Anne Meyer: Botschafterin zwischen den Welten
Scheu sind sie, die Wesen vom Kleinen Volk - kaum, daß je eines Menschen Auge einmal eines erblickte! Verborgen in Baumhöhlen, unter Moospolstern, in Blütenkelchen und zwischen Grasbüscheln huschen sie herum: die Kobolde, Gnome, Trolle, Elfen und die sogenannten schrägen Gestalten, die sich nirgendwo zuordnen lassen, und die es dennoch gibt - mitten unter uns!
Aber ich kenne einen Ort, an dem man auch als Mensch - mit groben Ohren, schlechten Augen und noch schlechterem Atem - ungestört einen Blick auf sie werfen kann: im WeltWichtelWissen im Zauberheim von Anne Meyer aus München, genauer gesagt . Sie muß insgeheim eine vom Kleinen Volk sein, diese Anne Meyer. Hätte sie sonst so genaue Kenntnis erhalten, wie ein Blätterkobold aussieht, welche Kleidung Gnome bevorzugen, und daß Trolle recht gern mal einen über den Durst trinken?
Eine starke gute Fee muß wohl den lieben langen Tag um sie herumflattern, hat vielleicht mit ihrem Zauberstab wie einst beim Trollkind Goldzeh für lebenslanges Glück gesorgt! Denn so treffend beobachtet und perfekt dargestellt können ihre Figuren gar nicht anders entstanden sein - und täglich werden es mehr!
Kobolde und Gnome: Glücklsbringer aus der Zwischenwelt
Mein absoluter Liebling ist der Gnom „Nicht-von-diesem-Ufer“, aber den darf ich hier nicht vorstellen. Ich will euch lieber von Pixie, Lucy, dem Maiglöckchengeist und dem Gänseblümchengnom erzählen. Letzterer kann mit geübtem Auge gut beobachtet werden, wie er auf Waldlichtungen und Wiesen versonnen aber behutsam seine großen Füße hebt, um nur ja kein Gänseblümchen zu zerquetschen. Etwas unglücklich sieht der Maiglöckchengeist noch aus, man weiß nicht was ihn bedrückt, denn er gehört nicht zur gesprächigen Sorte. Pixie ist da schon ein anderes Kaliber: fröhlich kichernd und stets für einen Schabernack gut!
Apropos Schabernack: dafür sind - das ist beim Kleinen Volk nicht anders als bei den Menschen - die Jungwesen zuständig. Kleine Kobolde wie Sam, der Sonnenschein, etwas ältere Kobolde wie Gwiefel, der sich insbesondere während der Rauhnächte seinen Spaß mit den Menschen erlaubt; oder Struwuzel mit seiner magischen Zauberkette, die jeden Unhold blendet und Struwuzel allergrößtes Vergnügen bereitet; Pix und Trix die Wummelkinder, die gleichzeitig miteinander kuscheln und raufen können; harmlose Wesen wie der Grasgnom Hink, der einen Eimer voll frischer Zauberfarbe gefunden hat und damit nun die ganze Welt glücklich anstreicht oder das Elfenkind Lucy, das beim Spielen schon mal zuviel Elfenstaub herumwirbelt, so daß die Menschen vor Glück gar nicht mehr aus noch ein wissen...
Man sieht schon: wo Menschen mit der Zauberwelt in Kontakt kommen, gerät es meist zum Guten. Glück weht herüber in unsere betriebsame Welt, und wären nicht die Elfen mitten unter uns, wäre unser technokratisches Zeitalter überhaupt nicht zu ertragen!
Meist jedoch sind die Wesen vom Kleinen Volk zurückhaltend, unaufdringlich und kaum spürbar.
