So! Jetzt setze ich auch mal plakative und unkorrekte Überschriften in die Welt. Allerdings sind sie weder fett und rot noch 15cm hoch. Aber das war mir ein Bedürfnis.
Natürlich wird die Energiewende nicht DADURCH verhindert oder behindert, daß die Bevölkerung aufgrund eines winzigen Meßfehlers vor lauter Infraschall-Panik nicht mehr schlafen kann. Das weiß jeder: wie Politik funktioniert und warum es keine unliebsamen Entscheidungen gibt, wer dahinter steckt etc. etc...
Hier aber geht es um einen wissenschaftlichen Fehler: 2005 veröffentlichte die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) ihre Studie „Der unhörbare Lärm von Windkraftanlagen“ - und überall im Land heulten die Windkraftgegner auf! Infraschall - dieses Schreckgespenst geisterte durch aller Ohren.
Selbst Mitmenschen, die sich sonntags in ihr Auto schwingen, um eine Odenwaldtour zu machen, jammerten über Infraschallschäden durch einen nahe stehenden Sendemast für Mobilfunk. Dabei ist bekannt daß Mitfahrende in geschlossenen PKWs hohe Pegel (105-140 dB bei einer Geschwindigkeit von 130 km/h) um 20 Hertz gemessen werden können, bei offenen Fenstern kann der Infraschall sogar als schmerzhaft empfunden werden. In Wohngebieten konnten Werte von max 70 dB durch Autoverkehr gemessen werden, das entspricht dem Wert für Meeresbrandung.
Eine laufende Waschmaschine erzeugt im gleichen Raum einen Infraschalldruck von 44-76 dB, in einem benachbarten Raum immerhin noch 29-60 dB, jeweils im Bereich um 20 Hertz.
Der Kühlschrank erzeugt für das menschliche Ohr nicht nur die allgemein hörbaren Rufe "ich bin eine leckere Räucherwurst, beiß mich!", sondern auch Infraschall: in einem halben Meter Abstand zwischen 32 und 50 dB zwischen 20 und 80 Hertz. Die alte Ölheizung sendet Infraschallwellen um 20-80 Hertz mit 55-70 dB, eine moderne Gastherme sendet unter 20 Hertz mit 40-50 dB.
Starker Wind auf freiem Feld ist mit 50-65 dB bei 6 Metern Windgeschwindigkeit zu spüren, am Waldrand und im Wald ist es etwas weniger.
Die Angaben in diesem Abschnitt entstammen der PDF "Tieffrequente Geräusche inkl. Infraschall von Windkraftanlagen und anderen Quellen" der Landesanstalt für Umwelt Baden Württemberg vom Februar 2016.
Infraschall kann als Vibration oder Druck wahrgenommen werden. Je weiter entfernt die Quelle ist, desto geringer ist der Schalldruck. Die BGR-Studie behauptete, daß der Schall bis zu 15 km Entfernung wahrnehmbar sei. Tatsächlich sind es max. 800 Meter. Laut BGR-Studie erzeugt eine moderne WKA bis zu 100 dB (= Lautstärke Motorsäge).
In ihrer Studie ermittelten BGR-Forscher Lars Ceranna und zwei Kollegen 2005 im Umfeld einer Windkraftanlage die fehlerhaften Infraschallwerte. Erst Jahre später kamen andere Wissenschaftler wie Stefan Holzheu (Uni Bayreuth) darauf, dass die Berechnungen nicht stimmen konnten: bei einem Schalldruck von 100 dB würde allein für die Erzeugung des Infraschalls mehr Energie benötigt, als das gesamte vorhandene Schallsignal (also hörbar und Infraschall). Dies ist rein physikalisch unmöglich und wäre gewissermaßen die Lizenz zum Goldmachen wenn es funktionierte.
Jetzt endlich, nach mehreren Jahren, wurde dieser Wert revidiert, es sind nur 65 dB (= Lautstärke eines normalen Gespräches). Ein Meßfehler „36 Dezibel zu hoch“ ergibt einen Faktor von mehreren tausend. Die dB-Skala ist logarithmisch, das bedeutet: 10 Dezibel mehr = Verzehnfachung. 3dB sind eine Verdoppelung. Das heißt bei 36 dB zuviel hat sich der Wert zwölf mal verdoppelt (Susanne Henn, SWR Umweltredaktion) - und jetzt kommt das berühmte Reiskorn-Schachbrett ins Spiel (Potenzen von 20 bis 263 und deren Summe bis 264 – 1; es wären 18 Trillionen, die würden kaum auf ein Schachbrett passen)...
Nimmt man den tatsächlichen Infraschalldruck an, der von Windkraftanlagen (WKA) ausgeht, so ist der Pegel bei einer Entfernung zwischen 120 und 300 Metern für das menschliche Ohr (DIN 45680) deutlich unterhalb der Wahrnehmung. Bei eingeschalteter Anlage 55-80 dB, bei ausgeschalteter Anlage 50-75 dB (in diesem Fall ist es der Wind, wie er auch an Hochhäusern und Brücken Infraschall erzeugt). In 700 Metern Abstand ist der Infraschall von WKA und natürlichem Wind nicht mehr zu unterscheiden.
Das alles war spätestens seit 2013 bekannt, aber die Windkraftgegner hatten ein LAUTERES Argument, und ich spreche hier nicht von lauter im Sinne von rein, sondern von lauter im Sinne des Komparativs (Steigerung eines Adjektivs oder Adverbs). So kam es, daß nach wie vor Kohlekraftwerke gebaut werden, weil es nirgendwo möglich ist, die unsinnige 2000-Meter-Abstandregel von WKAs zur Wohnbebauung einzuhalten.
Ich habe hier zwar nicht die LAUTEREN Argumente, aber daß es die BESSEREN sind, kann man hier nachlesen:
https://taz.de/Windkraftanlagen-mit-weniger-Dezibel/!5762506/
oder
oder
und Sie werden sicher nicht behaupten wollen, daß der Bayrische Rundfunk oder die TAZ zur Kategorie Lügenpresse gehört, oder?
Marieta Hiller, im Juni 2021