenk August 2021

Stadt Lorsch, Lauresham und Partner: Landschaftspreis
Juni 2021

Lorscher Tabakacker:
Das Projekt in der Stadt des Tabaks

Lorscher Freilichtlabor: Anbau alter Getreidesorten
UNESCO Welterbe Kloster Lorsch / Lauresham: Auerrindprojekt „12 Monate im Herrenhof“ Lauresham: das Wölbäcker-Projekt

 

Und hier: Lauresham: ein Gang durch das Freilichtlabor - eine Fotosafari

Gesunde Tipps aus dem Lorscher Arzneibuch: Der „Lautertrank“

Der Lorscher Bienensegen und unser Aprilscherz 2012: der Lorscher Bienensegen

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30 Jahre UNESCO Welterbe Kloster Lorsch: Festakt am 13.6.22

Vor 30 Jahren: Kloster Lorsch erhält den ersten hessischen Titel eines Welterbes der Menschheit – Festakt auf den 13. Juni 2022 verlegt

Vor 30 Jahren hat Kloster Lorsch in Union mit dem nahegelegenen Mutterkloster Altenmünster den ersten hessischen Titel eines Welterbes der Menschheit erhalten. Die Urkunde des UNESCO World Heritage Committee zum Platz auf der Liste des weltweit bedeutenden Kulturerbes ist auf den 13. Dezember 1991 datiert. Eine Feier zum Jubiläum mit der Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn, sollte ursprünglich im Dezember 2021 an die Aufnahme des 764 gegründeten und 1556 aufgehobenen Klosters erinnern. Die vierte Welle der Corona-Pandemie verzögert jedoch die Pläne. Der Festakt der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen wurde nun um ein halbes Jahr verschoben und auf den 13. Juni 2022 gelegt.

Welterbequalitäten: Authentischer Ort und innere Werte

„Die UNESCO Welterbestätte Kloster Lorsch mit der berühmten Torhalle hat in der zurückliegenden Zeit all das geleistet, was der hohe, an viele Qualitätskriterien gebundene Titel Welterbestätte von uns erfordert“, sagte SG-Direktorin Kirsten Worms im Dezember 2021. „Die ehemalige Reichsabtei Karls des Großen präsentiert sich trotz des Verlustes vieler Bauwerke nicht nur äußerlich in bester Verfassung für das Publikum. Auch die »inneren Werte« zeichnen diesen authentischen Ort aus: Von einem engagierten Team gehen beispielhafte museumspädagogische Initiativen aus, die die klösterliche Welt in Mittelalter und Früher Neuzeit für alle Ansprüche facettenreich und lebensnah vermitteln. Der Stolz der Lorscher Welterbestätte erklärt sich nicht zuletzt mit der Vielgestaltigkeit ihrer Angebote.“

30 Jahre Erfolgsgeschichte: Heft „Lorsch erleben“ ist da

Pünktlich zum Jahrestag erscheint eine neue Ausgabe des Heftes „Lorsch erleben“ zur Entwicklung in drei Jahrzehnten. Die Redaktion leitete Dr. Hermann Schefers, der Chef der Welterbestätte. „Lorsch ist ein vitaler Ort. Die verschiedenen Aufsätze schlagen einen Bogen von der Geschichte des Klosters und ihrer erhaltenen Bauwerke, über die Denkmalpflege, Forschung und den Reichtum digital erschlossener Quellen zu den vielen Angeboten, die wertvolle Bildungschancen für alle Interessierten darstellen. Welterbestätten sind so etwas wie Portale, durch die Menschen in die Kultur der Vergangenheit eintreten, sozusagen in das Archiv der Erde, und den materiellen und immateriellen Leistungen des menschlichen Geistes sehr nahekommen“, so Schefers.

„Augenöffner“ – Ideenwettbewerb zur Vermittlung

Mit Bezug auf die Lorscher Pädagogik, die innerhalb des Verbunds deutscher Welterbestätten hohe Wertschätzung genießt, hat das Kuratorium UNESCO Welterbe Kloster Lorsch zum Jubiläum einen Wettbewerb ausgelobt. Unter dem Titel „Augenöffner. Die Geheimnisse des UNESCO Welterbes Kloster Lorsch, neu gesehen von Menschen unter dreißig“ bittet der bürgerschaftliche Unterstützungsverein Personen, die nach dem 13.12.1991 geboren wurden, um Ideen „für junge, frische Projekte“ zur Vermittlung der Lorscher Stätte. Das Kuratorium bittet um Zuschriften bis zum 15. März 2022. Die besten Einsendungen unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! werden mit Geld- und Sachpreisen prämiert.

Auftakt des Jubiläums mit der Brunnen-Ausstellung

Das Welterbe-Jubiläum hatte im zu Ende gehenden Jahr nur wenige Monate, in denen Veranstaltungen stattfinden konnten. Höhepunkt war die Eröffnung der Ausstellung „Geschichte schöpfen – Quellen aus einem Brunnen“, die im Schaudepot Zehntscheune bereits in die Winterpause gegangen ist und am 1. März 2022 wiedereröffnet. Sie war zugleich ein Highlight der 75-Jahr-Feier der hessischen Schlösserverwaltung. Die dort gezeigten, in den Wandungen eines barocken Brunnens entdeckten Architektur- und Skulptur-Fragmente belegen, dass eine Blützezeit des Klosters nicht nur in karolingischer Zeit herrschte. Sie ist auch für die Epochen der Romanik und Gotik festzustellen. Vorträge, auch fachliche zu dieser Ausstellung, werden im nächsten Jahr nachgeholt.

