Wie der Krieg in Gronau klang, darüber gibt uns ein Tagebuch Auskunft, das der Gronauer Politologe Stefan Hebenstreit in den Geschichtsblättern des Kreises Bergstraße Band 53, erschienen im Dezember 2020, beschreibt.


Während manche in diesem Dezember 2020 vom schlimmsten Weihnachtsfest seit Kriegsende sprechen, zeigt uns dieses Tagebuch, wie es den Menschen in Gronau im Kriegswinter 1945 zumute war. Der Winter neigte sich dem Ende zu, das vergangene Weihnachtsfest war kalt. „Das Jahr 1945 hat mit Schnee angefangen und wir hatten den ganzen Januar Schnee.“ So schreibt Maria Rettig aus Gronau in ihr Tagebuch. Im März schließlich berichtet sie von Bomberangriffen in der Nachbarschaft und von der Einquartierung von 50 bewaffneten Wehrmachtssoldaten angesichts der anrückenden US-Truppen. Angst um Leib und Leben und um die Häuser herrschte, denn 50 deutsche Soldaten stellten ein willkommenes Ziel dar. Glücklicherweise zogen sie bald wieder ab, und man hörte in Gronau das Artilleriefeuer von Schwanheim und aus dem Waldgebiet zwischen Gronau und Schannenbach. In der Nähe des Steinbruchs Karl Kreuzer gab es Tote. (Lautertal_GP_Schannenbach-Geologie_5, Verz. 0420). Die US-Truppen fuhren nicht durch Gronau, sondern über die Nibelungenstraße von Schönberg Richtung Lautern. Gleichzeitig drangen sie von Jugenheim Richtung Kuralpe vor. Das war am 27. März 1945. Vom Felsberg und vom Borstein aus lieferten sich von deutschen Batterien in Lautern und am Hohenstein angegriffebe US-Panzer ein Gefecht, aus Gadernheim wurden sie in der Nacht ebenfalls beschossen und feuerten auf das Dorf. In Gronau hörte man den Einschlag eines Geschosses im Hohensteiner Wald.
Die Ereignisse im März 1945 stellt Stefan Hebenstreit anhand der Tagebucheinträge von Maria Rettig in Beziehung zu Berichten aus den Nachbardürfern und erzeugt so ein beklemmendes Bild vom Leben zwischen einquartierten deutschen Soldaten und Schutzraum im Keller. Hebenstreit räumt auch mit der Vorstellung des Dorfes Gronau als „schönste Sackgasse“ des vorderen Odenwaldes auf. Wo für motorisierte Fahrzeuge der Weg endet, haben Fußgänger ungehinderten Durchgang. Gronau liegt auf halber Strecke zwischen Schannenbach und Bensheim an einem vielgenutzten Fußweg. Doch während die US-Truppen über die Nibelungenstraße und die Forststraße Ober-Hambach - Schannenbacher Eck schon am 27. März vorrückten, ergaben sich die Gronauer friedlich. Maria Rettig sah viele flüchtende Wehrmachtssoldaten, die versuchten, in Zivilkleidung durch die Wälder zu entkommen: „Man hätte weinen können um das viele Militär, das von hier aus in Gefangenschaft geht“.. Am 28. März um 10 Uhr trafen die US-Militärfahrzeuge in Gronau ein, mit Schokolade und Zigaretten für die Dorfbevölkerung.
Geschichtsblätter des Kreises Bergstraße Band 53, ISSN 0720-1044

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