Die Schlurfbrüder etwa, zwei ältere Kobolde mit weißen Haarbüscheln unter ihren traditionellen roten Mützen (längst nicht alle vom Kleinen Volk kleiden sich heute noch so, wie sie einst vor langer langer Zeit in den Märchen beschrieben wurden!) unter ihren traditionellen roten Mützen also, sind die Schlurfbrüder Freunde der Langsamkeit. Sie machen alles in Zeitlupe nach Schneckenart, nicht einmal die scheuesten Wesen fürchten sich vor ihnen. Unter den Menschen wird wohl nicht ein einziger sein, der die Schlurfbrüder in all seiner Hektik wahrnehmen könnte. Dies gilt auch für den Blätterkobold Hitsch, der gemütlich mit Eichhörnchen zusammen in Nußbäumen wohnt und im Sommer auch schon einmal auf saftigen Wiesen zu finden ist - wenn man ihn denn zu finden versteht! Auch Spatz, wie Hitsch ein Blätterkobold, ist perfekt getarnt und versteht sich sehr gut mit den heimischen Amseln, mit denen er lange philosophische Gespräche führt, denen ein Mensch sowieso nicht folgen könnte. In alten Spechthöhlen und hohlen Bäume wäre hin und wieder der Rindenwicht zu erspähen, ein Baumtroll. Doch wie bereits gesagt: mit Menschenaugen fast unmöglich. Pfeilschnell durch die Lüfte fliegt der Graugnom, der sich gelegentlich in einen Vogel verwandelt um schneller unterwegs sein zu können. Das Vogelmenschwesen dagegen steht meist nachdenklich verschreckt hinter einem Baum, wo es nur von dem frechen Wurm ausgelacht wird. Auch einen schrägen Vogel gibt es beim Kleinen Volk, und er trägt ein Vogelnest auf dem Kopf, aus dem gerade eben sogar ein neuer schräger Vogel ausschlüpft - habt ihr es gesehn? Ach nein, ihr seht ihn ja nicht!
Waldschrate: besser man trifft nicht mit ihnen zusammen...
Und damit kommen wir zu den gefährlicheren Wesen: wagt es nicht, auf eurem Weg durch den Zauberwald auf den Verwunschenen Grasbüschel zu treten: das würde er sehr persönlich nehmen!
Zu den bedrohlichen Wesen gehören zweifellos auch die Waldschrate. Erkennen kann man sie - so man es denn kann - daran, daß sie unergründlich und unberechenbar, undurchschaubar und sehr wechselhaft sind. Gerade noch guter Kumpel, haben sie im nächsten Moment ein listiges Funkeln in den Augen, ein fieses Grinsen im Gesicht. Sie haben es faustdick hinter ihren spitzen Ohren. Ansonsten lassen sie sich nur schwer von den Kobolden und Gnomen unterscheiden, denn auch die Waldschrate haben meist vier Finger und Zehen. Das kommt daher, daß sie (wie die Kobolde) nicht arbeiten und sich unsichtbar machen können. Dadurch hat sich im Laufe der Jahrzehnte ein Finger zurückgebildet, und Hände und Füße fallen sehr groß aus. Waldschrate können sich nicht nur unsichtbar machen - was es für Menschen zugegebenermaßen noch schwieriger macht, einen zu erspähen - , sie können nach Belieben ihre Gestalt verändern, bevorzugt in verschiedene Tiergestalten. Aber genauso können sie als Mensch von betörender Schönheit auftauchen, ja es wurde sogar schon beobachtet, daß sich ihre Körper im Licht halb auflösen.
Insgesamt sind Menschen aber gut beraten, wenn sie sich gut mit ihnen stellen, falls sie tatsächlich mal bei einer Waldwanderung einem in die Quere kommen sollten. Kein Waldschrat läßt sich mit den Menschen ein, geschweige daß er sich einfangen ließe, was auch nicht anzuraten ist. Waldschrate sind schon seit Urzeiten ständige Bewohner in den tiefen Wäldern Europas und umsorgen hauptsächlich die Rehe, aber auch andere Tiere. Die Existenz der Menschen ignorieren sie schlichtweg, weil sie die nicht leiden können. Irgendwann in grauer Vorzeit muß ein Waldschrat wohl schlechte Erfahrungen mit unseren Vorfahren gemacht haben. Vorsicht ist geboten, wenn man bei einem Waldspaziergang plötzlich aus dem Verborgenen ein Schnuppern und Schnüffeln hört: das ist dann nicht der böse Wolf, sondern Mieswurz, ein Waldschrat aus der Braunling-Famillie, ein kleinwüchsiger Erdling, der sich durch besonders guten Geruchssinn und feines Gehör auszeichnet. Und wenn er Menschen erschnuppert hat, dann weiß es kurz darauf der ganze Zauberwald.