März 2022: FRIEDEN Das diesjährige Thema der Lorscher Hoftorgedichte

Lange bevor die Tagespolitik dieses Thema auf Platz 1 setzte, lange auch, bevor Corona viel Unfrieden mitten in unsere demokratische Gesellschaft trug, geisterte „Frieden“ als Thema der Hoftorgedichte 2022 durch die Köpfe der Organisator*innen im Lorscher KULTour-Amt. Nun ist es aktueller denn je. Gesucht werden also in diesem Jahr Gedichte für die Lorscher Hoftore, die sich mit dem Begriff des Friedens, mit der Sehnsucht danach, mit dem Wert dieses Zustandes, mit der Schwierigkeit, diesen zu erreichen oder gar zu erhalten, mit dessen Voraussetzungen oder auch einfach nur mit dem Glauben daran befassen. Dabei sollte man nicht vergessen, dass auch die Natur friedlich sein kann, eine Stimmung im Haus, der Anblick eines schlafenden Menschen oder des Himmels, dass es inneren Frieden gibt und auch solchen, den man sich im Zwischenmenschlichen herbeiwünscht. Mancher Friede ist nur ein Augenblick lang spürbar, anderer wird über Jahrzehnte herbeigesehnt. Der Unfrieden, in dem der Mensch mit der ihn umgebenden Natur lebt, ist ebenfalls ein Aspekt des Begriffes. Alter, Geschlecht und Herkunft spielen bei den Einsendungen keine Rolle. Einzig zu lange sollten die Gedichte nicht sein. „“Das Gedicht muss samt Überschrift etc. auf eine Seite passen“, so Marcel Ehret, der in diesem Jahr die Einsendungen betreut. Und er bittet: „Vergessen Sie nicht den Namen des Dichters/der Dichterin, Ihren eigenen Namen und Ihr Alter.“ Denn die Aktion soll zeigen, wie weit der Aufruf durch möglichst alle Generationen gehört wurde. „In diesem Jahr bitten wir auch insbesondere die Schulen, sich zu beteiligen. Was verbinden die, die die Welt morgen in ihren Händen halten, mit diesem Begriff?“ Wie immer können auch selbstverfasste Gedichte eingereicht werden. Aphorismen hingegen, Sinnsprüche oder Prosa-Zitate sind nicht gesucht. „Vielleicht würden sich ja auch in Lorsch und der Region lebende Bürger*innen anderer Nationen beteiligt, gerne auch mit Gedichten in deren Muttersprachen“, möchte das KULTour-Amt auch die fremdsprachige Bevölkerung zum Mitmachen ermutigen. „Das würde uns – gerade in diesem Jahr mit diesem Thema - ebenfalls besonders freuen.“ Die Gedichte sollen bis zum 25. März am besten per Mail (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!), Postsendung oder Einwurf im KULTour-Amt (Stiftstraße 1, 64653 Lorsch) sein. Ab Mai werden die Hoftorgedichte dann wieder im gesamten Stadtraum in Lorsch auftauchen und etwa acht Wochen lang überall aushängen. Es wird ebenfalls wieder eine Übersicht zur Verfügung gestellt, die sämtliche Adressen nennt, an denen dann Lorscher Hoftorgedichte zu lesen sein werden.

Oktober 2021: Kloster Lorsch für zuhause – Museumspädagogik in Zeiten der Pandemie

Immer noch verursacht die Corona-Pandemie Einschränkungen was den ungehinderten Zugang zur Museumspädagogik des UNESCO Welterbe Kloster Lorsch betrifft. „Bislang können wir nur einen Ausschnitt aus unseren Angeboten in unseren Räumen umsetzen“,  bedauert das engagierte Team im Welterbe die weiterhin bestehenden Einschränkungen.  Dazu kommt, dass die Tage nun kürzer und die Abende länger werden.

„Deshalb haben wir uns Workshop-Sets ausgedacht, mit denen das Frühe Mittelalter zuhause erfahrbar wird“, so die Leiterin der Museumspädagogik in Lorsch, Claudia Götz. Ab Oktober macht eine Zusammenstellung aus Materialien, Werkzeugen und kurzweiligen Erklär-Videos den Exkurs in die Vergangenheit so leicht wie vergnüglich. Jedes Workshop-Set hat ein anderes Thema und bietet die Möglichkeit, eine andere Technik auszuprobieren, bzw. etwas anderes herzustellen. An jedem ersten Wochenende in den Wintermonaten wird ab jetzt auf der Homepage ein neues Set mit einem weiteren Thema angeboten. Die Sets können online bestellt oder auch ganz „altmodisch“ im Museums-Shop gekauft und mitgenommen werden.

Zähneputzen vor 1200 Jahren?

In Workshop-Set 1, das es ab sofort gibt, geht es um die Anthropologie, also um das Leben der Menschen in vergangenen Zeiten oder noch genauer: Darum, wie sich die Karolinger die Zähne putzten.  Hätte man beispielsweise gedacht, dass es schon vor 1200 Jahren Zahnputzmittel gab, das beispielsweise die Lorscher Mönche eifrig benutzten? Und das übrigens sehr erfrischend schmeckt? - Das Workshop-Set 1 hält alle Zutaten zur Zubereitung dieses karolingische Zahnpulvers bereit und auch die Anleitung dazu, wie es zusammenzumischen ist. Was den heilkundigen Lorscher Mönchen darüber hinaus zum Thema Zahnhygiene bekannt war und was bislang sonst noch über die Menschen des Lorscher Klosters anhand ihrer Zähne herausgefunden werden konnte,  auch das kann mit diesem Workshop-Set entdeckt und erfahren werden! Alles was zuhause dazu bereitgehalten werden muss, sind ein internetfähiges Endgerät mit QR-Code-Leser sowie ein Teelöffel und ein Schälchen und los geht’s! 

Ein Workhop-Set kostet 8,50 €. Erhältlich im Museumszentrum der UNESCO-Welterbestätte Kloster Lorsch (Nibelungenstraße 32, 64653 Lorsch Dienstag bis Sonntag von 10 – 17 Uhr oder bestellbar unter 0 62 51.86 92 00, Mo - Fr 9 – 17 Uhr).

„Geschichte schöpfen ...“ in der Lorscher Zehntscheune wird am 1. März wiedereröffnet

Die große Jubiläumsausstellung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen (SG) in Lorsch, „Geschichte schöpfen. Quellen aus einem Brunnen“, wird nach der Winterpause am Dienstag, den 1. März 2022, wieder für das Publikum zugänglich sein. Die Schau in der Zehntscheune bleibt zunächst bis zum 30. Oktober 2022 täglich (außer Montag) von 10:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Sie steht im Mittelpunkt eines Programms, mit dem die SG 30 Jahre UNESCO Welterbe Kloster Lorsch feiert. Aufgrund der Schutzmaßnahmen während der Corona-Pandemie musste der zentrale Festakt zur Titelverleihung vom 13. Dezember des vergangenen Jahres auf den 13. Juni 2022 verlegt werden. Die von der Baudenkmalpflegerin Dr. Katarina Papajanni kuratierte Ausstellung präsentiert einmalige Funde, die in einem alten Brunnen auf dem Klostergelände zum Vorschein gekommen waren. In die Brunnenwandung war Abbruchmaterial der ehemaligen Nazariusbasilika eingebaut: Darunter befanden sich steinerne Ausstattungselemente und wertvolle Kunstgegenstände wie die Fragmente einer seltenen Skulptur vom Typus „Atzmann“ aus dem 13. Jahrhundert. Sie wurde als Pultträger für die Liturgie eingesetzt. Entdeckungen dieser Art belegen eine Blütezeit des Klosters Lorsch auch in nachkarolingischer Zeit.

Jubiläumsausstellung präsentiert Neues zur Vergangenheit des UNESCO Welterbes Kloster Lorsch: „Geschichte schöpfen – Quellen aus einem Brunnen“

Im 30. Jahr der Verleihung des UNESCO Welterbetitels an Kloster Lorsch bringt eine Jubiläumsausstellung einmalige Funde aus einem alten Brunnen zum Vorschein. Die multimediale Schau „Geschichte schöpfen – Quellen aus einem Brunnen“ zeigt dem Publikum vom 6. Oktober 2021 an erstmals einen seltenen „Atzmann“. Die Skulptur aus dem 13. Jahrhundert ist ein steinerner Pultträger, der sich jetzt in die kleine Zahl erhaltener Exemplare dieses Typus einreiht: Nur 19 weitere waren bisher bekannt. Der „Atzmann“ und viele andere spektakuläre Architektur- und FigurenWerkstücke waren in der Wandung eines barocken Brunnens verbaut. Sie stammen aus der zerstörten Lorscher NazariusBasilika, von der nur noch ein Baufragment existiert. Sie war einst als „Wunder an Pracht und Schönheit“ gerühmt worden. Die Neuentdeckungen lassen auf eine Blütezeit klösterlicher (Bau)Kunst auch in nachkarolingischer Zeit schließen. Am Dienstag zuvor wird die von der Baudenkmalpflegerin Dr. Katarina Papajanni kuratierte Ausstellung im Schaudepot Zehntscheune in Anwesenheit der Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Ayse Asar, eröffnet. Sie bleibt bis 28. November 2021 zugänglich und ist nach einer Winterpause wieder vom 1. März bis 30. Oktober 2022 zu besuchen.

