Grenzgänge können sehr ergiebig sein, um an historische oder volkskundliche Details zu kommen. Was ich in Beedenkirchen, Gadernheim, Breitenwiesen, Lautern, Neunkirchen und Lorsch erlebt und erfahren habe, außerdem eine Beschreibung des alten Weges zwischen Gadernheim und Allertshofen, warum die Hutzelstraße Hutzelstraße heißt, aktuelle Grenzgeschichten von Geflüchteten und vieles mehr... Und wer weiß: vielleicht entdecken wir eines Tages doch noch, wo der geheimnisvolle Grenzpunkt Reonga aus dem Lorscher Kodex zu finden ist! Eine spannende Geschichte dazu habe ich seit 25 Jahre lang meinen großen und kleinen Gästen im Felsenmeer erzählt: die Sache mit der saftigen Ohrfeige!
Zum Beispiel Beedenkirchen: entlang der Grenze zwischen Modautal und Lautertal verlief dieser Grenzgang, entlang einer uralten Grenze. Hier verläuft auch ein direkter Verbindungsweg zwischen Gadernheim und Allertshofen, den Frau Kaffenberger auf einer Postkarte an die Redaktion freundlicherweise erwähnte. Allertshofen und Gadernheim scheinen zunächst wenig Verbindung zu haben, aber man kann zu Fuß in einer halben Stunde von der Gadernheimer Schweiz bis zum Hasenberg in Allertshofen gehen. Mit dem Auto ist es nicht wesentlich kürzer...
Wer eine spannende Geschichte über Grenzen oder Grenzgänge weiß, darf sie mir gerne jederzeit zusenden: einfach per Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Grenzgänge haben eine lange Tradition: einmal im Jahr wandert die Dorfgemeinschaft rund um ihre Gemarkung, meist ist in jedem Jahr ein anderer Abschnitt an der Reihe, bis das Dorf umrundet ist. Gern nehme ich an Grenzgängen teil, erfährt man hier doch oft interessante Ortsgeschichte und Geschichten, die man sonst nirgends nachlesen kann.
Im Laufe der Jahre bin ich mit Georg Grohrock und Friedel Renkel entlang der Gadernheimer Grenze, mit Renate Müller über Zehnes und Knorz nördlich von Lautern und mit Hartmut Krämer entlang der Ostgrenze von Beedenkirchen gelaufen, auch in Neunkirchen war ich schon dabei. Manche Führer erzählen viel, andere gehen schweigend durch die Flur, aber immer entdeckt man Neues dabei.
Grenzgänge finden meist im Winter statt, da es auch um das Auffinden von Grenzsteinen geht. Das Versetzen von Grenzsteinen war strafbar, und in früheren Zeiten konnte es nur durch regelmäßiges Überprüfen festgestellt werden. Heute wird alles digital erfaßt, doch an ihren Grenzgängen halten die Bewohner der Orte fest.
Die saftige Ohrfeige...
Wie man sich früher, als es noch keine Karten gab bzw. diese recht teuer waren, die richtige Lage der Grenzsteine merkte, wurde vorgestellt von Hans Dörr in der Zeitschrift „Der Odenwald“ Heft 1/18, ich erzählte sie bei meinen Felsenmeerführungen von Anfang an: an jedem Grenzstein gab es für die Kinder eine schallende Ohrfeige oder sie wurden auf das Hinterteil geschlagen, auf daß sie die Lage der Steine nie vergaßen.
Danach bekamen sie einen Wecken, so ist die Sitte entstanden, bei Grenzgängen Worschd, Weck un’ Woi auszugeben.
Zum Glück ist der erste Teil des Rituals - die Schläge - heutigentags nicht mehr in Mode.
Breitenwiesen: ein bißchen spooky
Als spooky bezeichnete mein Schwager das Tal, das von Glattbach nach Breitenwiesen hochführt. Am Wegrand findet man alte Grenzsteine und einen toten Baumriesen. Ebenfalls an diesem Weg steht eine Gedenktafel an Volker Eller, der hier bei einem Arbeitsunfall mit nur 32 Jahren ums Leben kam.
Neunkirchen: Schweigen im Walde
Beredt waren die Grenzsteine, Geschichten dazu gab es diesmal keine...
Der höchste Punkt am Radarturm