Der Reichenbacher Fritz Hechler, lange Jahre bei der DESTAG tätig, schrieb seine Erinnerungen an die Zeit von 1942-1945 nieder. Da er dieses Manuskript jedoch ausdrücklich seiner Familie, Freunden und Bekannten zueignete, kann es hier nicht vollständig veröffentlicht werden. Die Frage an noch lebende Verwandte zur Veröffentlichung ist noch offen.

Hechler war laut Walter Koepff "lange Jahre Vorsitzender des FAC und hat die alten Filme gedreht, die wir vor einigen Jahren digitalisiert wieder aufgelegt hatten. Ferner war er mehrfach Sitzungspräsident bei den Eintrach-Faschings-Sitzungen. Er war heftiger Raucher und sein Vater Schuster."

Der 1924 in Reichenbach geborene Fritz Hechler beginnt sein Manuskript mit einem Zitat: "Der Jugend gehört die Zukunft" mit der Anmerkung: das war einmal der Slogan einer Nation / 1933-1945 - jedoch es war Betrug an der Jugend, ich versuche es deutlich zu machen.

Im Februar 1942 erhielt er seinen Einberufungsbefehl zum RAD (Reichsarbeitsdienst) nach Rutsweiler (Pfalz). Nach einer "grob militärischen Ausbildung mit Waffen und sonstigen Kriegsgeräten" meldete er sich zur Schreibstube. Im April wurde er mit einigen Reichenbacher Kameraden nach Rußland verlegt. Byalistock, Minsk, Smolensk, Wjasma. In Gshatsk 70km vor Moskau erlebte er den ersten Kriegseinsatz, bei dem einige seiner Kameraden getötet wurden. "Ob es dort einen Friedhof gab, weiß ich nicht, aber unsere Freunde haben wir am Straßenrand beerdigt, mit Kreuzen aus Birkenholz einer Einfassung aus Holz versehen und ein Namensschild angebracht."

Die Berichte ziehen sich über drei Jahre hin, Hechler wurde Funker unter Oberfeldwebel Karl Germann, ehemaliger Bürgermeister von Reichenbach. Stationierung in Italien, Malaria, Weihnachtsfeste im Feld folgten.

Im Spätsommer 1944 in Bondeno bei Modena: "...Den dritten Funkwagen - die Einheit bestand ja immer noch - bekamen wir auch und unsere Funkstelle war wieder komplett, obwohl sie keinen Zweck mehr hatte. Das war am 20.9.1944. Für uns war der Krieg aus!!!"

Aber: "Der Auslands-Felddienst war beendet und ein neuer Blödsinn fand seinen Anfang!" - Hechler wurde wieder KV (kriegsverwendungsfähig) geschrieben, obwohl die Malaria noch in ihm wütete. Ende Februar 1944 ging es Richtung Görlitz, wieder mußten 18 seiner Kameraden begraben werden. Am 18. April 1945, also kurz vor Kriegsende, vermerkt Hechler: "dort gab es in einem Feldlazarett eine Nachbehandlung und was dort los war, läßt sich auch heute nicht mehr beschreiben (ist auch besser so)."

Nach Kriegsende am 8. Mai 1945 hatte Hechler mit den neu entstandenen Zonen zu tun und konnte nicht einfach nach Hause gehen. Zu Fuß schaffte er es bei Meiningen in den Westen zu kommen, das war der 28. August 1945.

"Von Bensheim fuhr ich mit dem Milchauto nach Reichenbach, es war an einem Sonntag." Dieser 9. September 1945, der Tag seiner Ankunft zuhause, war das schönste Geburtstagsgeschenk für seinen Vater, der an diesem Tag Geburtstag hatte.

Bürokratie: ohne Entlassungsschein gab es keine Lebensmittelkarten, Hechler wurde von amerikanischen Soldaten als Gefangener ins Hauptquartier Heidelberg gebracht. "Die Bewacher waren durchweg Farbige (Neger) und fast alle waren Juden, wie sich später herausstellte!" Hechler war erstaunt über die gute Behandlung, wurde nach fünf Wochen entlassen und "der Neger steckte mir noch 3 Packungen Pal-Mal Zigaretten für den Vater in die Tasche." Nun hatte er auch einen Entlassungsschein und konnte Lebensmittelkarten beziehen.

"Man kann vieles im Leben vergessen, aber diese Eereignisse bleiben immer haften.
Möge dieser kleine Bericht das wiedergeben, was ich auf der ersten Seite geschrieben habe über den Mißbrauch der Jugend. Gewiß, es gab noch Schlimmeres, aber jeder Krieg ist purer Wahnsinn und wenn es in einem Krieg auch nur einen Toten gibt, dann ist es schon einer zu viel. - Möge die Menschheit einmal aufwachen und lernen, daß solcherlei Escapaden nicht den Menschen dienen, sondern die Menschen zerstören."