5. Dezember: Weltbodentag - Boden ist eine lebensnotwendige, aber oft nicht beachtete Ressource
Boden? Wer achtet schon drauf, worüber er spaziert? Matsch, Schnee, Wiese - das sind die Untergründe, die uns dabei auffallen. Aber einfach nur Boden nicht. Und so wurde 2002 der Weltbodentag als internationaler Aktionstag ernannt. Jedes Jahr am 5. Dezember wird seither eine besondere Bodenart "geehrt". Die Internationale Bodenkundliche Union (IUSS) will damit ein jährliches Zeichen für die Bedeutung der natürlichen Ressource Boden setzen und für den Bodenschutz werben. Der Boden des Jahres wird jedes Jahr am Weltbodentag für das folgende Jahr ausgerufen. Seit 2005 wurden unter anderem Schwarzerde als fruchtbarster Boden, aber auch Stadtböden, Niedermoor, Gartenboden, Watt und Lössboden vorgestellt. 2022 ist es Pelosol oder Tonboden - ein eher seltener Boden, der z.B. im Nördlinger Ries vorkommt. Er ist nährstoffreich, hat aber schlechte Wasserhaltungseigenschaften.
Wie existentiell Boden sein kann, zeigt unsere Titelgeschichte (Heft 12 / 2022) von der Magdalenenflut 1342, als ganze Regionen leergeschwemmt wurden, die vorher von Ackerbau lebten.
Ein wichtiger Klimawandel fand im Mittelalter statt: während die Menschen lernten, wie landwirtschaftliche Erträge durch Arbeit und Know how gesteigert werden konnten, förderte das gute Wetter die Entwiclung enorm. Verbesserte Pflüge, erweiterte Fruchtfolgen - all dies führte dazu daß mehr Menschen ernährt werden konnten, so daß sich die Bevölkerung vom 9. bis zum 14. Jahrhundert verdreifachte. Dann kam das Hochwasser...
Ernteausfälle und Mißernten gab es immer wieder: 1847 reiften im Großherzogtum Hessen Feldfrüchte nicht aus oder verfaulten, die Menschen hungerten. Pfarrersfrau Karolina Vaupel aus Lindenfels sammelte im Auftrag der „Verwaltung der Menschenfreunde“ in Darmstadt von den Bürgermeistern die Namen der am schlimmsten Notleidenden in Schannenbach ein, wie die Chronik von Hermann Bauer (Schannenbach - ein Dorf im Odenwald, 1997) berichtet. Zwölf Malter Korn für Brot und 34 Malter Setzkartoffeln wurden zur Verfügung gestellt. Eine weitere schwere Mißernte gab es 1852-53. Nach Ohio (Amerika) ausgewanderte Verwandte schickten Geld in die alte Heimat, um ihre Familien zu unterstützen. 1893 wiederum: anhaltend trockene Witterung, nur ein Drittel Futter konnte geerntet werden, das Vieh mußte verfrüht geschlachtet werden, die Fleischpreise verfielen.
Boden lebt in Abhängigkeit von Regen und Sonnenschein, von Gesteinsuntergrund und Düngung. Auch Umgraben verändert die Gesellschaft der Bodenlebewesen. Fruchtwechsel und sinnvolle Düngung waren nicht immer bekannt. Im Kaiserslautern der Fürstenzeit (18./19. Jh.) entstand die kameralwissenschaftliche Hochschule für Kammerbeamte, - zum Zweck der Geldvermehrung für die fürstliche Kammer - oder zur Förderung der landwirtschaftlichen Bevölkerung (85 % aller Untertanen). Zur Wissensförderung und Entwicklung von Agrartechniken wurden zwei Professoren von Kaiserslautern als Konsistorialräte nach König (Erbach-Schönberg) und Michelstadt (Erbach-Fürstenau) entsandt. So gelangte Agrarwissen in den Odenwald. Die Bodengüte hier liegt mit 35 im unteren Drittel der Werteskala: die Untergrenze, nach der laut Morgenthauplan Landwirtschaft überhaupt empfohlen werden konnte. Was früher und heute in unserer Gegend angebaut wird, lesen Sie ausführlich im Beitrag Landwirtschaft im Wandel der Epochen, in anderen Regionen sowie im Wandel der industriellen Revolutionen . M. Hiller