Elfen: Lichtgestalten allüberall
Nicht nur halb im Licht aufgelöst, sondern gänzlich unsichtbar können auch Elfen sein, doch wenn ein Mensch eine Elfe ruft, dann ist sie sofort bei ihm, auch wenn er es nicht wahrnehmen kann.
Elfen begleiten uns Menschen auf all unseren Wegen, sie schützen uns, bringen uns Glück und sorgen für Wohlbefinden und Behaglichkeit. Nur Ärger, Zorn, Boshaftigkeit und Arglist können sie unter keinen Umständen ertragen, denn dann versiegt ihr Vorrat an Elfenstaub. Und was ist eine Elfe ohne Elfenstaub! Es soll bereits vorgekommen sein, daß eine solche Elfe vor Traurigkeit zu einer jämmerlichen Wasserpfütze zerronnen ist, und so etwas kann nicht wieder umgekehrt werden, nicht mit allem Elfenstaub auf der ganzen Welt.
Doch meist spüren es die Menschen, daß Elfen bei ihnen sind. Besonders klar läßt sich ihre Anwesenheit in der Elfenstadt Hafnarfjördur auf Island, wo die Elfen ja ursprünglich herkommen, wahrnehmen. Dort leben die Elfen sogar ganz ungeniert mitten in einer Menschenstadt!
Bei besonderen Lichtverhältnissen können Elfen bis zu 1 Meter groß wirken, doch eigentlich sind sie eher klein. Es gibt Lichtelfen, Bergelfen, Blumenelfen, Zauberpflanzenelfen, Luftelfen und Schmetterlingswesen. Ihre Erscheinung ist von schillernder, durchscheinender, flureszierender und geheimnisvoller Lichtheit geprägt, voll Reinheit und fremdartiger Schönheit. Sie sind überall: die Wald-, Wiesen- und Heilkräuter sind beseelt und bewohnt von Geistwesen, unter jedem Blatt kann sich eine Elfe verbergen, in jedem Baum kann ein Wesen wohnen. Drum müssen wir Menschen stets achtsam mit unserer Mitwelt umgehen, damit die sensiblen Geistwesen nicht verscheucht werden.
Wer sich noch an Tinker Bell aus Peter Pan erinnert, der weiß jedoch, daß es auch schusselige, freche, schnoddrige und jähzornige Elfen gibt, zudem huschen neben den betörenden Schönheiten auch sehr Dünne, Kantige, Knochige herum oder sehr Vollbusige. Es lohnt sich bestimmt, die Augen offen zu halten, denn Elfen sind meist leicht bekleidet, mit einem roten Fingerhut als Handschuh oder Kopfbedeckung etwa. Bei manchen Elfen spielt die Kleidung sogar eine entscheidende Rolle: Hauselfen wie Dobbie sind darauf angewiesen, daß ihnen von ihrem Herrn ein Kleidungsstück geschenkt wird, damit sie frei werden. In Dobbies Fall war das eine Socke...
Wie es sich leibt und lebt beim Kleinen Volk
Nun wissen wir schon mehr über die Zauberwelt des Kleinen Volkes. Doch bei Anne Meyer steht noch viel mehr über sie zu lesen: wie sie aufwachsen, wie sie miteinander leben und feiern, wo sie herkommen und hinwollen, und was sie nicht mögen.
Kobolde etwa kochen äußerst ungern selber, heben aber gerne mal einen. Wo sie einen guten Schnaps und etwas Käse und Brot aufgetischt bekommen, dort müssen die Menschen damit rechnen, daß sich der ein oder andere Kobold mit an die Tafel setzt und kräftig mitfuttert. Mit ein bißchen Glück ist es vielleicht sogar ein Glückskobold!
Das krasse Gegenteil sind die Elfen, wohingegen es die Trolle noch viel ärger treiben als die Kobolde. Niemand - weder einer der Menschen noch einer vom Kleinen Volk - hat jemals davon gehört, daß eine Elfe irgendeine Form von Nahrung aufgenommen hat. Elfen sind Geistwesen und brauchen deswegen keine materiellen Speisen, nur nach großen Anstrengungen - etwa wenn eine Extraportion Elfenstaub verstreut werden mußte - saugen sie ein wenig Morgentau von einem Blatt auf.
