Glosse: Klimaerwärmung - Gott würde uns ja noch eine Chance geben, Trump und Seehofer nicht...

„Ich will die Erde nicht noch einmal verfluchen um des Menschen willen; 
obwohl das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens böse ist von Jugend auf.  
Ich will nicht noch einmal alles zerschlagen,  was lebt, wie ich es getan habe.  
Solange die Erde besteht,  soll nicht aufhören Saat und Ernte,  
Frost und Hitze,  Sommer und Winter,  Tag und Nacht.“

Steht so in der Bibel (1. Mose 8,21). Gemeint ist die Sintflut. Wobei die Sintflut nicht so heißt, weil alle Sünden (ja, die Menschheit war schon damals gern schuldbewußt, wenn auch nicht zu Besserung bereit) weggewaschen werden, sondern das Wort sin kommt aus dem altgermanischen und bedeutet soviel wie immerwährend, andauernd.

Es gab sie wirklich: in allen antiken Chroniken (auch das alte Testament der Bibel kann als Chronik gelesen werden) wird sie erwähnt, und stattgefunden hat sie zwischen dem 13. und dem 9. Jahrtausend vor Christus. Zu jener Zeit schmolzen die Reste der letzten Eiszeit im wärmer werdenden Klima, der Meeresspiegel stieg weltweit an. Schließlich klopfte das Mittelmeer an der schmalen Landbrücke des Bosporus, bis es endlich durchbrach.  Das bis dahin als Süßwassersee existierende Schwarze Meer füllte sich binnen kurzer Zeit) mit einer kontinentalen Megaflut. Die Menschen, die am Ufer des riesigen Sees lebten, zogen sich immer weiter in die Höhe zurück, und als keine Höhe mehr zu erklimmen war, zogen sie weiter in die Ferne, weg vom Schwarzen Meer, das vermutlich in nur zwei Jahren über 100 Meter anstieg.

All das geschah zu einer Zeit lange vor dem Beginn der Welt, den ja manch einfach Gestrickter genau auf den 23. Oktober 4004 vor Christus festsetzte.
Was für ein Glück, daß die Schrift - und damit belegbare Zeugnisse - erst 3300 vor Christus erfunden wurde! So verbrachte die Menschheit nur 704 Jahre im mündlichen Zustand. Erste Sintflutberichte stammen aus dem 18. Jahrhundert vor Christus, und zwar aus einer Region, die 2500 Kilometer weit vom Schwarzen Meer entfernt liegt: Mesopotamien.

Die ersten Wissenschaftler der Aufklärung setzen zunächst der „die-Welt-ist-6000-Jahre-alt“-Meinung entgegen, daß die historische Sintflut ins Diluvium (bedeutet Überschwemmung und bezeichnet das geologische Zeitalter des Pleistozän, das etwa 2,5 Millionen Jahre lang von 2,6 Mio bis ca. 12000 v. Chr. dauerte) einzuordnen sei. Die mystische Erklärung der Bibel  ließ man nicht gelten. Voltaire  (1694-1778) spottete: woher kommt so viel Wasser, daß es 15 Ellen über die höchsten Berge gereicht haben soll, und wohin verschwand es danach wieder? Wie fanden 30 Millionen Arten von Tieren Platz auf einer Arche? Was haben sie 300 Tage lang gefressen? Und was fraßen sie, nachdem sie der Arche wieder entstiegen? Doch andererseits: nur ein Paar je Tierart - das konnte doch nicht deren Überleben sichern!

Später erkannte man, woher das viele Wasser kam: von abschmelzenden Gletschern an den Polen und im Hochgebirge. So entstand die Glazialtheorie, die noch heute gültig ist. Aktuell erwartet man für unser Jahrhundert einen Anstieg der Meere von 80-180 Zentimetern aufgrund der Klimaerwärmung. Bis 2050 werden zwischen 50 und 200 Millionen Menschen  ihre Heimat verlassen müssen. Auf flachen Küstengebieten weltweit leben 700 Millionen Menschen. Doch das vielgerühmte 2-Grad-Ziel des Weltklimagipfels 2015 (die Klimaerwärmung muß um 2 Grad „gebremst“ werden) kann mit den 2015 gefaßten Beschlüssen nicht erreicht werden. Beängstigend ist dies dargestellt im letzten Sachstandbericht des Weltklimarates von 2014. Infos: www.de-ipcc.de
Aber Klimaflüchtlinge sind nicht als Flüchtlinge anerkannt. So kann unser famoser Bundesinnenminister sie problemlos in die Fluten abschieben lassen. Daran wird ihn sicherlich auch nicht die eindringliche Aufforderung zur Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe hindern, die Papst Franziskus in seiner Enzyklika Laudato si‘ von 2015 formulierte. Was kümmert der Papst schon einen Minister, der in seiner Partei ein C für christlich trägt?   M. Hiller, Juli 2018