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Wenn heutzutage die Frage gestellt wird: "wie seid ihr eigentlich früher ohne Computer und Handy ins Internet gekommen?" fühlt man sich erstmal alt. Eigentlich ALT.
Aber wie abhängig wir alle davon sind, daß die Infrastruktur funktioniert, zeigt diese Glosse, die ich 2015 geschrieben habe:
Donnerstag der 19. Februar 2015, 19.45 Uhr in Lautern.
Wir leben in einer Gesellschaft mit beschränkter Belastbarkeit. Inzwischen dauert Corona offenbar lange genug an, um das wahre Gesicht einiger Mitmenschen zu offenbaren.
Damit meine ich nicht einmal die Verschwörungstheoretiker, die glauben daß unsere Regierung Corona nur "erfunden" hat, um uns einschränken zu können.
Wenn die Regierung das wollen würde, hätte sie dazu wesentlich praktischere Instrumente. Und wir würden es erst merken, wenn es zu spät ist.
Ich meine damit auch nicht die unerträglichen Randerscheinungen von Demonstrationen, die sich den Protest besorgter Bürger zu ihrer eigenen politischen Agitation zunutze machen.
Zu Gast bei Käptn Blaubär: das war die Geburtsstunde des Durchblick. Acht Freunde auf Silvesterurlaub 1994/95 in Wilster (da wo Deutschland am tiefsten ist) - ein Karpfen "dreimal serviert", viele Pharisäer und verfrorene Spaziergänge am Ende der Welt führten dazu, daß die Idee Gestalt annahm.*
Als Anfang Mai 1995 tatsächlich das erste Heft erschien, inserierten darin einige gute Bekannte, die es heute noch gibt: Handwerkerbedarf Flügel Reichenbach, Küchenstudio Rettig Elmshausen, Autowerkstatt Brunner Wurzelbach, die Sparkasse Bensheim, Haushaltswaren Bauer Gadernheim, Gasthaus Zur Traube Reichenbach, Getränkehandel Hans Bauer Reichenbach und Fotograf Günter Hogen Reichenbach. Sie gibt es noch heute, sind zum Teil unsere langjährigen Dauerkunden geworden, andere haben geschlossen.
Da der Durchblick von Anfang an als "Nebenjob" gedacht war, legten wir nie großen Wert auf repräsentative Büroräume, sondern arbeiteten meist von zuhause (wie jetzt auch wieder) oder in düsteren Kellerverliesen.
Nach 25 Jahren emsiger Redaktionsarbeit ist es endlich gelungen, das allererste Durchblick-Heft vom Mai 1995 zu scannen und als PDF online zu stellen. Im Anhang können Sie es Seite für Seite lesen.
Was in unserer Redaktion in all den Jahren so passiert ist, werden Sie in den nächsten Tagen hier lesen können!
Wie man sieht, wurde der D-Mark Preis für eine Achtelseite in Höhe von 79 Euro im Jahr 1995 in den vergangenen 25 Jahren etwa 1:1 durch den Europreis ersetzt: eine Achtelseite kostet heute 82 Euro. Aber mit den Druckpreisen war es genauso. Wir haben im Anfang für den Druck einer 24-seitigen Ausgabe genausoviel in DM gezahlt wie heute in Euro.
In den Odenwald kam ich 1973 und fühlte mich sofort wohl hier. Bevor es losging, mußte ich aber zuerst noch in Michelstadt die Schulbank drücken, ging dann zum Studieren nach Mainz - ich fuhr natürlich mit meinem Käfer (er war savannenbeige) dorthin, denn alles war besser als in Ober-Olm zu wohnen, und Käferfahren schon allemal...
Und wie es so ist: das Studium will finanziert sein, also arbeitet man nebenher. Irgendwann arbeitet man voll und studiert nebenher, und dann hört man auf zu studieren. Denn es kam ein Angebot: ich konnte die Dorfschänke in Lautern übernehmen, das war 1986. Die Dorfschänke ist ein Raum am Ende der Festhalle in Lautern, die so gut versteckt liegt, daß man nur vorsätzlich in diese Kneipe gelangte. Ich fing an, Livemusik zu veranstalten. Wir räumten einen Tisch beiseite, die Band baute ihre Anlage (zwei drei Geräte, keine LKW-Konvois voller Equipment) auf, die Gäste quetschten sich drumherum und los ging’s.
Und so kam es, daß eines Abends ein Inkognito-Auftritt der Starfucker in der verrauchten kleinen Kneipe in Lautern geplant war: als Bazooka Brothers traten sie auf, und es ist den auserwählten Gästen, die damals anwesend waren (mehr als 60 kriegte man selbst mit Gewalt nicht rein) und mir ein unvergeßliches Erlebnis bis heute.
Marieta Hiller, 1999 (ein Jahr nach Schließung der Dorfschänke und vier Jahre nach Gründung des Durchblick)
Das bin ich 1999 an meinem Chaos-Arbeitsplatz in Guidos Büro im Keller in Kolmbach.
Im 2. Stock wohnte zeitweise Kaya Yanar, aber der Punk - pardon der Rock’n Roll - ging im Keller ab.
Unsere Redaktion im Jahr 1995: Marieta Hiller, Guido Seidler, Thomas Glaser
- nach 25 Jahren noch immer unverändert aktiv für Ihre Information!
Kann auch nicht jeder von sich behaupten: auf den Durchblick sind sogar die Hunde scharf!
Ein Anzeigenauftrag, bevor es e-mail und einfache Grafikprogramme gab, die jeder für seine Inseratentwürfe einsetzen konnte... Obwohl: wir haben auch schon Inseratvorlagen als Excel-Datei erhalten.