Die ruhigen behäbigen Gnome züchten Ziegen, trinken deren Milch und essen ihr Fleisch. Auch bauen sie besondere Pilze an, sowohl zum Verzehr als auch zur Berauschung, wodurch sie etwas eigenbrötlerisch wirken können. Sie backen auch Kekse. Vom Gnom Habnix wissen wir, daß wohl der letzte Blaubeerwein schlecht war, so daß Habnix völlig von Trübsinn begnomt ward. Dabei sah er zwar keine Mäuse, jedoch zwei Schnecken in seiner Tasse sitzen! Da brauchte er flugs die Hilfe vom Kobold Schneckenzähmer. Der nämlich nimmt die Schnecken so ins Gebet, so daß sie in keines Menschen Garten mehr gehen um dort Unheil anzurichten. Das funktioniert sogar in Tassen...
Asketisch erscheinen dagegen die Blätterkobolde: in freier Wildbahn Vegetarier und große Beerenfreunde, mögen sie sehr gern auch Pilze, Wurzeln und die verschiedensten Pflanzen auf ihrem Speiseplan.
Trolle wiederum, in ihrer ursprünglichen Heimat Norwegen als hinterlistige, gemeine Spezies verschrien, von buckliger, gedrungener Gestalt, haarig, dunkel und äußerst grobschlächtig, haben auf ihrer langen Wanderung in südlichere Gefilde eine Wandlung durchgemacht, die nicht unbedingt zum Schlechteren geführt hat: einige nämlich haben sich in Bayern angesiedelt und sich der dortigen Menschenwelt angepaßt. Sie haben jetzt weniger Haare, wenn auch, wie in Bayern auch oft noch bei den Menschen, genug Wolle überall hervorblitzt. Sie halten sich aufrecht und dies spiegelt sich auch in ihrem Charakter wider. Nur eines hat sich nicht geändert: Trolle haben fünf Finger, manchmal sogar sechs oder sieben an einer Hand und ebensoviele Zehen am Fuß! Die bayerischen Trolle sind heutzutage den landestypischen Gepflogenheiten voll und ganz angepaßt: aus einstmals hinterlistigen, finsteren Gesellen, die man tunlichst gemieden hat, sind lebenslustige, großherzige und gutmütige Kerle geworden. Sie genießen das Leben in vollen Zügen, aber leider mit einem großen Laster: sie sind dem Alkohol in jeglicher Form förmlich verfallen - was ja in Bayern nun nicht so schlimm ist, denn dort spricht man nicht von einem Laster, sondern von einem Recht auf Grundnahrungsmittel. Trolle leben in großen Gruppen und nehmen den geringsten Grund zum Anlaß für exzessive, ausschweifende Feiern. Mit Ebereschenschnaps, diversem Hopfengebräu, Honigwein und was sonst noch Alkohol in flüssiger Form enthält, wird gezecht, daß es nur so kracht. Dazu bevorzugen sie deftige Speisen und deshalb wird täglich reichhaltig gekocht und anschließend alles ratzeputz aufgegessen. So sind die bayrischen Trolle heutzutage den ganzen Tag damit beschäftigt, Nahrungsmittel zu beschaffen, haltbar zu machen und zu kochen. Die restliche Zeit wird in geselligen Runden verbracht, wo man gerne mal raucht und sich über die Dinge des Troll-Alltags austauscht.
Der Alltag beim Kleinen Volk: nicht viel anders als in der Menschenwelt...
Der Alltag von Kobolden, Gnomen und Trollen gestaltet sich weitgehend ähnlich anstrengend wie der von uns Menschen. Da müssen kleine Kobolde, Gnome und Trolle behütet, erzogen und auch mal getadelt werden, sei es das Trollbaby in der Muschel, das ganz friedlich an der Flasche nuckelt und sich danach zum Schlafen zusammenrollt; sei es das Nesthäkchen Goldzeh, das als Neugeborenes von einem Elfen-Zauberstab berührt wurde und seither vom Glück geradezu verfolgt wird; sei es das Findelkind, ein ausgesetztes (ja, so etwas gibt es sogar beim Kleinen Volk!) und gefundenes Trollmädchen; oder die beiden Erdlinge, die noch sehr klein sind und erst ab und zu aus der Erde dürfen, denn sie brauchen noch viel Erdwärme.
