Waldbienenjagd: ursprüngliche Gewinnung von Honig

Schon die Germanen machten aus Honig Wein: den Met. Anfangs hielt man sich keine Honigbienen in Beuten, sondern sammelte Honig in den Nisthöhlen wilder Bienen. Dabei ging man nicht sonderlich schonend für die Bienen vor. Eigentlich handelte es sich bei dieser Methode um Honigraub. Im frühen Mittelalter begann man mit der systematischen Waldbienenhaltung, der Zeidlerei. Baumhöhlen wurden nach der Entnahme wieder verschlossen, die Bienenvölker konnten so weiterleben und Honig sammeln. Später baute man Klotzbeuten: ausgehöhlte Baumstammklötze, in denen sich Wildbienen ansiedeln konnten. Dies unterstützte die Bienenbevölkerung und brachte kontrolliertere und reichere Ernten. Als man später die Klotzbeuten in der Nähe der Häuser aufstellte, um es bequemer zu haben, entwickelte sich die Hausbienenhaltung. Die Baumklötze wurden durch geflochtene Strohkörbe ersetzt, die über ein Bienenvolk gestülpt wurden. Diese waren leichter und konnten gut zu ertragreichen Bienenweiden gebracht werden. Allerdings mußten die Bienen im Korb durch Abschwefeln getötet werden vor der Honigentnahme.

Im 18. Jahrhundert wurden Holzmagazine entwickelt, die der Größe des Bienenvolkes angepaßt werden konnten. In eingehängten Wabenrähmchen konnten die Bienen ihre Honigwaben anlegen. Trotzdem wurden Klotzbeuten noch um 1930 eingesetzt. Danach entwickelte sich die Imkerei - im Unterschied zur Zeidlerei - auch aufgrund der gewachsenen Nachfrage nach Honig. Neben Industrieprodukten gab und gibt es immer zahlreiche örtliche Imker, die eher auf Qualität und Naturbelassenheit ihres Honigs Wert legen. In fast jedem Ort sieht man an einem oder mehreren Häusern das Schild "Honig vom Imker". Dieser Honig ist etwas teurer als beim Discounter, aber er ist jeden Cent wert.

Natürliches Habitat für bestäubende Wildinsekten

Seit einigen Jahren gibt es auch Imker, die die ursprünglichen Klotzbeuten im Wald aufstellen und die alte Kulturform mit modernen nachhaltigen Mitteln pflegen. Viele Naturschwärme gehen zugrunde, wenn sie in der Natur keine geeigneten Nistplätze finden. Daher ist die Zeidlerei heutzutage aktiver Artenschutz. Eine dieser Initiativen sind die Bienenbotschafter. Antonio Gurliaccio und Moses M. Mrohs stellen Nistplätze im Freien rund um Frankfurt und im Zoo Frankfurt auf. Im Wald installieren sie diese in 6-8 Meter Höhe. Dabei geht es weniger um die Honiggewinnung (die bei dieser Methode wesentlich geringer ausfällt als beim Imker), sondern um den Erhalt bestäubender Wildinsekten. Das natürliche Habitat  der Bienenbotschaft nennt sich natural habeetat *tree als neuer Begriff für Klotzbeute und ist eine Baumhöhlensimulation, die nach den neusten Erkenntnissen der Bienenforschung gebaut wird. Sie  stellen für Honigbienen eine natürliche artgerechte Behausung dar und fördern Schwarmintelligenz und Varroatoleranz. Die Bienenbotschafter arbeiten mit der Uni-Würzburg und HessenForst zusammen und bieten neben einer Bienenpatenschaft (ideales Geschenk für einen lieben Mitmenschen!) auch eigene Klotzbeuten für Nachahmer an.

HessenForst unterstützte das Projekt von Anfang an: die nachhaltige Waldbewirtschaftung mit Artenhilfskonzepten im Sinne der biologischen Vielfalt paßt in den multifunktionalen Ansatz von HessenForst bei  der Waldbewirtschaftung. Nutz-, Schutz- u. Erholungsfunktion werden gleichrangig berücksichtigt. Hierbei spielt der Klimaschutz eine immer größere Bedeutung durch die CO²-Senkenleistung von Wirtschaftswäldern, ohne den Artenschutz aus den Augen zu verlieren.

Anselm Möbs von HessenForst Nidda schreibt dazu: "Wir haben die Bäume zum Aufhängen unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Ebenso Materialien und auch eine Klotzbeute komplett finanziert. Ferner kam die Öffentlichkeitsarbeit mit dem hr hinzu. Möbs reichte das Projekt auch bei der Umweltlotterie Genau ein: "betreute Naturnistplätze für die wildlebenede Honigbiene im Staatswald bei Karben".  Sein Empfehlungsschreiben und weitere Links und Informationen finden Sie anhängend. Die Umweltlotterie GENAU förderte das Projekt 2017 im Rahmen eines Vor-Ort Interviews und 2019 in einem Filmbeitrag im hr zu sehen. 2019 wurde das Projekt offiziell von der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet.

Weiterführende Infos:

bienenbotschaft.de - hier gibt es Bienenpatenschaften zum Verschenken, Workshops zum Klotzbeutenbau und viel Interessantes rund um das ganze Projekt.

www.hobos.de Plattform für Vielfalt und Interdisziplinarität der biowissenschaften - HOneyBee Online Studies; 2006 gegründet und auf wichtigen Ökoveranstaltungen präsent, z.B. beim Hessentag.

Imkerei: Klingeln ist ein alter Brauch, aber leider ohne Wirkung

Der Lorscher Bienensegen

Das Durchblick-Neuimkerprojekt 2018

Waldbienenbeute aus dem Freilichtmuseum Kommern, Korbbeute Freilichtmuseum Gottersdorf

 

Korbbeute mit Rähmchen, Honigschleuder - Freilichtmuseum Gottersdorf  Fotos M. Hiller

Antonio Gurliaccio und Baumpfleger Martin Götz mit modernem natural habeetat *tree, Foto: Bienenbotschaft

 

Attachments:
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