Besuch bei Vivian Glover: Der biologische Reichtum des Gemüsegartens Hoxhohl
Mittlerweile sind es ein bisschen mehr als siebeneinhalb Jahre, seit Vivian Glover ihr Projekt „Gemüsegarten Hoxhohl“ gestartet hat. Als Mitglied im GewerbeNetz Modautal bot die Bäuerin interessierten Mitgliedern die Möglichkeit, das Projekt in einer rund zweistündigen Führung besser kennen zu lernen. Vivian Glover studierte in Eberswalde „Ökologische Landwirtschaft und Vermarktung“ und für sie ist ihre Arbeit, das spürt man jeden Augenblick, weit mehr Berufung als nur Beruf.
Klare Vorstellungen
Schon als Kind hat sie den Wunsch, in Einklang mit der Natur gesunde Lebensmittel herzustellen. Es folgen Praktika u.a. im Darmstädter Hofgut Oberfeld, wo sie anschließend mehr als sieben Jahre lang arbeitet und der Entschluss: „Mit spätestens 30 will ich meinen eigenen Betrieb.“ Tatsächlich findet sie die geeignete Fläche wenige hundert Meter oberhalb von Klein-Bieberau herrlich gelegen auf einem Hügel des Modautals. Rund ein dreiviertel Hektar Land wird zur Heimat von rund 70 verschiedenen Kulturen, die gemeinsam in aktuell etwa 180 Ernteanteilen vermarktet werden.
Garten für viele
Denn das war von Anfang an Vivian Glovers Idee hinter dem Gemüsegarten: Was aus der fruchtbaren Erde erwirtschaftet werden kann, wird in Ernteanteilen gleichmäßig aufgeteilt. Im Gegenzug beteiligen sich die Anteilseigener an den Unkosten für die landwirtschaftliche Arbeit. „Ein Ernteanteil bedeutet, einen Anteil der Ernte einer Woche“, erläutert die Frau mit dem Grünen Daumen. Gibt es in einer Woche 180 Zucchini erhält jeder Shareholder eine, gibt es 360, sind es derer zwei. Von Mai bis Dezember gibt es wöchentlich Frisches vom Feld, von Januar bis April verlängert sich dieser Rhythmus auf zwei Wochen. Dafür zahlen Ernteanteilseigner etwa 90 Euro pro Monat.
Bio-Qualität ist garantiert
Beliebig ausweiten lässt sich das Konzept freilich nicht. Natürlicher Begrenzungsfaktor ist die zur Bearbeitung zur Verfügung stehende Fläche. Vivian Glover plädiert deshalb für Nachahmer: „Wir könnten zum Beispiel mit unserem Garten ziemlich einfach alle Klein-Bieberauer mit frischem Bio-Gemüse versorgen“, erklärt sie. „Das würde natürlich auch in Ernsthofen, Asbach, Neutsch oder sonst wo funktionieren.“
Leben mit der Natur
Natürlich hat die Gründerin des Gemüsegartens auch eine Botschaft. Für sie ist klar: „Wir müssen als Gesellschaft entscheiden, wie wir uns ernähren, was wir essen wollen.“ Bei ihr geschieht so gut wie jede landwirtschaftliche Arbeit – abgesehen von Dingen wie Rasenmähen – von Hand und ohne schweres Gerät. „Dadurch können wir näher an die Pflanzen ran und spüren auch jeden Tag, was um uns herum passiert.“ Entscheidend sei das Bodenleben, referiert die studierte Landwirtin, denn Bodenleben bedeute Fruchtbarkeit. Deshalb auch die vielen Kulturen von Kohl-, Kürbis-, Gänsefuß- oder Knöterichgewächsen. „Vielfalt hilft dem Bodenleben und vermindert die Degradation unserer Fläche.“ Das steigert am Ende auch deutlich den Ertrag.
Vielfalt für mehr Bodenleben: Etwa 70 verschiedene Kulturen gedeihen auf dem dreiviertel Hektar oberhalb von Klein-Bieberau. Asseln, Würmer und Kleinstlebewesen sorgen für die Fruchtbarkeit des Bodens. Bilder: GNM