Bei der Untersuchung eines alten Brunnens auf dem Gelände des UNESCO Weltkulturerbes Lorsch vor einigen Jahren kamen unerwartet qualitätsvolle mittelalterliche Architektur- und Skulpturfragmente zum Vorschein. Eingebaut in die Wandung konnten einige von ihnen geborgen werden. Das Staunen über diese Funde war damals groß. Nach gründlicher Dokumentation, Restaurierung und wissenschaftlicher Einordnung sind sie nun erstmals öffentlich zu sehen.

Die am 6. Oktober 2021 eröffnete Ausstellung “Geschichte schöpfen – Quellen aus einem Brunnen” der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen (SG) ist der Höhepunkt des Jubiläumsprogramms zu 30 Jahren UNESCO Weltkulturerbe Kloster Lorsch. Die Präsentation im Schaudepot Zehntscheune spiegelt nach Meinung der Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Ayse Asar, die Qualität und den Auftrag einer Welterbestätte.

“Dies ist ein authentischer Ort der Geschichte, an dem Menschen dank beispielhafter Vermittlungsinitiativen von Neugierigen zu Wissenden werden. Kloster Lorsch hat uns immer wieder mit Aufsehen erregenden
Ausstellungen begeistert, darunter die anthropologische Schau “Begraben und Vergessen. Knochen erzählen Geschichte” zu menschlichen Überresten. Stets werden der Vergangenheit neue wichtige Erkenntnisse entlockt und verständlich für das Publikum aufbereitet. Der Atzmann ist eine Sensation.”

Werkstücke werfen neues Licht auf die Geschichte des Klosters Die kostbaren Steinmetzarbeiten, die im oberen Teil des zehn Meter tiefen barocken Brunnens verbaut waren, gehörten einmal zur Ausstattung der ehemaligen Lorscher Nazarius-Basilika. Von dem Gotteshaus mit seinen Anfängen in der Karolingerzeit, das als “Wunder an Pracht und Schönheit” gerühmt wurde, ist heute nur noch der westliche Teil des Mittelschiffs (das sogenannte Kirchenfragment) erhalten.

Zu den Werkstücken aus dem Brunnen gehören unter anderem die ornamentierten Elemente einer Chorschranke aus romanischer Zeit sowie Fragmente von gotischen Skulpturen mit bedeutenden Farbfassungsresten. „Die Entdeckung der wiederverwendeten Spolien ist aus unserer Sicht nicht hoch genug einzuschätzen”, sagt Kirsten Worms, Direktorin der SG. “Sie werfen ein neues Licht auf die Geschichte des Klosters. Eine Blütezeit, unbestreitbar für die Epoche der karolingischen Herrscher, ist jetzt auch für spätere Jahrhunderte am Ort greifbar. Uns erscheint es sogar möglich, das Kloster in der Kunst und Architektur des Hoch- und Spätmittelalters neu zu verorten. Wir freuen uns über diesen großen Zugewinn an Erkenntnissen.“

Kuriosität: ein “Atzmann”

Unter den kunsthistorisch hochbedeutenden Funden ist beispielsweise ein “Atzmann” aus dem 13. Jahrhundert: Diese seltene Bilderfindung gehört zu den Kuriositäten steinerner Kathedralskulptur des Mittelalters: Er wurde als ein Diener in Menschengestalt mit liturgischen Gewändern dargestellt, der auf Brusthöhe eine Pultplatte vor sich hält. Insgesamt sind aktuell nur 20 Atzmänner erhalten. Das neu entdeckte Lorscher Exemplar fordert eine Bezugnahme zu anderen heraus, beispielsweise zu jenen der weltbekannten Dome von Naumburg und Straßburg sowie zum Atzmann in der ehemaligen Chorherrenstiftskirche St.
Peter in Fritzlar. Daher werden zum Vergleich diese drei “Verwandten” als digitale Modelle und alle weiteren Pultträger mit Fotografien in der Ausstellung gezeigt.

Nach den Worten der Kuratorin und Baudenkmalpflegerin der SG, Dr. Katarina Papajanni, wurden die Objekte mit hochpräzisen 3DScans erfasst und mit unterschiedlichen Methoden der Bauforschung, Restaurierung und Kunstgeschichte sowie der Naturwissenschaften dokumentiert und analysiert. Zudem habe man mit den Funden früherer Grabungen einen erweiterten Kontext für manches hinzugekommene Werkstück geschaffen: Korrespondierende Arbeiten aus dem Altbestand des Lorscher Lapidariums wurden einbezogen.

“Wir haben sämtliche Blickwinkel auf das neue Material eingenommen, um sie disziplinenübergreifend einzuordnen”, so Papajanni.

Auch der Brunnenschacht selbst war Gegenstand gründlicher Erforschung. Er gab die Idee zu einer aufwändigen Szenographie für “Geschichte schöpfen – Quellen aus einem Brunnen” der Gestalterin Sabine Gutjahr (Exposition, Frankfurt). Papajanni und Gutjahr zielten darauf ab, die neuen Funde Interessierten aller Altersgruppen – auch ohne Vorkenntnisse – in ihrer Attraktivität und Bedeutung für Lorsch möglichst anschaulich vorzuführen.

Die Ausstellung bleibt zunächst bis zum 28. November 2021 geöffnet. In der Winterpause der Zehntscheunde finden jedoch weiterhin Führungen nach vorheriger Anmeldungen statt. Vom 1. März bis 30. Oktober 2022 ist die Schau wieder uneingeschränkt zugänglich. 2022 erscheint zu “Geschichte schöpfen – Quellen aus einem Brunnen” eine umfangreiche Publikation im Verlag Schnell & Steiner.

Ein goldglänzender Psalter als Geschenk – Grazer Verlag übergibt wertvolles Faksimile zum 30jährigen Welterbejubiläum an Kloster Lorsch

Zum 30jährigen Welterbejubiläum als UNESCO-Welterbestätte hat Kloster Lorsch von der Akademischen Druck- und Verlagsanstalt Dr. Paul Struzl aus Graz (ADEVA) am Dienstag, den 24. August 2021 ein wertvolles Faksimile als Geschenk erhalten. Es handelt sich um die hochwertige Nachbildung eines goldglänzenden Pracht-Psalters, der für Ludwig den Deutschen (ca. 806-876) mit meisterlicher Buchmalerei hergestellt wurde. Das Original der ornamental und figürlich gezierten Handschrift von alttestamentlichen Psalmentexten wird in der Berliner Staatsbibliothek verwahrt und war bisher lediglich als Digitalisat allgemein verfügbar.

