Irrtümlich haben wir das im Juniheft 2020 abgedruckte Foto der stehenden Riesensäule im Felsenmeer Herrn Sattler zugeschrieben.
Tatsächlich handelt es sich um eine Fotomontage von Heinrich Stock aus Reichenbach, wir bitten vielmals um Entschuldigung für die falsche Zuweisung.
Zu sehen ist die Fotomontage im Reichenbacher Heimatbuch (1987) auf Seite 122. In der Klageschrift von Pfarrer Martin Walther (1613) steht geschrieben: "Derwegen ist von der Cantzel auff Sonntag verbotten worden: 5. Die Walfarth zur steinen Säul und Sommerholen." Ob die Strafe von 10 Gulden jemanden davon abgehalten hat, zur aufrecht stehenden Säule zu wallfahrten, ist nicht bekannt. Auch ist nicht gesichert, daß die Riesensäule überhaupt aufrecht gestanden hat. Die Legende sagt, daß die Kirche sie hat umlegen lassen, um die heidnischen Bräuche zu beenden.
Wie die Riesensäule einst beinahe nach Leipzig gekommen wäre...
Wie wenig man noch vor 200 Jahren über die Römer im Odenwald und ihre Hinterlassenschaften wußte, zeigt sich darin, daß manch ein Zeitgenosse der Völkerschlacht bei Leipzig die Riesensäule aus dem Felsenmeer für nicht wert erachtete, dort als Denkmal für die 80.000 bis 120.000 Toten der bis dato größten Schlacht aller Zeiten aufgerichtet zu werden. Um 1814 war nicht klar, daß die Säule tatsächlich von den Römern vor mehr als eineinhalb Jahrtausenden erarbeitet worden war. Und so war sie ja „nur“ ein Werkstück unter vielen anderen, während man für das Völkerschlachtdenkmal etwas ganz Besonderes brauchte. Nicht daß ein solches Denkmal - so prächtig es auch sei - jemals künftige Generationen vom Kriegführen abgehalten hätte...
Im Beitrag von Johann Heinrich Kumpf in den Geschichtsblättern des Kreises Bergstraße Band 50, der kürzlich erschienen ist (ISSN 0720-1044, Laurissa Verlag Lorsch) wird die Diskussion um das Denkmal und um die Riesensäule mit vielen kuriosen Zitaten dargestellt, vom Verleger Friedrich Arnold Brockhaus (wer vor Wikipediazeiten noch Enzyklopädien und Lexika benutzte: es ist „DER Brockhaus) über den konservativen Dichter August von Kotzebue bis hin zu Goethe und seinem bis dato ungedruckten Gedicht wurde die Debatte geführt. Ein deutscher Ingenieur bereiste schon das Felsenmeer, um den „schicklichsten Weg für dieselbe (die Riesensäule) bis zum Rhein hin auszumitteln“. Leider wurde die Exploration dieses namenlosen Ingenieurs nicht dokumentiert, so daß sich die Wissenschaft noch heute darüber streitet, wie die Römer die 27 Tonnen schwere Säule wohl nach Trier zu schaffen gedacht hätten: den direkten Weg nach Reichenbach und über zahlreiche Staustufen auf der Lauter bis nach Gernsheim? Oder mit viel Kraftaufwand über den Sattel des Felsberges über Hochstätten und Auerbach? Nun wissen wir es leider noch immer nicht. M. Hiller
Wer kennt eine Sage oder Geschichte zur Teufelskanzel?
Kürzlich war ich mit der Odenwälder Filmemacherin Larissa Anton im Felsenmeer unterwegs, sie suchte die Teufelskanzel als Schauplatz für ihren nächsten Film. Gibt es zur Teufelskanzel eine Sage oder eine Geschichte zu berichten? Wer eine kennt, kann gerne an eine Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!schicken!
Die Teufelskanzel ist eine der weniger bekannten Felsformationen im Felsberg, es gibt noch weitere, die heute nahezu unbekannt sind wie z.B. die Riesenküche. Eingetragen ist sie in der topographischen Karte der Lithographenanstalt Welzbacher Darmstadt (zwischen 1823-1840). Die Riesenküche liegt im Steinbruch am ehemaligen Weg Nr. 9+10, der heute nicht mehr markiert ist.