Damit die Kobold-, Gnomen- und Trollmütter hin und wieder eine Verschnaufpause genießen können, dafür hat sich Alice Rot, die voll emanzipierte Powertrollfrau stark gemacht. Sie hat den Männern ordentlich Beine gemacht und ihnen gezeigt, wie gekehrt und gebügelt, gekocht und geputzt, eingekauft und gewaschen wird. Seither kann Oma Elli mit den sehr abstehenden Ohren ihre freie Zeit gut nutzen: sie ist eine Weinkennerin geworden, bäckt Brot und hat Hessisch sprechen (babbele) gelernt. Auch Gertrud, die einmal für ein ganzes Jahr ihren Enkel verlegt hatte, fand ihn schließlich wieder, und es war in der Zwischenzeit gut für ihn gesorgt worden. Natürlich ist das Gertrud immer noch ein bißchen peinlich, denn es war das eine oder andere Fichtennadel-Likörchen im Spiel dabei. Also sprechen wir nicht mehr davon. Oma Gundl nimmt ihr Enkelkind aber noch immer gern mit zum Beerenpflücken, wo die beiden viel Spaß haben. Aber sie MUSS es halt nicht mehr Tag für Tag tun. Die weise Alte - man kann nicht so genau sagen, ob sie eine Trollin, eine Koboldin oder eine Gnomin ist, auf jeden Fall ist sie sehr alt und sehr weise - denkt sich, ach wenn wir es früher schon so gemütlich gehabt hätten...
Die Männer nehmen ihre neugelernten Aufgaben sehr ernst. Kein Wunder: täten sie es nicht, würde Alice Rot schon für Unterhaltung sorgen!
Wenn ein Wesen vom Kleinen Volk mal nicht zur Ruhe kommt (ja, selbst in der Zauberwelt zeigen sich von Zeit zu Zeit Streßsymptome!) oder nicht einschlafen kann, dann springt der Flötenspieler ein. Gnome wie er haben die Gabe, sich in alles Lebendige und alle Materie einfühlen zu können, in Fauna und Flora, in das Wesen des Feenreiches und in den ganzen Kosmos. Der Flötenspieler setzt sich dann zu dem Ruhelosen und läßt alte Melodien aus verträumten Welten hören. Nutzt selbst das nichts, dann kommt der Vetter 2. Grades zum Einsatz: wer länger als fünf Minuten seinem einschmeichelnden Spiel lauscht, fällt in einen langen langen Schlaf.
Wegen dieser Einfühlungsgabe tun Gnome auch dem Menschen gut, oftmals ohne daß es diesem bewußt wird. Schon seit ewigen Zeiten haben Gnome den Menschen geholfen.
Allerdings gibt es da auch den Breitmaulgnom Wasweisi: der doziert gerne über Gott und die Welt und ist ziemlich allein, denn jeder der ihn sieht macht kehrt und schleicht davon!
Während die Gnome ursprünglich aus Rußland und Polen stammen, wurden sie in jüngster Zeit vermehrt auch in Flandern gesichtet. Selbst bis in die Schweizer Berge haben sie sich inzwischen ausgebreitet, und auch im übrigen Alpenraum. Am wohlsten fühlen sie sich in Erdhöhlen.
Kobolde dagegen sind sehr unternehmungslustig und reisefreudig, so daß auch diese Gattung auf dem Vormarsch in neue Verbreitungsgebiete unterwegs ist. Sie halten sich überall da gerne auf, wo das Alte noch seinen Platz hat . Ein Haus, das kalt und steril eingerichtet ist, läßt sie bis aufs Mark erschaudern. Lesen Sie dazu bitte auch das Interview mit Kobold Kieselbart vom Felsenmeer!
Prinzipiell muß hier zwischen Hauskobolden und Blätterkobolden unterschieden werden. Blätterkobolde leben in der Natur und sind sehr scheu. Außerdem sind sie immer perfekt getarnt, was sie meist durch das Tragen eines Blätterkleides und eine blättrige Kopfbedeckung bewerkstelligen. Fängt sie der Mensch aber ein und hält sie als Hauskobolde in seiner Behausung, so werden sie dort auch heimisch und bleiben ein Koboldleben lang bei ihrem Herrn. Als Hauskobold will der Blätterkobold das gleiche zu sich nehmen wie sein Hausherr, das ist wichtig und zu beachten! Verbreitet sind Blätterkobolde wie Eichblatt, Hitsch, Fingerhütchen, Silberblatt und Spatz im Baltikum bis hinunter nach Tschechien und die Ukraine, aber auch in Neuseeland und Bayern.