Ludwig der Deutsche wurde in Lorsch zu Grabe getragen: Der lange regierende ostfränkische König Ludwig der Deutsche war mit Lorsch als Wohltäter verbunden. Nach seinem Tod am 28. August 876 in Frankfurt am Main fand er dort seine letzte Ruhestätte, wovon wohl ein Steinsarkophag im Lapidarium der Welterbestätte zeugt. Mit dem Status der Grablege dreier Generationenostfränkischer Karolinger hatte das Kloster damals die größte politische Bedeutung in seiner 800 Jahre umspannenden Geschichte erreicht. Es ist in der heutigen Forschung unstrittig, dass der zwischen 825 und 850 im Skriptorium der nordfranzösischen Abtei Saint-Bertin (auch Saint-Sithiu) entstandene Codex ihm zugeeignet war.

Liturgisches Textbuch mit Miniaturen im franko-sächsischen Stil: Die Direktorin der Schlösser und Gärten Hessen, Kirsten Worms, bedankte sich für die besondere Buchproduktion der ADEVA. „Zwar gibt es schon länger die Möglichkeit, den Codex als Digitalisat in Augenschein zu nehmen und zu studieren. Doch ist damit das Gesamtkunstwerk nicht annähernd gewürdigt. Ich freue mich daher sehr, dieses Beispiel eines liturgischen Textbuches  von hoher frühmittelalterlicher Buchkunst einmal klassisch in die Hand nehmen zu können“.

Der Leiter der Welterbestätte, Dr. Hermann Schefers, nannte das Faksimile „ein wunderbares Geburtstagsgeschenk. Vor 30 Jahren, am 13. Dezember 1991, wurde das ehemalige Reichskloster Karls des Großen als erste hessische  Stätte in die Liste des Welterbes der Menschheit aufgenommen. Nun besitzen wir ein Psalter seines Enkels – ein herrliches Exemplar des franko-(angel)sächsischen Stiles mit schöner Flechtbandornamentik und figürlichen Darstellungen. Die Reproduktion der ADEVA wird unsere in Lorsch großgeschriebene Vermittlungsarbeit ungemein bereichern.“

„Paradebeispiel“ eines frühen Zweiges insular geprägter Buchmalerei: Dem Ludwigspsalter auf 120 Pergamentseiten mit späteren Ergänzungen kommt eine herausragende Stellung in der mittelalterlichen Buchmalerei in des Karolingerreiches zu. Nach Angaben des Verlages ist er „Paradebeispiel“ für einen Stil, der unter irisch-angelsächsischem bzw. insularem Einfluss stand. Er entwickelte sich m heutigen Norden Frankreichs. Kennzeichnend sind Goldbordüren als Flechtornamentik sowie wenige Tiermotive mit Schlangen, Drachen und Vögeln. Alle Blättersind mit Zierrahmen eingefasst. Initialen heben de nAnfang der Psalmen und die anschließenden Verse in goldenen Unzialen heraus, während der übrige Text zweispaltig in karolingischer Minuskel erscheint.

Lorscher Tabakacker: Das Projekt in der Stadt des Tabaks

„Ist der Mai recht kühl und nass, füllt‘s dem Bauern Scheun‘ und Fass“. So lautet zwar eine alte Bauernregel, für das Lorscher Tabakprojekt jedoch bringen die unwirtlichen Wetterverhältnisse vor allem eines mit sich: Verzögerungen.

Der Anbau und die Verarbeitung von Tabak war der wichtigste Wirtschaftszweig in Lorsch und in der Metropolregion Rhein-Neckar und hat nach dem 30jährigen Krieg zunächst vielerorts zum Überleben und danach jahrhundertelang entscheidend zum wachsenden Wohlstand beigetragen.

Das Tabakprojekt: Die Kommunen Heddesheim, Hockenheim, Schwetzingen, Hatzenbühl und Lorsch hatten im 2019 unter dem Titel „Tabakanbau und -verarbeitung am Oberrhein“ einen länderübergreifenden (Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland Pfalz) Antrag bei der UNESCO auf die Anerkennung als Immaterielles Kulturerbe gestellt. Dieser Titel würdigt wichtige Kulturerben und -techniken, deren Verschwinden durch lebendige Vermittlung und Weitergabe entgegengewirkt wird. Es wurden auch bereits Verbindungen nach Kuba geknüpft.

Tabak ist das landwirtschaftliche Gut, was die meiste händische Pflege benötigt. Daran konnte auch die Mechanisierung der Landwirtschaft wenig ändern. Deshalb kann Tabak bis heute immer nur in großen Gemeinschaften gepflegt und geerntet werden, was erheblichen Einfluss auf die Mentalität der entsprechenden Gemeinschaften hat. In der Metropolregion stellt der Tabakanbau eines der wichtigsten Kapitel der Erwerbsgeschichte dar.

Seit 2013 gibt es wieder ein Tabakfeld in Lorsch. Es wird seither von der ehrenamtlichen Initiative „Lorscher Tabakprojekt“ gepflegt. Die Gruppe bewahrt damit das Wissen und Können rund um die Tabakkultur, die ohne praktisches Tun nicht erhalten werden könnte. Vom Samenquellen bis zur Fermentierung werden alle Arbeitsschritte händisch ausgeführt. Die Gruppe ist für neue Mitglieder jederzeit offen und besteht aus etwa 25 Personen verschiedenen Alters. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Das Tabakfeld und der Tabakschuppen liegen am östlichen Stadtrand von Lorsch an der Kulturachse (Anfahrtadresse: Odenwaldallee).

Frühjahr: die ersten Arbeiten: Schon bei der Anzucht im Frühbeet kamen die Pflänzchen nur langsam voran. „Allerdings ist der Samen in diesem Jahr sehr gut aufgegangen“, ist Projektleiter Bernhard Stroick trotzdem zufrieden. Das Quellen der winzigen Körnchen – Voraussetzung für eine erfolgreiche Aussaat in die vorbereitete Erde – liegt mittlerweile in Frauenhände. Annemarie Remeza übernahm den diffizilen Job, der vor allem zwei Dinge erfordert: Fingerspitzengefühl und Erfahrung. Die Tabakbegeisterte, die seit vielen Jahren wie alle ehrenamtlich beim Lorscher Tabakprojekt mitarbeitet, hat denn auch weiteren Rat von Tabak-Kundigen eingeholt. Sie lacht: „Wenn das nicht gelungen wäre, hätte ich sofort aufgehört!“

Das ist Gottseidank nicht nötig. Im Gegenteil: Nach der witterungsbedingten Verzögerung werden die Frauen und Männer am Samstag, den 29. Mai 2021, die vorgezogenen Setzlinge auf dem vorbereiteten Acker ausbringen. Wie immer klingt es unglaublich: 1 Gramm Tabaksamen genügt, um das knapp 1000m² große Feld zu bestücken. Und wie stets langt es auch noch dafür, dass sich die Bevölkerung dann am Tabakschuppen im Klosterfeld Tabakpflänzchen abholen kann: Zwischen 9.30 und 13 Uhr werden dann dort getopfte Pflanzen für 1,50 € abgegeben.

