Startschuss für 22 Konzepte im Landkreis: Klimafolgenanpassungskonzept
Darmstadt-Dieburg. Schäden an Gebäuden und Infrastruktur durch Starkregenereignisse oder die negativen Auswirkungen von innerstädtischen Hitzeinseln auf die menschliche Gesundheit, aber auch Bodenerosion durch Wind oder Regen, Dürreauswirkungen auf die Landwirtschaft, Waldbrände und anderes wurden nun bei der Auftaktveranstaltung zur Erstellung des kommunenscharfen Klimafolgenanpassungskonzepts im Kreistagssitzungssaal des Kreishauses in Kranichstein von Vertretern der Kommunen als heute schon spürbare Auswirkungen des Klimawandels genannt. Die zwei neuen Klimaanpassungsmanager des Kreises, Ariane Djahansouzi und Frank Nierula, Klimaschutzmanager Michael Czak sowie das unterstützende Büro „Infrastruktur & Umwelt Professor Böhm und Partner“ erläuterten den Vertretern der 22 Kommunen, die bei dem über zwei Jahre laufenden Projekt mitmachen, wie das Vorgehen sein wird, damit die Städte und Gemeinden – nur Pfungstadt fehlt, die Stadt hat bereits ein eigenes Konzept in Arbeit – mit geeigneten Maßnahmen verhindern können, dass die Schäden noch größer werden. Ziel ist es, die Infrastruktur und Stadtentwicklung eben an das geänderte Klima anpassen zu können.
Erläutert wurde bei der Auftaktveranstaltung auch, welche Daten benötigt werden. Das Konzept soll dann nicht als Anhaltspunkt für Planende oder Ingenieurbüros die individuellen Maßnahmen in einer Kommune beschreiben, es liefert auch jeweils eine erste Kostenschätzung, priorisiert die Maßnahmen und eröffnet den Kommunen Fördertöpfe, bei denen es dann auch Antragsprozesse für Förderung vereinfacht. Abgerundet wurde die Veranstaltung durch einen Workshop, bei dem die kommunalen Vertreter nach den ihnen bekannten Betroffenheiten ihrer Kommunen durch den Klimawandel befragt wurden.
In den kommenden zwei Jahren werden die beiden Klimaanpassungsmanager in enger Zusammenarbeit mit den Kommunen und dem sie unterstützenden Büro zunächst Daten zu den Betroffenheiten der einzelnen Städte und Gemeinden erheben, um im Anschluss im gegenseitigen Austausch entsprechende Maßnahmen für die einzelnen Kommunen zu entwickeln. Dabei suchen sie den Dialog mit Feuerwehren, Wasser- und Naturschutzverbänden, dem Gesundheitsamt, der Rettungsleitstelle des Landkreises, betroffenen Landwirten, Unternehmen und vielen weiteren. Auch die Bürgerinnen und Bürger sollen durch Umfragen zu ihren eigenen Betroffenheiten befragt und durch öffentliche Informationsveranstaltungen zu den Zwischenergebnissen informiert werden. Das kommunenscharfe Konzept soll dann Mitte des Jahres 2026 vorliegen, woraufhin die einzelnen Kommunen in die Umsetzung starten können.
