Der Reichenbacher Maler Reinhold Mayer, dessen Gemälde die Titelseite des Reichenbacher Heimatbuches ziert, ebenso die Außenwand des Schützenhauses in Reichenbach, hat auch sehr filigrane Objekte geschaffen: eine Milchkanne. Sechs Reichenbacher Ortsansichten zeigt das Objekt, das von Familie Heinze gestiftet wurde und im Rathaus Reichenbach zu sehen ist. Felsenmeer, Riesensäule, Hohensteinfelsen, Marktplatz, Blick auf das Dorf, und Gustavsbrück' zeigen die sechs Vignetten, jeweils reich verziert mit Wappen und Blumenmotiven.

Neu: die Elmshäuser Milchkanne!

Eine mit üppigen Vignetten von Reichenbacher Szenen auf einer Milchkanne von Reinhold Mayer konnte ich in Elmshausen fotografieren. Darauf sieht man das Haus von Schlossermeister Peter Weyhrauch, das Elternhaus der Mutter von Frau W. aus Elmshausen, die mir die Kanne zeigte.
Neben dem Haus war ein Lebensmittelgeschäft, heute ist dort das Rathaus. Im Hinterhof kann man noch die Schlosserwerkstatt sehen. Natürlich hat Reinhold Mayer seine "Leinwand" auch im Bild verewigt: unten vor dem Haus, hinter den Fahrrädern, steht eine ganze Reihe von Milchkannen, die vermutlich grade darauf warten, geflickt zu werden. Denn man warf früher nicht einfach Dinge weg, sondern reparierte sie...
Die andere Seite der Kanne ziert eine Ansicht der Kirche und der Traube vom Marktplatz aus, auf dem Deckel prangt das Reichenbacher Wappen in einem wunderschönen Blumenkranz.

 

 

   

 

Die Milchkanne im Rathaus Reichenbach

 

 

   

 

   

Der untere Wulst der Kanne trägt die Aufschrift "Ansichten rund um Reichenbach - Lautertal im Odenwald aus den Jahren 1950-1990".  

 

Für das Gemälde von Reinhold Mayer auf der Titelseite des Reichenbacher Heimatbuches gab es drei fotografische Vorlagen aus dem Archiv von Heinrich Stock, aus verschiedenen Perspektiven aufgenommen und von Reinhold Mayer nach seinem persönlichen Gusto zusammengesetzt. Das schrieb mir Christiane Stock. Weiter merkt sie an: das Bild ist eine Auftragsmalerei und wurde von der Sparkasse bezahlt. Das Original hing viele Jahre in der Filiale in Reichenbach an der Wand. Die ersten Jahre in Reichenbach verbrachte die Flüchtlingsfamilie Mayer nach dem Krieg im Haus von Familie Lingelbach am Reichenbacher Marktplatz. Später baute Familie Mayer ein eigenes Haus im Seifenwiesenweg.

Christiane Stock erinnert sich noch an Blumenbild-Übungen, die Reinhold Mayer während seiner Ausbildung zum Porzellanmaler nach dem Krieg mangels Papier auf der Rückseite von alten Tapetenresten anfertigte.
Mir selbst ist Reinhold Mayer als Kranzschleifenmaler in Erinnerung, denn er holte im Papiertiger (vormals Farben Bohn) immer seine Töpfchen mit Gold-Plaka, um die Schleifen zu den Kränzen der Gärtnerei Hechler zu gestalten.

Leserzuschrift: im Januar 2021 erhielt die Redaktion eine Mail von einem "alten Reichenbacher Bub", der sich sehr über Neues aus der Heimat freute...

Marieta Hiller