„Die Pflanzen sind enorm wüchsig und attraktiv. Nicht nur ihrer lichtgrünen großen Blätter wegen, sondern natürlich auch wegen der rosafarbenen Blütenstände, die die Tabakpflanze krönen“, wissen die Tabakpflanzer*innen. Und sind auch in diesem Punkt stolz auf die Kultur, die sie schon seit vielen Jahren in ihrer Freizeit pflegen, um diese und das damit verbundene vielfach Wissen und Können lebendig zu halten.

Gute und schlechte Erfahrungen: Das neue Tabakjahr hat begonnen - Am Anfang des neuen Tabakjahres ist die gute Nachricht: Die Natur lässt sich von Corona nicht beeinflussen. Es wächst und gedeiht, wie es sich im Frühling gehört. Dementsprechend haben die Aktiven des Lorscher Tabakprojektes erstmal alles wie immer gemacht: Am 19. März, dem St. Josefstag, wurde der Tabaksamen angefeuchtet und mit dem Vorkeimen des Saatgutes begonnen. Nach fünf, sechs Tagen im feucht-warmen Milieu war das Saatgut soweit, dass es ins Frühbeet gesät werden konnte. Nun beginnt bis Mitte Mai die mühevolle Zeit der Frühbeetpflege, wo Temperatur und Feuchtigkeit genau reguliert werden müssen, damit die Saat aufgeht.

„In dem Jahr haben wir diese Aufgabe in die Hände von Frauen gelegt, die den Prozess aus eigener Anschauung kennen“, so Projektleiter Bernhard Stroick. Denn mit dem Vorkeimen des Samens gab es immer wieder Probleme. „Das ist ein Teil der Faszination und auch der tiefere Sinn dieses Projektes: Dass es immer wieder Arbeitsschritte gibt, die man nicht wirklich erklären oder beschreiben kann“, ist dazu aus dem städtischen Kultur- und Tourismusamt zu hören, was das Tabakprojekt 2012 ins Leben rief. „Vielmehr muss man das Wissen um das richtige Handeln und die richtigen Handgriffe aus der Erfahrung lernen. Und diese kommt nur aus dem wiederholten praktischen Tun, also aus der Übung. Übt man diese Tätigkeiten nicht mehr aus, geht damit das durch Jahrhunderte gewachsene und bewahrte Wissen darum verloren.“

Die Bewahrung und Sicherung dieses Wissens hatte auch den Ausschlag gegeben, den Tabakanbau und die Tabakverarbeitung als Immaterielles Kulturgut von der UNESCO schützen zu lassen. Das Hessische Ministerium hatte den Antrag an die Kulturministerkonferenz zur finalen Entscheidung weitergereicht. Doch nun kam die Nachricht, dass dieser durch die dort tagende Jury abgelehnt worden ist. „Wir sind natürlich sehr enttäuscht“, gibt die Leiterin des Kultur- und Tourismusamtes, Gabi Dewald unumwunden zu. Gemeinsam mit Heddesheim, Hockenheim, Schwetzingen und Hatzenbühl war diese Initiative stellvertretend auf den Weg gebracht worden. „In der Metropolregion stellt der Anbau und die Verarbeitung von Tabak einen bis heute spürbar wichtigen wirtschaftlichen und identitätsprägenden Faktor dar“, sind sich die fünf einstigen Tabak-Kommunen einig. Noch immer werden am Oberrhein 1000 Hektar Tabak gebaut. Nun stellen sie sich die Frage, ob sie den Antrag noch einmal einreichen.

Wichtig für das Lorscher Tabakprojekt jedoch – und daran gab es nie einen Zweifel – ist und bleibt das gemeinsame Tun vor Ort. „Noch haben wir welche unter uns, die das alles aus Zeiten kennen, wo man sein Brot mit dem ‚Douwagg‘ verdient hat und die jeden Handgriff noch im Blut haben. Hoffen wir, dass es uns gelingt, dieses gefährdete Wissen weiterzugeben, bevor alles Geschichte ist“, bleiben die Projektler bei dem, was sie antreibt: Sie wollen das immaterielle Kulturgut Tabakanbau und Tabakverarbeitung lebendig halten und für kommende Generationen bewahren. „Schade, dass uns die Kulturministerkonferenz und die Deutsche UNESCO-Kommission bislang hierin nicht anerkennend unterstützen.“

Lorscher Freilichtlabor startet Anbau alter Getreidesorten – Emmer und Urroggen für mehr Vielfalt auf den heimischen Äckern

Das zur UNESCO Welterbestätte Kloster Lorsch gehörende Experimentalarchäologische Freilichtlabor Lauresham hat einen großangelegten Anbauversuch mit alten Getreidesorten in der Lorscher Gemarkung gestartet. Mit Unterstützung der Landwirte Matthias und Simon Helmling wurde auf einer Fläche von einem Hektar sowohl Emmer ausgesät als auch Waldstaudenroggen, der auch „Urroggen“ genannt wird. Beide Sorten werden in ganz Deutschland kaum noch angebaut.

Der Leiter des Freilichtlabors, Claus Kropp, teilte am Freitag, den 4. Dezember 2020, mit, dass sein Team damit nicht nur die Kultivierung alter, robuster Sorten fördern wolle, sondern mit den zu gewinnenden Produkten bereits weiterführende Pläne habe. So soll der Roggen nicht nur für leckeres Laureshambrot sorgen. Sein langes Stroh werde auch zum Decken eines neuen Hauses im frühmittelalterlichen Modelldorf des Freilichtlabors verwendet. Auch der Emmer, eine Weizenart, würde später in dieser Weise weiterverarbeitet. Das Freilichtlabor strebe Kooperationen mit dem regionalen Bäckereihandwerk an.

Für das neu entstandene Getreidefeld kann das Freilichtlabor die Fläche im Ehlried nutzen, auf der ursprünglich der Neubau der Schön Klinik Lorsch geplant war. „Wir danken der Schön Klinik für diese wichtige Unterstützung unserer wissenschaftlichen Arbeit und zugleich der Vielfalt von Kulturpflanzen“, so Kropp. Bis zum Sommer 2021 wird die Ackerfläche nun ökologisch bewirtschaftet. Es ist vorgesehen, bei der Ernte die Zugochsen des Freilichtlabors einzusetzen. Informationstafeln entlang des Radweges sollen in den kommenden Wochen über das neue Projekt informieren.

Foto: SG, Infos: https://www.kloster-lorsch.de/lauresham0/rundgang0/fruehmittelalterlicher-ackerbau/

Das Auerrind-Projekt - September 2021:  wissenschaftliche Kooperation zwischen Freilichtlabor Lauresham und Universität Dublin vereinbart

Das sogenannte Auerrindprojekt des Experimentalarchäologischen Freilichtlabors Lauresham in Lorsch zieht weitere internationale Kreise. Wie der Leiter von Lauresham und des Projektes, Claus Kropp, am 8. September 2021 mitteilte, habe er mit der Universität Dublin eine neue wissenschaftliche Kooperation vereinbart. An der Forschung zu dem im 17. Jahrhundert ausgestorbenen Auerochsen ist künftig auch Prof. Dr. Dan Bradley vom Smurfit Institute of Genetics im Trinity College Dublin beteiligt. Der auf urzeitliche Tierpopulationen spezialisierte Genforscher Bradley ist Leiter des Projekts "Ancestral Wave - 1000 ancient
genomes: gene-economy innovation in cattle, sheep and goat" (UrWelle – 1000 prähistorische Genome: genökonomische Innovation bei Rindern, Schafen und Ziegen). Für sein Projekt will er Kropp zufolge „aDNA“ (alte DNA) aus drei Proben pleistozäner Auerochsenüberreste aus Süddeutschland extrahieren, die das Lorscher Auerrindprojekt zur Verfügung stellt. Mit Hilfe der mehrere zehntausend Jahre alten Proben können weiterte Erkenntnisse über Biologie und Geschlecht der Urrinder gewonnen werden.

