Immer öfter fällt der Begriff KI, wenn ein Haushaltsgerät oder ein Auto vermeintlich "selbständig" Entscheidungen trifft. KI steht für künstliche Intelligenz, oft liest man auch AI (artificial intelligence). Aber was ist Intelligenz? Laut Wikipedia versteht man in der Psychologie darunter kognitive bzw. geistige Leistungsfähigkeit des Menschen, die Gesamtheit unterschiedlich ausgeprägter kognitiver Fähigkeiten zur Lösung eines logischen, sprachlichen, mathematischen oder sinnorientierten Problems einzusetzen.
Künstliche Intelligenz dagegen wird durch die Informatik definiert als Automatisierung intelligenten Verhaltens und maschinellen Lernens. Der digitale Algorithmus eines Computerprogramms ahmt also geistige Fähigkeiten von Menschen nach. Der Mensch kann unter dem Begriff der "Erfahrung" im Laufe seines Lebens auf einen reichen Schatz zurückgreifen, zusätzlich auch auf epigenetisch erworbene Erkenntnisse längst verflossener Generationen bis zu jener Zeit, als die Menschen das Feuer bändigten und die Sprache erlernten. "Künstliche Intelligenz" trainiert sich diese Fähigkeiten mittels der Verarbeitung unermeßlicher Datenmengen an. Lernalgorithmen rechnen alles so lange durch, bis entscheidende Zusammenhänge erkannt werden können. Das wirkt dann wie Intelligenz.
Bei Humanwesen dagegen spielt in die Intelligenz sehr viel mehr hinein: Erfahrung ist nur ein Aspekt. Die Verknüpfung von rein technischem Wissen mit Emotionen, mit dem sogenannten "Zwischenmenschlichen", kommt ebenso hinzu wie kulturelle Prägung.
Daß ein Melkroboter selbst erkennen kann, wann eine Kuh gemolken werden muß und welcher Quadratmeter Acker gerade Dünger braucht, - das ist noch gut zu verstehen und sicher auch sinnvoll. Aber wenn ein selbstfahrendes Kraftfahrzeug von alleine einem Radfahrer ausweicht, der sich nicht an die Verkehrsregeln hält, oder wenn unser smart home bei Hagelschlag automatisch die Dachrolläden schließt, stellen sich sofort Fragen: Ein Mensch würde sofort erkennen, daß es egal ist, ob der Hagel das Fensterglas oder das Rolladenblech beschädigt. Ein Mensch würde auch blitzschnell abwägen, ob er dem Radfahrer ausweichen soll und stattdessen selbst gegen die Hauswand knallt. Künstliche Intelligenz stellt an dieser Stelle Berechnungen zur Güterabwägung an. Was ist wertvoller? Der Radfahrer oder der Mensch im Auto? Welches Leben ist schützenswerter? Meine Gehirnerschütterung, Schleudertrauma, Schlüsselbeinbruch durch den Aufprall oder der gebrochene Arm des Radfahrers? Entscheidet die KI für den Menschen (für welchen?), juristisch (wer ist im Recht?) oder technisch (wie entsteht der geringste Schaden?) - pikante Fragen, die letztlich ein Computerprogrammierer umsetzt?
Und was ist mit Ironie, Sarkasmus, Humor? Kann ein "hubot" damit umgehen? Versteht er Metaphern, hat er Zugang zu Kunst?
Mit diesen Fragen setzt sich ein interessanter Kurzgeschichten-Sammelband auseinander, ich habe seit langem nicht mehr soviel Spaß an einem Buch gehabt: "2029 - Geschichten von morgen" Suhrkamp 2019 ISBN 978-3-518-47029-9.
Darin die Geschichten, die man kürzlich auch im Fernsehen sah: "Ich bin dein Mensch" und "Das Haus". Künstliche Intelligenz in humanoider Gestalt hat eine lange Geschichte: ala Homunculus oder Golem geistert sie durch die Literatur. Wie wird der Mensch unter den Bedingungen einer ständigen technischen Revolution leben? Immerhin verdoppelt sich laut Mooreschem Gesetz die Leistungsfähigkeit digitaler Elemente alle 1-2 Jahre! UNBEDINGT LESEN! M. Hiller
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April 2024: Noch ein zwei Worte zur Künstlichen Intelligenz: Enkeltrick 2.0
Sie werden es sicher gemerkt haben: unser Aprilscherz 2024 war die Künstliche Intelligenz mit dem Wunsch der Gendergerechtigkeit. Lang wird es nicht mehr dauern, bis KI sich mittels "humanize effect" in unser Herz schleicht. Denn es ist nur eine Frage des Algorithmus, wie die Kontrolle über Menschen übernommen werden kann. Längst hat sich KI selbstoptimierend weiterentwickelt, nachdem sie von Menschen geschaffen wurde. Bereits heute ist ihre Leistungsfähigkeit von KI auf einem Stand, der nicht mehr durch Menschen kontrollierbar oder auch nur nachvollziehbar ist.
KI entscheidet, welche „Nachrichten“ wir erhalten, und sorgt so dafür, daß Blasen entstehen, in denen wir uns wohlfühlen.
KI entscheidet, welche militärischen Ziele in einem Krieg besonders "vielversprechend" - sprich Menschenleben fordernd - ist.
KI entscheidet, in welcher Gefühlslage welcher Mensch am leichtesten zu erreichen ist. Während der menschliche Umgangston in Politik und social media immer rauher wird, weiß KI wie sie uns gefühlsmäßig "knacken" kann. Innerhalb von 15 Sekunden kann inzwischen die natürliche Stimme von Menschen perfekt nachgesprochen werden von KI (open AI). Mit dem neuesten Samsung-Smartphone kann ich mit chinesischen Geschäftspartnern telefonieren, in meiner Sprache. Mein Gesprächspartner hört meine Worte auf chinesisch, und ich höre seine chinesischen Antworten auf deutsch, in Jetztzeit, also simultan.
Damit wird der altbekannte Enkeltrick um ein Vielfaches gefährlicher: Ihr "Enkel" ist am Telefon, in Tränen aufgelöst, hatte einen Unfall und muß sofort eine Kaution hinterlegen, die natürlich Sie ihm zur Verfügung stellen sollen und die von einem "Freund" abgeholt wird. Bislang konnten Sie am Telefon hören, ob es wirklich Ihr Enkel ist. Das ist vorbei - die KI spricht seine Stimme in jeder Gefühlslage perfekt nach. Einzige Rettung: Sie haben vorher mit Ihren Angehörigen ein Codewort vereinbart, das die KI nicht kennt. Fragen Sie Ihren "Enkel" nach seinem Kindheits- Lieblingsspielzeug oder etwas Ähnliches. Die KI wird nicht darauf antworten können - sofern Ihr echter Enkel es nicht selbst in social media gepostet hat. M. Hiller