Darmstadt-Dieburg – Vorwürfe, Unterstellungen und Kritik reißen nicht ab:
Seit Wochen wird dem Landkreis Darmstadt-Dieburg vorgehalten, dass er langsamer als andere Kreise und kreisfreien Städte impft. Dieser Vorwurf findet sich auch beinahe täglich in der medialen Berichterstattung auf allen Plattformen: Zeitungen, Radio und Social Media. Auch unzählige E-Mails und Nachrichten auf den Social Media Kanälen des Landkreises erreichen den Corona-Krisenstab.

Bereits Mitte März und auch kürzlich hat der LaDaDi die Gründe dargelegt, warum die Impfbilanz (meint Impfquote) im Kreis scheinbar niedriger als in Darmstadt und im Odenwaldkreis ist.

Warum Darmstadt und der Odenwaldkreis? Weil beide immer wieder als Vergleich herangezogen werden: Von den Medien und von den Bürgerinnen und Bürgern. Warum Darmstadt, Odenwaldkreis und Landkreis Darmstadt-Dieburg nicht miteinander zu vergleichen sind:

Im Odenwaldkreis leben prozentual mehr ältere Menschen als im Landkreis Darmstadt-Dieburg. Mehr Menschen, die in die Prio-Gruppe 1 fallen und mehr Menschen, die in Alten- und Pflegeeinrichtungen leben. Diese Menschen wurden als erstes geimpft. Daher hat der Odenwaldkreis zu Beginn der Impfkampagne anteilig mehr Impfstoff erhalten. Damit konnte schnell ein Schutz für die besonders gefährdeten Menschen erreicht werden.

Schaut man sich Darmstadt an, stellt man zwei Tatsachen fest. Erstens, Darmstadt gehörte zu einem der sechs regionalen Impfzentren, die bereits drei Wochen vor den weiteren Impfzentren öffnen durften. Mehr als 10.000 Impfungen für Menschen aus dem LaDaDi wurden in Darmstadt durchgeführt. Diese Personen werden nicht der Impfbilanz des Landkreises zugerechnet, sondern der Impfbilanz der Stadt Darmstadt.

Zweitens, Darmstadt und der Landkreis unterscheiden sich stark in der Bevölkerungsanzahl und -struktur.
Darmstadt hat rund 160.000 Einwohner, der LaDaDi knapp 300.000.
Davon sind im LaDaDi (Stand 31.12.2019) 45.252 Menschen älter als 70. Das sind 15,2 Prozent der Gesamtbevölkerung des Landkreises.

In der Stadt leben 20.403 Menschen, also 12,6 Prozent, die älter als 70 Jahre sind.
Logische Schlussfolgerung daraus ist, dass in Darmstadt weniger Menschen leben, die aufgrund ihres Alters zu den Prio-Gruppen 1 und 2 gehören. Legt man den Bevölkerungsanteil der über 70-Jährigen des Landkreises auf die Stadtbevölkerung um, sind dies 4.286 Erst- und Zweitimpfungen weniger, die zur Durchimpfung der Prio-Gruppen 1 und 2 notwendig waren. Deshalb sind diese Menschen bereits geimpft und deshalb teilt das Land in Darmstadt Lebenden der Prio 3 bereits Impftermine zu.

Der Landkreis hat sich mit seiner Impfstrategie besonders um die in Einrichtungen lebenden Menschen gekümmert. Alle Einrichtungen, in denen Pflegebedürftige oder Menschen mit Behinderung leben, haben mittlerweile ein Impfangebot erhalten. Am 27. April 21 fand die letzte Erstimpfung der mobilen Teams statt. Im LaDaDi haben nun alle Menschen der Prio 1 und 2, die sich bis zum 22. April beim Land angemeldet haben, vom Land Impftermine erhalten. Die Impfungen sind bis Ende Mai terminiert.

Das Land hat angekündigt, danach mit der Terminvergabe für die Prio 3 zu starten. „Ich habe Verständnis, dass sich die Menschen an unseren Nachbarn orientieren. Das zeigt eine hohe Impfbereitschaft im Landkreis und das ist gut“, erläutert Rainer Leiß, Leiter des Corona-Krisenstabs. Leiß ergänzt: „Wir geben alle unser Bestes und unsere Verimpfungsquote zeigt, dass wir verimpfen, was da ist.“

Insgesamt wurden Stand 27. April (21 Uhr) 49.029 Menschen gegen das Coronavirus geimpft. 15.912 Personen haben bereits die Zweitimpfung erhalten. Laut Innenministerium liegt die Impfquote/-bilanz im LaDaDi bei 15,8 Prozent und die Verimpfungsquote bei 87,5 Prozent (Stand: 27. April). Rechnet man die Impfungen im regionalen Impfzentrum mit ein, liegt der Landkreis mindestens im hessischen Durchschnitt. Die Impfquote in Hessen liegt bei durchschnittlich 17,8 Prozent, die Verimpfungsquote bei 88,2 Prozent. Die vom Land veröffentlichten Impfbilanzen beziehen ausschließlich die in den Impfzentren erfolgten Impfungen mit ein. „Die Hausärzte haben bereits richtig Gas gegeben und das Impftempo im Kreis beschleunigt“, so Landrat Klaus Peter Schellhaas. „Deren Leistung findet sich aber in der Impfbilanz für den LaDaDi nicht wieder.“ (as)

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