Wie viel verdient ein Landwirt an einem Schwein?

In Deutschland wurden 2019 knapp 26 Millionen Schweine gemästet. Lohnt sich das für die Betriebe?

Mit der Mast von Schweinen Geld zu verdienen, ist gar nicht so einfach. Genauso schwierig ist es, einen konkreten Verdienst pro Schwein zu nennen. Denn Schweinemastbetriebe müssen mit großen Preisschwankungen leben, vor allem beim Kauf für Ferkel und beim Verkauf ihrer gemästeten Schweine.

In der Regel kaufen konventionelle Mastbetriebe ihre Ferkel mit einem Gewicht von knapp 30 Kilogramm. Die Ferkel werden gemästet, bis sie etwa 120 Kilogramm Gewicht erreicht haben und dann verkauft. Die Mast dauert im Schnitt vier Monate, sodass ein Betrieb im Jahr etwa drei Schweine pro Mastplatz im Stall mästen kann.

120 Euro Erlös pro Schwein

Die Rechnung pro Tier sieht folgendermaßen aus: Zurzeit (Stand: November 2020) liegt der Preis pro Kilogramm Schweinefleisch bei knapp 1,30 Euro. Für jedes angelieferte Schwein mit 120 Kilogramm Lebendgewicht werden gut 95 kg Schlachtgewicht bezahlt. Der Betrieb erhält bei diesem Preisniveau also gut 125 Euro netto vom Viehhändler.

Von diesem Betrag müssen die Kosten für die Mast abgezogen werden. Die größten Blöcke sind der Ferkeleinkauf (ca. 40 Euro pro Tier) und das benötigte Futter (circa 60 Euro pro Tier). Dazu kommen weitere Aufwendungen für den Tierarzt, für Energie, Wasser, Versicherungen und so weiter. Unter dem Strich bleiben etwa 20 Euro pro Tier. Bei knapp drei Schweinen pro Mastplatz und Jahr sind das 60 Euro.

Bei einem größeren Betrieb mit 1.000 Mastplätzen wären das also 60.000 Euro Überschuss im Jahr. Nicht enthalten sind darin allerdings die Kosten beziehungsweise Kreditrückzahlungen für den Stallbau und die Entlohnung der Arbeitskräfte. Zudem setzt man bei dieser Rechnung voraus, dass jeder Mastdurchgang optimal verläuft, also mit durchgehender, kompletter Stallauslastung, hohen täglichen Zunahmen bei allen Tieren und ohne Krankheiten oder größere Tierverluste.

Marktentwicklung ist unberechenbar

Noch entscheidender für die Kalkulation sind jedoch die Marktentwicklung und die damit verbundenen Preise für Ferkel und schlachtreife Schweine. Denn der Markt unterliegt großen Schwankungen. Allein im Jahr 2020 bewegte sich der Auszahlungspreis für schlachtreife Schweine zwischen 1,27 und über 2,00 Euro pro Kilogramm Schlachtgewicht. Die Preise für Ferkel schwankten in den Jahren 2019 und 2020 noch stärker: von 27 Euro bis über 80 Euro pro Tier.

Kauft der Mastbetrieb seine Ferkel zum günstigen Preis und fällt der Verkauf in eine Hochpreisphase, kann der Überschuss deshalb sogar um ein Vielfaches höher ausfallen. Im ungünstigsten Fall muss ein Betrieb dagegen seine Ferkel zu hohen Preisen beziehen und seine schlachtreifen Schweine in einer Phase mit niedrigen Auszahlungspreisen abgeben. Das kann so weit führen, dass dadurch sogar Verluste für jedes verkaufte Tier entstehen.

Das Risiko für diese Entwicklungen tragen allein die Betriebe. Denn die Schlachtung liegt überwiegend in der Hand von Großschlachtereien, die je nach Marktlage und Absatzpotenzial feste Preise vorgeben.

Mastbetriebe sind wenig flexibel

Die Betriebe können ihre Erzeugung nur sehr eingeschränkt an die aktuellen Preisentwicklungen anpassen. Warten sie ab, bis die Ferkelpreise sinken, steht der Stall leer und der Betrieb verdient kein Geld. Schlachtreife Schweine müssen dagegen auch bei niedrigen Preisen zeitnah abgeliefert werden, da die ausgewachsenen Tiere einen enormen Futterbedarf haben, der ebenfalls den Gewinn schmälert. Zudem gibt es bei der Anlieferung zu schwerer Schweine Abzüge bei den Auszahlungspreisen.

 

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Strukturwandel: Immer weniger, immer größere Betriebe

Um trotz der im Durchschnitt relativ niedrigen Gewinne pro Tier genügend Geld zu erwirtschaften, sind die Mastbetriebe kontinuierlich gewachsen. Gleichzeitig gibt es einen ständigen Strukturwandel, bei dem jedes Jahr viele Betriebe aufgeben.