Ebenfalls vor den Zeiten digitaler Textübermittlung: per Fax kamen Beiträge an, mit Bleistift auf Karopapier geschrieben - oftmals kaum lesbar, und man mußte alles neu abtippen. Unvergeßlich bleiben uns auch die Beiträge, die Jürgen Kaltwasser schickte: offenbar gab es im Rathaus einen größeren Vorrat an rosa Papier, das für Schriftliches aufgebraucht werden mußte. Und so kamen die gefaxten rosa Blätter bei uns immer in grau mit leicht dunklergrauer Schrift an. Aber wir waren jung und hatten noch gute Augen...
Diese beiden Comics bekamen wir von Kaya Yanar für den Durchblick. Kaya wohnte zeitweilig in dem Haus in Kolmbach, wo unser Kellerbüro lag.
Mouhnad (l) und Fadi (m) stammen aus Syrien und sind von Beruf Drucker. Vor einigen Wochen kamen sie auf der Flucht vor dem Bürgerkrieg nach Deutschland und zogen in die Unterkunft in Lautern.
In der Druckerei: v.l. Zaher, Carmen Bönsel, Mohannad
Damit der Deutschunterricht nicht zu trocken ist, habe ich die beiden und ihren Freund Zaher (r) mit zur Druckerei in Beedenkirchen genommen, wo Carmen Bönsel sie durch die Räumlichkeiten führte. Besonders begeisterten sie sich für die alten „Schätze“, die in der Druckerei stehen: alte Heidelberger Druck-, Stanz-, und Falzmaschinen, die neben den modernen Speedmaster-Anlagen noch immer zuverlässig ihren Dienst tun.
Fadi zeigte uns was in Syrien sein Arbeitsbereich war: er stellte Stanzformen her. Bei Lautertal-Druck werden diese an eine Firma vergeben, die mit Laser arbeitet. Fadi stellte seine Formen von Hand her, in
ganz Syrien gibt es nur fünf Druckereien, die so modern ausgerüstet sind, daß mit Laser gearbeitet wird. Mouhnads Arbeitsgebiet war das Schneiden, Falzen, Heften.
v.l. Mohannad, Fadi und Zaher - sie haben ihren Weg in Deutschland gemacht und alle drei einen guten Arbeitsplatz gefunden, der zu ihren Ausbildungen paßt.
Zaher, der von Beruf Automechaniker ist, sah sich ebenfalls alles genau an. Am liebsten hätten die drei vermutlich gleich mit angepackt.
Angepackt haben viele der jungen Männer aus Lautern auch beim letzten Repair Café in Bensheim (kl. Foto), wo sie mit Schleifklotz, Leim und Schraubzwinge beim Reparieren halfen. Der Besitzer war
hocherfreut, daß er seine Stühle in reparierter Form wieder mit nach Hause nehmen konnte.
April 2016, M. Hiller - ich habe von Dezember 2015 bis in die letzte Zeit (2021) zahlreiche geflüchtete junge Männer aus Syrien - später auch aus dem Irak - begleitet und bin froh, daß die meisten von ihnen sich sehr gut integriert haben.
Der April ist der Monat, in dem in unserem Heft ein Aprilscherz versteckt ist.
Aber dieser hier ist es nicht: »Guten Tag Marieta Hiller, sofern Ihre Heizung mit Gas oder Öl betrieben wird, können Sie diese jetzt durch eine neue Heizung zum Nulltarif ersetzen. Der fachgerechte Einbau ist
ebenfalls kostenlos. Zusätzlich erhalten Sie eine Sofort-Förderung von Staat von 11.250 Euro zur freien Verfügung. Alle Informationen finden Sie hier kostenlos und unverbindlich.
Selbstverständlich auch für Gewerbe-Immobilien und Mehrfamilienhäuser. Mit fachgerechten Grüßen, Bauklempnerei XY.«
Nun will ich ja kein Spaßverderber sein, aber darauf wäre doch wirklich keiner reingefallen, oder? Als Durchblick-Aprilscherz wäre es auch zu simpel. Erhalten habe ich diese Info per Mail mit mehreren aktiven Links zum Anklicken. Die armen Trojaner und sonstigen Viren hatten leider kein Glück... Per Mail kommen Tag für Tag unglaublich viele Angebote, ernstgemeinte und dämliche. Kaum jemand kommuniziert noch persönlich oder auch per Telefon. Die gute - inzwischen schon fast altmodische - E-Mail sowie SMS und sozialen Medien sind allgegenwärtig, so daß vor einigen Jahren schon die Telefonzellen abgeschafft wurden.
Ab 1.4.2017 sollen auch die Telefonbücher entfallen. Aus Datenschutzgründen dürfen diese dann nur noch mit geschwärzten Namen ausgelegt werden. Dagobert Schmitthuber, Datenschutzbeauftragter beim Deutschen Innenministerium teilt mit, daß es für Privathaushalte noch ein Jahr Karenzzeit gibt, um die Namen zu schwärzen bzw. neue Telefonbücher auszulegen.
Damit sind dem Schwarzmarkt mit Nummern und passenden Namen Tür und Tor geöffnet. Fand man früher sogar Ort, Straße und Hausnummer zum Namen, muß nun beim „Fräulein vom Amt“ mittels persönlichem Code die richtige Kombination von Namen und Nummer erfragt werden. Das hat den Zusatznutzen, daß Geheimdienste wesentlich leichter Kontaktprofile erstellen können.
Ich hätte hier noch ein paar Jahrgänge Örtliche, wenig gebraucht, gegen Höchstgebot... - Anfragen an die Redaktion!
April 2016, M. Hiller
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