M. Hiller, Dezember 2017
Kürzlich war ich mit der Odenwälder Filmemacherin Larissa Anton im Felsenmeer unterwegs, sie suchte die Teufelskanzel als Schauplatz für ihren nächsten Film. Gibt es zur Teufelskanzel eine Sage oder eine Geschichte zu berichten?
Wer eine kennt, kann sie gerne weitergeben! Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Die Teufelskanzel ist eine der weniger bekannten Felsformationen im Felsberg, es gibt noch weitere, die heute nahezu unbekannt sind wie z.B. die Riesenküche. Eingetragen ist sie in der topographischen Karte der Lithographenanstalt Welzbacher Darmstadt (zwischen 1823-1840, s.u.). Die Riesenküche liegt im Steinbruch am ehemaligen Weg Nr. 9+10, der heute nicht mehr markiert ist. Marieta Hiller, Januar 2018
Wie die Teufelskanzel entstand - eine moderne Sage
Vor vielen Jahren, als das Wünschen noch half, zog ein Wanderprediger durchs Land, verweilte an jedem Ort, so lange es ihm gefiel und verkündete die Worte der Heiligen Schrift. In seinem Inneren war der Prediger kein gottesfürchtiger Mann; doch ging es ihm nicht schlecht, denn er war ein guter Redner und verstand es, die Menschen in seinen Bann zu ziehen. Eines Tages im Mai führte ihn sein Weg ins Lautertal, wo in einem der Dörfchen auch drei Geschwister lebten, deren Eltern bei einem schrecklichen Unfall mit dem Fuhrwerk des Steinmetzes ums Leben gekommen waren. Margarethe, die Älteste der drei, hatte das Unglück miterlebt und dabei den linken kleinen Fußzeh verloren. Sonst war sie makellos, hochgewachsen und bildhübsch, und sie sorgte liebevoll für ihre Geschwister, den dreizehnjährigen Robert und Henriette, gerade mal acht Jahre alt. Die freundliche Landschaft dieser Gegend und die lichten Wälder brachten den Prediger auf den Gedanken, hier zu bleiben und an Pfingsten einen Gottesdienst unter freiem Himmel abzuhalten, bei dessen Vorbereitung er die drei Geschwister kennenlernte. Als Kanzel sollte ihm ein großer spitzer Felsen im Felsenmeer dienen. Und - er entbrannte sogleich in heftiger Begierde zu dem schmucken Knaben. Sein Sehnen wurde schnell übermächtig, indes - er wußte keinen Rat, wie er sich Robert nähern sollte. Denn nicht nur Margarethes Aufmerksamkeit wäre das nicht entgangen, nein, nichts was in den Dörfern des Odenwaldes geschah, blieb lange vor deren sämtlichen Bewohnern verborgen. In seinem Ringen und seiner Not entfuhr ihm nun der Ausruf: "Ach, zum Teufel, wüßte ich nur, was zu tun sei!" Dieser vernahm das sehr wohl, sah sofort seine Gelegenheit und erschien dem Prediger noch in der gleichen Nacht. Sieeinigten sich auf folgendes Geschäft: Satan sollte an Pfingsten in der Figur des Predigers den Gottesdienst halten und Margarethe dafür um etliche Handreichungen bitten, der Prediger sollte die Gestalt Margarethes annehmen und zu Robert gehen. Danach sei seine Seele des Teufels. So geschah es denn auch, der Teufel brachte also der Gemeinde das Wort Gottes und der Prediger saß dicht neben Robert etwas abseits, als der kleinen Henriette einfiel, daß ihr Bruder ja die Wegzehrung für sie beide einstecken hatte. Sie machte sich also auf die Suche und fand, so sah es aus, ihre zwei Geschwister am Rande der Gesellschaft. Aber das Kind bemerkte etwas, das den beiden Missetätern entgangen war: es sah die vermeintliche Margarethe an und rief mit heller Stimme: "Du kannst nicht meine Schwester sein, an jedem Fuß hast du fünf Zehen!" Mit einem Schlage löste sich die Verwandlung, der Prediger war wieder er selbst und für einen kurzen Moment sah sich die Gemeinde gleich zwei Predigern gegenüber. Dann gab es eine Wolke aus Qualm und Rauch, der Teufel verschwand mit viel Getöse und hinterließ die in Stücke geborstene Kanzel. Der Prediger aber lief, so weit ihn seine Füße trugen, und kein Mensch hat ihn je wieder gesehen. Martina Stefanski, Beedenkirchen