Kropp: DNA-Analysen schließen Lücken bei Wissen zum Urrind Seit 2013 arbeitet das Lorscher Auerrindprojekt daran, Rinder möglichst ursprungsnah, sowohl in Erscheinungsbild und Genetik als auch hinsichtlich ihres Verhaltens, an den ausgerotteten Auerochsen heranzuzüchten. Die inzwischen an mehreren Standorten gehaltenen Tiere tragen dabei nicht nur zur Forschung zum Urrind bei. Sie befördern auch nachhaltige

Landschaftsentwicklungen sowie den Naturschutz durch extensive Ganzjahresbeweidung und wirken einer zurückgehenden Artenvielfalt entgegen. Darüber hinaus sind Auerrinder auch ein wichtiger Baustein bei der Vermittlung zu den Themen Wildnis und Jagd im Frühmittelalter, die Lauresham dem Publikum anbietet.

Seit 2018 ist das Auerrindprojekt auch Mitglied des „European Rewilding Networks“ der niederländischen Stiftung Rewilding Europe. Nach den Worten von Kropp ist die Kooperation mit Dublin eine wichtige Fortentwicklung für das Auerrindprojekt: „Wir freuen uns sehr über diese internationale Zusammenarbeit und sind gespannt auf die ersten Ergebnisse. Unser Wissen über die Auerochsen ist stellenweise noch sehr lückenhaft. Daher sind insbesondere Forschungsprojekte mit Analysen alten Erbgutes vielversprechend, um uns der Vergangenheit auf Basis von Evidenz nähern zu können.
Von Bradleys Erkenntnissen werden auch unsere Abbildzüchtungsversuche innerhalb des Auerrindprojektes profitieren.“

März 2020: Auerrindprojekt freut sich über Nachwuchs

Erstes Kalb der zweiten Zuchtgeneration geboren – Projekt erreicht nächste Stufe: das vom Lorscher Freilichtlabor und dem Förderkreis Große Pflanzenfresser im Kreis Bergstraße e.V. initiierte Auerrindprojekt ist eine neue Phase getreten. In der rheinland-pfälzischen Gemeinde Frankenstein, einer von deutschlandweit nur sechs Zuchtstandorten, ist am Wochenende ein Kalb der zweiten Generation zur Welt gekommen.

Das Projekt widmet sich der Erforschung des 1627 ausgestorbenen Auerochsen und züchtet im Rahmen von Naturschutzprojekten eine Rinderrasse, die dieser Wildform heutiger Hausrinder möglichst nahekommen soll. Das Bullenkalb in Frankenstein sei wohlauf, teilte Claus Kropp, der Projektzuständige und Leiter von Lauresham im UNESCO Welterbe Kloster Lorsch, am Montag, den 23. März, mit. Genetisch vereine es zu jeweils 25 Prozent die Rassen Maremmana, Watussi, Sayaguese und Chianina. In den nächsten Monaten würden noch weitere Kälber der zweiten Zuchtgeneration erwartet. Mit diesen Tieren habe das Projekt nun eine neue Stufe erreicht, in der es um eine stärkere Selektion der Tiere in Richtung der gewünschten Eigenschaften gehe. „Jetzt ist ein erstes Etappenziel des Auerrindprojektes erreicht. Ich bin zuversichtlich, dass wir in einigen Jahren bereits Tiere im Projekt haben werden, die dem Auerochsen schon sehr stark ähneln“, sagte Kropp.

Die in Frankenstein aus vier Tieren bestehende Herde durchstreift ein insgesamt über zwanzig Hektar großes Waldweidegebiet im Biosphärenreservat Pfälzerwald. Seit dem Beginn der nachhaltigen Beweidung des Areals durch die Tiere im Juli vergangenen Jahres hat sich die Herde zu einem touristischen Anziehungspunkt entwickelt.

Eine Geopunkt-Tafel „Das Auerrindprojekt“ wurde am 12. August 2020 um 9:30 Uhr an der Wattenheimer Brücke in 64653 Lorsch enthüllt.

August 2020: Laureshamer Auerrindprojekt gewinnt neuen Partner

Der landwirtschaftliche Betrieb Schweickert ist neuer Projektpartner des Laureshamer Auerrindprojektes und züchtet zukünftig Chianina-Rinder. Bereits am 17. August haben Beate und Jörg Schweickert vier Chianina-Rinder bei sich aufgenommen, die bisher bei der Wattenheimer Brücke standen. Die Herde mit drei Kühen und einem Bullen soll nun auf einer mehrere Hektar großen Weidefläche für Nachwuchs sorgen.

Die ursprünglich aus Italien stammende Rinderrasse Chianina setzt das Experimentalarchäologische Freilichtlabor Lauresham seit einigen Jahren in seinem Auerrindprojekt ein. Mithilfe weiterer Rinderrassen wie Maremmana, Sayaguesa und Watussi will das Projektteam um Leiter Claus Kropp eine Rinderrasse züchten, die dem 1627 ausgestorbenen Auerochsen hinsichtlich Erscheinungsbild, Verhalten und Genetik möglichst nahe kommt. Die Partnerschaft mit dem Schwanheimer Bauernhof begrüßt Claus Kropp sehr: „Es ist wunderbar, dass sich ein Betrieb, wie der der Familie Schweickert, die ihren Hof in nun fünfter Generation bewirtschaften, unserem ehrgeizigen Ziel anschließen und uns unterstützen möchte“.

Der Familienbetrieb Schweickert vermarktet sein Vieh, Schweine, Rinder und Geflügel, über den eigenen Hofladen. Das Futter für die Tiere produziert die Familie selbst auf 80 Hektar Ackerland. Mit der Zucht der Chianina-Rinde tragen die Schweickerts zu einem weiteren Ziel des Auerrindprojektes bei: der Erhaltung alter Rinderrassen, die in ihren Ursprungsländern mittlerweile im Bestand bedroht sind. Eine ähnliche Initiative wurde bereits vom Förderkreis Große Pflanzenfresser im Kreis Bergstraße e.V. gestartet: Die zuvor im Auerrindprojekt eingesetzten Ungarische Steppenrinder werden mittlerweile in Einhausen reinrassig gezüchtet.

Mit den Chianina-Kühen sind auch drei Kreuzungskälber aus dem Auerrind-Projekt nach Schwanheim umgezogen. Im Herbst kommen sie wieder zurück nach Lorsch, wo sie in einer Jungrinderherde auf ihren späteren Einsatz im Naturschutz vorbereitet werden. Auf der jetzt freien Beweidungsfläche rund um die Wattenheimer Brücke wird im kommenden Jahr eine neue Zuchtgruppe aus Kreuzungstieren stehen, die dann mehrere Jahre dort weiden wird.

