Zwölf Dörfer bilden die Gemeinde Lautertal, vier von ihnen liegen auch im Lautertal. Das Flüßchen selbst entspringt auf der Neunkircher Höhe auf 540m über NN, also 65 Meter unter dem höchsten Punkt der Höhe. Ihre Quelle wurde in Schmiedeeisen gefaßt und liegt in der Nähe des Hexensteines. Da die Quelle jedoch nicht (mehr) ganzjährig Wasser spendet, kann man auch das Sumpfgebiet etwas weiter unten in der Nähe der Allmeihütte als Lauterquellen bezeichnen.

Die Lauterquelle am Hexensteinweg

Die Lauter, Taufpatin des gleichnamigen, sich hier in das Hessische Ried öffnenden Tals, entspringt an dieser Stelle in 540m über NN an der Neunkirchener Höhe (605m).
Sie ist gleichzeitig Namenspatronin der insgesamt 12 Ortsteile umfassenden Großgemeinde Lautertal, welche im Rahmen der Gebietsreform 1972 gebildet wurde.
Die Lauter durchfließt zunächst in welstliche Richtung den kristallinen Odenwald bis Bensheim an der Bergstraße, um dann zum dortigen Rinnentor, einem Rest der alten Stadtmauer, nach Norden fast rechtwinklig abknickend sowohl ihre bis dahin gewohnte Umgebung als auch ihren Namen zu verlieren. D
Den Rhein bei Gernsheim erreicht sie dann nach rund 31km als Winkelbach.

 

Von diesem Punkt aus führt das Bächlein immer Wasser, fließt durch Gadernheim nach Süden und danach in Richtung Ried durch die Dörfer im Tal.

Dabei durchschneidet sie den kristallinen Odenwald bis Bensheim. Das Profil in NW-SO-Schnitt zeigt am eindrucksvollsten in Reichenbach, welche Urgewalt dieses kleine klare Gewässer in den letzten Jahrmillionen innehatte: der Bach sägte sich durch die als Reichenbacher Gold bekannte Quarzader vom Borstein bis zum Katzenstein und schuf ein breites V-Tal mit der Evangelischen Kirche Reichenbach an der Tiefstelle.

In Bensheim verläßt die Lauter den Odenwald und verwandelt sich auf ihrem Weg zum Rinnentor, einem Rest der alten Bensheimer Stadtmauer, zum Winkelbach. Hier knickt sie auch nach Norden fast rechtwinklig ab und mündet nach 31km bei Gernsheim in den Rhein.

Lauter ist ein sehr alter germanischer Name, er bedeutet "klar, rein". Althochdeutsch lutter, mittelhochdeutsch lutra oder liutra. Klar und rein war die Lauter bis vor einigen Jahren ganz und gar nicht: als die Blaufarbenfabrik in Lautern noch aktiv war, flossen jahrzehntelang Stoffe zur Farbherstellung in die Lauter, so daß diese jeden Tag eine andere Farbe hatte. Die Leute beklagten sich nicht und kannten die Zeiten, in denen man in der Lauter Wasser schöpfen konnte, ohne daß die Wäsche bunt wurde. Der ganze Ort Lautern lebte von der Fabrik.

Ähnlich ging es in Gadernheim, Reichenbach und Elmshausen: die Schleifabwässer der Steinbetriebe waren der Umwelt auch nicht förderlich. Und so stellt die Gewässergütekarte von 1984 der Lauter das Prädikat "kritisch belastetes Gewässer Stufe II/III" aus. Inzwischen aber ist die Lauter wieder so klar und rein, daß es darin Forellen gibt. 1869 gab es laut Chronist Heinz Bormuth (s.u.) unterhalb Reichenbachs keine Forellen mehr, da die Lauter durch die Kupferbergwerks-Abwässer stark verschmutzt war. Man mußte den Fischbestand erneuern.

1907 gab es wiederum ein Fischsterben aufgrund der Steinschleifer-Abwässer. Revierförster Kunkelmann beklagte sich: "das Wasser, das in früheren Jahren klar und rein war, ist jetzt durch die Verunreinigungen trüb und grau und führt viel Schlamm mit sich fort" (siehe Bormuth, Quelle: StAd F21 B Fasc. 243/1).

Ein paar Details zur Fischerei: 3 Gulden Pacht zahlte Bürgermeister Jakob Lamperts Witwe in Reichenbach jährlich für das Fischereirecht von 1840 bis 1846. Später ging das Recht auf den Verwalter des Kupferbergwerks bzw. Fa. Charles Rochaz Paris über. Der wanderte 1867 nach Amerika aus, und der Vertrag ging an Jakob Lampert. 1879 übernahm der Brauereibesitzer Justus Ulrich in Pfungstadt gemeinsam mit Jakob Lampert die Rechte, wo sie dann 1901 an Christian Ulrich, Justus Hildebrand und Jakob Lampert übergingen und schließlich 1906 an die Brauerei Hildebrand in Pfungstädter, gemeinsam mit dem Gastwirt Lampert aus Reichenbach. Heute ist die Brauerei als "Pfungstädter" bekannt. Die

Fischrechte blieben stets bei der Standesherrschaft und konnte zeitweise gepachtet werden. Der Fischereibezirk, dessen Pächter hier dargestellt wurden, reicht von der Lettersbrücke zwischen Gadernheim und Lautern (im Volksmund "in de Lärreds" genannt) bis zur Brücke unterhalb Reichenbach (Falltorweg). Literaturhinweis: zum Dorf Lautern Heinz Bormuth, "Lautern im Odenwald" 1993

Lesen Sie dazu auch die Beitragssammlung Wasser: Beginn des Lebens... zu Lauter, Modau und Gersprenz sowie Quellenweg um die Neunkircher Höhe

Der Hexenstein

Der Hexenstein liegt unweit der obersten Lauterquelle unter einem hohen Solitärbaum. Zum Hexenstein ernannt wurde der Granitfels vom Gadernheimer Schmied Roß, der den Schriftzug mit Hexe geschmiedet hat.

Lesen Sie auch:

Neunkirchen, höchster Ort im Modautal

 

 

Texte und Fotos: M. Hiller