Was mit einem Blätterkobold noch angehen mag, seine Domestizierung durch den Menschen, das kann für eine Elfe tödlich sein: keine Elfe läßt sich jemals einfangen, das wäre eine unverzeihliche Sünde. „Die Elfe kommt und setzt sich zu dir, wenn du sie brauchst und sie fliegt wieder weiter, wenn es an der Zeit ist. Wenn sie dich besucht ist es ein Geschenk, sie schenkt dir genau das, was du im Moment am dringensten benötigst. Stell dir deine Elfe vor und sie wird dir erscheinen!“ so erklärt es Anne Meyer. Elfen kamen einst es von Schweden, Finnland, Norwegen und Island und haben sich heutzutage über die ganze Welt bis hin nach Neuseeland ausgebreitet. Sie sind auch bei uns ganz stark im Kommen, denn jeder Mensch braucht eine Elfe; etwa Linette die Baumelfe, die schillernd wie Blätterwerk im Morgennebel bei Restmondlicht herumflattert. Oder die Elfe Frühlingswind und Frühlingszauber, Anina und Jelva, die Blütenelfen Rose, Pfingstrose und Wildröschen, Viola, Grüne Sterndolde und viele weitere, die Traumelfe und die bezaubernden Elfenkinder Lucy und Glückskind, Sunny und Sonnenhütchen - wer keine Elfe braucht, der lügt einfach!
Marieta Hiller
Interview mit Kobold Kieselbart, oberster Kobold im Felsenmeer
MH: Werter Herr Kieselbart, wie darf ich Sie ansprechen?
K: Mein vollständiger Name ist Kobold Kieselbart aus dem Barythenquarze und zu den Granodioriten. Es reicht aber Kieselbart, ihr Menschen könnt euch den Rest ja sowieso nicht behalten. Und meinen Vornamen: tja, den verrate ich niemals!
MH: Kieselbart also. Sie und Ihre Sippschaft leben im Felsenmeer im Odenwald. War das schon immer so?
K: Nein. Doch. Also es war so: ganz früher, als sich die Gebirge bildeten und die Meere überschwappten und die Dinosaurier sich allmählich in Drachen verwandelten,
MH: können Sie sich bitte etwas kürzer fassen? Wir haben nur sieben mal sieben Minuten Zeit!
K: also gut. Zu jener Zeit also, da lebten wir Kobolde draußen. Dann aber tauchten immer mehr Menschen auf, und sie bauten sich gemütliche warme Häuser, mit einem Dachboden, auf dem es trocken und kuschelig war. Und mit einer Küche, in der ein Herd stand, der niemals kalt wurde. Auf dem Herd aber, da stand den lieben langen Tag - und wenn wir Glück hatten, auch die ganze Nacht - ein Töpfchen mit süßem Brei, mit Milch oder Apfelkompott! Und so zogen wir Kobolde zu den Menschen, wohnten auf ihren Dachböden und schenkten ihnen Glück, Gesundheit und Freundschaft. Bald aber begannen die Menschen, ihre gemütlichen Bauernhäuser aufzugeben und in Städte zu ziehen, wo sie ihre Wohnungen wie Schachteln übereinander türmten. Kein warmer Dachboden mehr, kein Herd der nie kalt wurde - und: sie sperrten alle die Köstlichkeiten die wir Kobolde so lieben in einen Schrank mit Licht drin, den wir nicht aufbekamen. Das Schlimmste aber war, daß sich die Menschen elektrische Kobolde anschafften, die auf Knopfdruck einen Heidenlärm machen und Dinge verschwinden lassen.
Da sind wir Kobolde dann ausgezogen und nun leben wir wieder im Zauberwald, genauer gesagt im Felsenmeer.
MH: Lieber Kieselbart, ich danke dir für dieses Interview und hoffe, daß es unseren Lesern zu denken geben wird. Dir aber wünsche ich eine gute Heimreise ins Felsenmeer, und mir wünsche ich ein gemütliches Bauernhaus mit einem Herd, der niemals kalt wird.