Ausgezeichnete Landschaftsprojekte – Stadt Lorsch, Lauresham und Partner erhalten Preis des „Verbandes Region Rhein-Neckar“

Für hervorragende Landschaftsprojekte haben die Stadt Lorsch, das Experimentalarchäologische Freilichtlabor Lauresham am UNESCO Welterbere Kloster Lorsch und lokale Partner eine Auszeichnung des „Verbandes Region Rhein-Neckar“ erhalten. Am Donnerstag, den 24. Juni 2021, vergab der Verband einen mit 10.000 € dotierten Preis während des 8. Regionalparkforums mit dem Thema „Landschaft, Regionalplanung“. Es wird für Partner:innen im Netzwerk regionaler Entwicklungsprojekte abgehalten. Der Verband ist Träger grenzüberschreitender Regionalplanung und –entwicklung. Seit 2010 prämiert er alle zwei Jahre vorbildliche Landschaftsprojekte von Städten und Gemeinden. Eine Fachjury bewertet Kreativität, den regionalen Mehrwert als auch das partnerschaftliche Miteinander bei Konzeptionen und Umsetzungen. Im Wettbewerb „Landschaft in Bewegung“ wurde das von Laureshams Leiter Claus Kropp entwickelte Projekt „WIR in Lorsch“ gekürt. Es gründet sich auf eine Kooperation zwischen der Stadt Lorsch, dem Freilichtlabor (Staatliche Schlösser und Gärten Hessen) und weiteren lokalen Partnern.

Insgesamt sind Kropp zufolge vier Innovations-“Leuchttürme“ in der Lorscher Gemarkung geplant, die sich mit der Etablierung und Erforschung nachhaltiger und umweltfreundlicher Landnutzungskonzepte befassen sowie mit der (Re)vitalisierung regionaler und lokaler Wertschöpfungsketten für Lebensmittel. Nebenher wolle man eine intensivere Auseinandersetzung mit der kulturgeschichtlichen Bedeutung von Landwirtschaft in der Region fördern.

Unter Kropps Federführung entsteht unter anderem ein Schau- und Versuchsacker, um die Bedeutung von Zugtieren in der Feldbewirtschaftung im 21. Jahrhundert zu prüfen. An dem Teilprojekt sind Forschungsinstitute im In- und Ausland beteiligt. Im Süden der Lorscher Gemarkung wollen die Stadt, Lauresham und ihre Partner auf einem etwa ein Hektar großen Eichenmischwald ein für die Region einzigartiges Hutewaldprojekt mit Düppeler Weideschweinen realisieren. Es ist Ziel, sowohl eine historische Nutzungsform des Waldes zu veranschaulichen als auch artengerechte Schweinehaltung zu demonstrieren.

„Von besonderer Bedeutung ist für uns Initiatoren der geplante »Lorscher Acker für die Vielfalt«“, erklärte Kropp. In Kooperation mit Lorscher Landwirten werde auf einer ausgewählten Ackerfläche bei pestizidfreien und bodenschonenden Bearbeitungsweisen eine für die Artenvielfalt hochwertige Fläche entwickelt. Die angebauten, alten Getreidesorten (Emmer, Dinkel, Roggen) würden im Sinne einer lokalen Wertschöpfungskette verarbeitet und vermarktet. „Es geht also zugleich um einen Impuls für die Förderung der Artenvielfalt in der Kulturlandschaft als auch um die Inwertsetzung regional produzierter Lebensmittel“, sagte Kropp.

Neben diesen Projekten soll zuletzt im Umfeld der Lorscher Wattenheimer Brücke und den dortigen sensiblen Sandböden mit Zugochsen eine boden- und waldschonende Waldbewirtschaftung erprobt und nachhaltig eingebunden werden.

Claus Kropp mit einem Zugochsen im Freilichtlabor Lauresham - © SG

Lauresham: das Wölbäcker-Projekt - „Ein Jahr auf dem Feld“ - Lorscher Freilichtlabor Lauresham initiiert internationales Projekt zu historischem Weizenanbau und seiner Verarbeitung

Das Experimentalarchäologische Freilichtlabor Lauresham an der UNESCO Welterbestätte Kloster Lorsch hat ein internationales Projekt zur Geschichte des Anbaus von Weichweizen und seiner Verarbeitung  angestoßen. Bei der Initiative „Ein Jahr auf dem Feld“ (A Year on the Field) wollen Museen und Betriebe aus den USA, Frankreich, Großbritannien, Kolumbien und Deutschland Wissen über diese Getreideart sammeln und auswerten. Die neue Initiative steht im Zusammenhang mit Langzeitstudien in Lorsch zu Landbau und Zugtieren im Mittelalter. Wie der Leiter in Lauresham und Projektkoordinator, Claus Kropp, am Mittwoch, den 15. September 2021, sagte: „Der Weichweizen (triticum aestivum), auch als Brot- oder Weichweizen bezeichnet, ist seit Jahrtausenden eine der wichtigsten Feldfrüchte der Welt. Unser Projekt entstand aus dem Bemühen, verschiedene Museumsstandorte, sogenannte Living History Farms, aber auch kommerzielle landwirtschaftliche Betriebe – ob konventionell oder biologisch – zusammenzubringen.“

Die Beteiligten werden nach Angaben von Kropp eine Datenbank zu unterschiedlichen regionalen Anbautraditionen, regionalen Saatgutsorten sowie den Methoden der landwirtschaftlichen Bodenbearbeitung (sei es tier- oder traktorbetrieben) aufbauen. Sie soll der international vernetzten Wissenschaft zur Verfügung stehen. Eine Sensibilisierung sowie ein größeres öffentliches Interesse für die Landwirtschaft, ihre historischen Auswirkungen auf die Gegenwart, aber auch auf die Nahrungsmittelproduktion im Allgemeinen stellen ein weiteres Hauptziel von „A Year on the Field“ dar. Schon von diesem Monat an dokumentieren die teilnehmenden Institutionen und Betriebe einen kompletten Weizenanbauzyklus von der Saat bis zur Ernte und dessen Verarbeitung. Im Laufe des Projektes soll es eine ausführliche und begleitende Berichterstattung über die Webseite des Klosters Lorsch (www.kloster-lorsch.de) und die Sozialen Medien geben. Darüber hinaus sind nach Abschluss des Pilotjahres eine Veröffentlichung und wissenschaftliche Vorträge geplant.

Hinweis: Eine der wissenschaftlichen Studien im Freilichtlabor Lauresham, das sogenannte „Wölbäcker“-Projekt zu bodenschonenden und nachhaltigen Methoden des Getreideanbaus im Mittelalter und zu ihrem Wert für die Gegenwart, hat das hr-Fernsehen ein Jahr lang begleitet. Am Donnerstag, den 16. September 2021, strahlte das Regionalfernsehen den Beitrag „Landwirtschaft der Zukunft: vom Mittelalter lernen!“ in der Sendereihe „Alles Wissen“ um 20:15 Uhr aus. SG Schlösser und Gärten, Sept. 2021

Lauresham - Wie es bei uns vor 1200 Jahren gewesen sein könnte...