2019 hielt in Westdeutschland jeder Betrieb im Schnitt 591 Mastschweine, auf ostdeutschen Betrieben wurden durchschnittlich etwa viermal so viele Tiere gehalten, nämlich 2015 Schweine. Insgesamt gab es 2019 rund 21.600 Mastbetriebe, die knapp 26 Millionen Schweine gemästet haben.

Warum mehr Tierwohl das Schnitzel teurer macht und weitere Links auf https://landwirtschaft.de/landwirtschaft-verstehen/wie-arbeiten-tierhalter/wie-viel-verdient-ein-landwirt-an-einem-schwein

Neue Ernährungs-Stile in Coronazeiten: Ein vegetarisches Brötchen -  Von „back to nature“ bis „easy going“

(BZfE) – Mobilitätsbeschränkungen und Verzichtsgebote durch die Covid-19-Pandemie haben Lifestyle und Ernährungsmuster der Deutschen nachhaltig beeinflusst. Bei einem Streifzug durch die neue Lebensmittel- und Mahlzeitenwelt hat die Trendforscherin Karin Tischer den Plantarismus als Megatrend ausgemacht. 34 Prozent der Deutschen sind ernährungsbedingt sensibilisert – als Veganer, Vegetarier, Flexitarier oder reduktionswillige Fleischesser. „Wir sprechen vom sogenannten Plantarismus. Die zukünftige Ausrichtung wird insgesamt pflanzenorientierter sein – statt streng vegan und vegetarisch“, so Tischer beim Wissenschaftlichen Symposium des Verbands der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft (VGMS) Mitte November vor rund 100 Teilnehmenden an den Monitoren.

Das – freiwillige oder verordnete – Homeoffice hatte zwiespältige Auswirkungen auf den Umgang mit Essen und Trinken. Die Bandbreite der Empfindungen durch das tägliche Kochen war enorm groß: Von „toller Entdeckung“ bis „unwillkommene Belastung“. Die erforderliche Bevorratung mit Lebensmitteln daheim war für Viele eine ungewohnte Herausforderung, was die teilweise völlig überzogenen Hamsterkäufe von Mehl und Nudeln im ersten Lockdown gezeigt haben.

Inzwischen gibt es laut Tischer einen Trend zu „Wohlfühl-Speisen“, die gesundheitsbezogene Superfood-Aspekte mit Convenience-Argumenten verbinden. Als weitere Beispiele nannte sie Salate, Früchte, Smoothies und „Comfort Food“ wie Granolas, Overnight-Oats oder warmes Zimt-Porridge mit Mandeln und Äpfeln – vorzugsweise als Bowls.

Für die Snacking-Fans hatte die Trendforscherin „Healthy Snacks“ für eine gesunde, schnelle Energiezufuhr im Homeoffice anzubieten: selbstgemachte Dattel-Cashew-Bällchen mit Trockenfrüchten oder eine „High-Protein-Bowl“ mit Quinoa, Erbsen und Belugalinsen-Mash. Besonders angesagte Alternativen für die Unterwegsverpflegung hat Tischer bei ihrer Erkundung der (Corona-offenen) To-Go-Szene entdeckt – an Foodtrucks, in Bäckerläden und im Lebensmittelhandel. In ihrem Vortrag präsentierte sie dazu Appetitanregendes: Wraps mit Spinat und Honigschinken, Hanf-Gemüse-Sticks oder – zunehmend veggie-belegte – Baguettes und Brötchen.

„Die Coronakrise ist ein Trend-Booster“, stellte Tischer fest. Marktentwicklungen, die sich schon vorher abzeichneten, haben nun stark an Dynamik gewonnen. Und auch dabei stehen Verbraucherinnen und Verbraucher häufig vor einem angesichts der Pandemie zu bewältigenden Dilemma zwischen Nachhaltigkeit und Convenience: Einerseits das Bedürfnis nach „back to nature“ bei der Lebensmittelwahl, andererseits die Anforderung von „easy going“ bei der Zubereitung in der Küche.

Tischer hob vier Trends hervor, für die sie auch in der Zeit „nach der Krise“ bleibende Bedeutung erwartet: Der Camping- und Caravaning-Hype, für den passende „Trecking-Speisen“ zum Picknickverzehr benötigt werden. Der Grill- und Barbecue-Trend, bei dem die persönliche Profilierung mit aufwändigen Outdoor-Kochstationen eine große Rolle spielt. Neue digitalisierte Gastronomie- und Einzelhandelskonzepte mit bargeldlosem Abhol- oder Lieferservice, wozu in weiterem Sinne auch Lebensmittelboxen inkl. Rezepten zählen oder der „Ab-Hof“-Automatenverkauf von Gemüse und Obst, Eiern oder Honig. Und schließlich der Trend zu authentisch-regionalen Produkten mit hohen Qualitäts- und Genusseigenschaften, die allerdings auch ihren Preis haben.

Heiko Zentgraf, www.bzfe.de