Dabei wird es kurz- und mittelfristige Maßnahmen geben, die gegen die derzeit akuten Folgen des Klimawandels gerichtet sind und damit auch eine gewisse Dringlichkeit haben. Langfristige Maßnahmen hingegen richten sich gegen noch zu erwartende Auswirkungen des Klimawandels und sind somit auch perspektivisch zu sehen. Dabei geht es natürlich auch um die langfristige Entwicklung der Kommune, angelehnt an die langfristigen Klimaprognosen. (tb)
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September 2024: Landkreis managt Klimaanpassung für 22 der 23 Kommunen - Bundes-Klimaanpassungsgesetz
Darmstadt-Dieburg. Der Landkreis Darmstadt-Dieburg hat nun zusätzlich zu einem Klimaschutzmanager auch ein neues Klimaanpassungsmanagement mit zwei Klimaanpassungsmanagern – Ariane Djahansouzi und Frank Nierula. Deren Aufgabe ist es für einen Projektzeitraum von zwei Jahren, ein Klimaanpassungskonzept für den Landkreis zu erstellen. Mit 22 der 23 Kreiskommunen – nur Pfungstadt möchte ein eigenes Konzept erstellen – gibt es eine entsprechende Kooperationsvereinbarung als Teil der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel. Seit dem 1. Juli gilt das neue Bundes-Klimaanpassungsgesetz. Dementsprechend wird die Erstellung des Konzepts vom Bundesumweltministerium gefördert. „Dabei beteiligen wir die relevanten Akteure von Beginn an“, erklärt Ariane Djahansouzi. „Und wir haben ein externes Ingenieurbüro, das den Prozess begleiten wird, nämlich Infrastruktur&Umwelt aus Darmstadt“, ergänzt Frank Nierula.
Das Konzept, in das auch die Ergebnisse eines ähnlichen Projekts von 2013 einfließen werden, wird dabei „kommunenscharf“ erstellt, was bedeutet, dass es für jede Kommune einen Maßnahmenkatalog geben wird, der dann jeweils genutzt werden kann, um Förderung für die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen zu erhalten. Die Auftaktveranstaltung zu dem Kreisprojekt wird am 10. Oktober sein, aber schon jetzt sind die Klimaanpassungsmanager in den Kommunen unterwegs, um das Projekt vorzustellen und offene Fragen zu klären. Im kommenden Jahr soll es dann Workshops zu den einzelnen Themenfeldern geben.
Klimaschutz und Klimaanpassung gehen dabei Hand in Hand: Während Klimaschutz darauf abzielt, Umweltschäden zu verhindern oder abzumildern, zielen Maßnahmen zur Klimaanpassung darauf ab, mit den spürbaren Auswirkungen des Klimawandels umzugehen. So etwa ein Trennsystem für Regenwasser in Neubaugebieten. Etwa auf dem Areal Waldeck in Traisa, wo das anfallende Niederschlagswasser der neuen Grundstücke über einen Sammelkanal versickert wird und nicht in die Kanalisation gelangt. Andere Beispiele sind Begrünte Plätze wir das Grüne Zimmer in Griesheim auf der Georg-Schüler-Anlage oder Wasserflächen wie die Fontäne auf dem begrünten Villenave-d´Ornon-Platz in Seeheim-Jugenheim. Aber auch Grünstreifen an Feldern wie in Weiterstadt, die Verwehungen von Boden aus Ackerflächen verhindern, zählen dazu. „Es sind Maßnahmen, die den Stadtraum und die Land- und Forstwirtschaft lebenswert, resilient und wirtschaftlich erhalten“, sagt Nierula.
Landrat Klaus Peter Schellhaas weist darauf hin, dass der Kreis keine Zeit verloren hat bei dem Thema: „Ich freue mich, dass wir durch unseren frühzeitigen Einsatz im weiten Themenfeld der Klimafolgenanpassung nun pünktlich mit Inkrafttreten des Bundes-Klimaanpassungsgesetzes in den Prozess der Erstellung kommunenscharfer Anpassungskonzepte für 22 unserer Kreiskommunen starten können“, sagt Schellhaas: „Die Anpassung an die Folgen des Klimawandels ist eine gesamtgesellschaftliche Querschnittsaufgabe, mit vielen möglichen Synergieeffekten zwischen nahegelegenen Gebietskörperschaften. Daher ist es wichtig, dass wir hier alle an einem Strang ziehen, um uns gemeinsam bestmöglich für die Zukunft aufzustellen. Die Erarbeitung eines neuen integrierten, aber kommunenscharfen Anpassungskonzepts ist der der richtige Schritt in diese Richtung.“ (tb)