Ein karolingisches Mittelalterdorf mit Schmiede, Gänsehaus, Weingarten und Kelter, Getreidemühle, Kochhaus und Herrenhaus ist in Lauresham entstanden. Auf dem Welterbe Areal Kloster Lorsch baut und forscht man „wie es vor 1200 Jahren gewesen sein könnte“. So weiß z.B. niemand mehr ganz genau, wie man damals das Fachwerk der Häuser mit Lehm ausstrich. Die Lorscher mußten sich dafür Hilfe von lettischen Lehmbaumeistern holen. Dargestellt ist in Lauresham eine Handwerkersiedlung im Herrenhof. Solche Ansiedlungen waren vermutlich der Kern für die Marktorte des 10. Jahrhunderts. Im Unterschied zu Fronhöfen sind bei Herrenhöfen Manufakturen angeschlossen: Schmiede, Weberei, Kelterei. Den Weingarten bewachen die Gänse, sie mögen weder Trauben noch Weinblätter, vertreiben aber wirkungsvoll deren Räuber. Die alten Sorten im Weingarten stammen aus Geisenheim, wo historische Reben bis zu den alten Römern rekultiviert und entschlüsselt werden. Ebenfalls bis heute noch nicht experimentalarchäologisch herstellbar ist Birkenpech, der stärkste und bereits in der Steinzeit gebräuchliche Klebstoff. Im Kochhaus von Lauresham kann man übrigens auch übernachten, Kindergeburtstage feiern und ein karolingisches Mahl zubereiten und einnehmen. Eine Jahreskarte für die Thementage kostet 35 Euro, sämtliche Termine sind unter www.welterbe-areal-kloster-lorsch.de zu finden. Infos: 06251-103820. Marieta Hiller, im April 2015

Wölbäcker: im Freilichtlabor Lauresham altes Wissen neu entdecken

Ein neues Forschungsprojekt zwischen der Universität Halle-Wittenberg und dem UNESCO Welterbe Kloster Lorsch untersucht die historische Flurform des Mittelalters, die sogenannten „Wölbäcker“. Sie waren im Mittelalter weiträumig verbreitet. Diese Flurform mit den charakteristischen Wölbungen entstand wohl vor allem durch das Zusammenpflügen der Schollen auf dem Acker mit einem Beetpflug. Noch  heute sind mittelalterliche Wölbäcker zumeist unter aufgeforstetem Wald des 18. und 19. Jahrhunderts nachweisbar. Die bis zu 12-15 Meter breiten, bis zu 1 Meter hohen und mitunter über 1000 Meter langen Flurrelikte lassen sich mit Airborne Laserscanning gut erfassen und zeichnen sich als parallel verlaufende Strukturen im Gelände ab. Entstehung, Bewirtschaftung, Nutzen und Nutzung oder gar die Besitzverhältnisse der breiten und langgestreckten Äcker sind trotz verschiedener Studien noch nicht geklärt.
In kooperativer Zusammenarbeit wird das Freilichtlabor Lauresham und die Bodenbiogeochemie am Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften an der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg (MLU) zur Klärung einiger Fragen ein großangelegtes Wölbackerexperiment durchführen: im Freilichtlabor Lauresham werden über mehrere Jahre unter Verwendung der landwirtschaftlichen Arbeitstechniken des Mittelalters mehrere Wölbäcker bewirtschaftet, gedüngte und nicht gedüngte Böden sollen mittels modernster bodenkundlicher Analysemethoden in den Laboren der Bodenbiogeochemie der MLU im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts begleitend untersucht werden, um ein tiefgreifendes Verständnis über die Vorteile der Wölbäckerkultur zu erlangen. Außerdem soll das Ertragspotential der Wölbäcker mit Blick auf unterschiedliche im Mittelalter genutzte Feld-früchte bewertet werden und begleitende Analysen zur Bodentemperatur und -feuchte unternommen werden. Schließlich erhoffen sich die Kooperationspartner auch, daß die im Rahmen des Forschungsprojekts gewonnen Erkenntnisse für die moderne, nachhaltige Landwirtschaft von Bedeutung sein könnten. (Claus Kropp M.A.) Infos: www.kloster-lorsch.de Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

LORSCH. Das Experimentalarchäologische Freilichtlabor Lauresham im UNESCO Welterbe Kloster Lorsch startet Anfang 2021 ein innovatives Vermittlungsprojekt. Mit dem Vorhaben wolle man die Monat für Monat wechselnden, typischen Tätigkeiten frühmittelalterlicher Menschen in einer von den Jahreszeiten geprägten Lebens- und Umwelt erkennbar machen. „12 Monate im Herrenhof“ soll nach Angaben seines Leiters Claus Kropp am Dienstag, den 22. Dezember, viele unterschiedliche Zielgruppen für die Ideen der Einrichtung begeistern.

Das Freilichtlabor stellt das begehbare 1:1-Modell eines frühmittelalterlichen Herrenhofes dar. Es ist ein archäologisches Freilichtmuseum und zugleich eine Forschungseinrichtung der Experimentellen Archäologie. Es vermittelt Besuchern und Besucherinnen anschaulich und lehrreich, wie nach aktuellen wissenschaftlichen Ergebnissen ein sogenannter Zentralhof der Karolingerzeit ausgesehen haben mag und wie Landwirtschaft sowie Handwerk betrieben wurde. Zahlreiche Detailfragen werden untersucht, beispielsweise, welches Raumklima in den Häusern herrschte.

Mit dem neuen Projekt wollen Kropp und sein Team anhand verschiedener Vermittlungsansätze analog und digital Einblicke in den Alltag eines solchen Hofes im Jahreslauf liefern. „Jeweils am letzten Sonntag des Monats widmet sich ein spezieller Öffnungstag im Freilichtlabor jenen Aufgaben und Themen, die nach Ausweis frühmittelalterlicher Quellen eine besonders große Rolle spielten“, sagte Kropp. Das Konzept werde am 31. Januar in Lorsch unter dem Motto „Januar im Herrenhof“ vorgestellt. Sollte eine analoge Präsentation vor Ort aufgrund der Pandemielage nicht möglich sein, biete das Freilichtlabor ein entsprechendes digitales Format an.

Neben den Aktionen auf dem Gelände selbst wird es von Anfang 2021 an wöchentlich auf den sozialen Medien spezielle, weitere Informationen zum Jahresgeschehen in einem Herrenhof geben. Zum wechselnden Angebot zählen audio-visuelle Geschichten, die sich an ein jüngeres Publikum richten, Vorstellungen von laufenden Forschungsprojekten sowie archäologischen Funden und Repliken. Sie würden ergänzt um Zitate eines Benediktinermönchs aus dem 9. Jahrhundert: Wandalbert von Prüm. Dieser hatte seinem liturgischen Heiligenkalender „Martyrologium“ für Kaiser Lothar I. auch ein Gedicht angehängt, in dem er über die Monate, die Jahreszeiten, das Landleben, Jagd, Fischerei, Obst- und Weinanbau schrieb.