Foto von Uwe Krüger Naturfotografie

Ein Heilszeichen an der alten Wallfahrtstraße von Neustadt über Hainhaus, Würzberg und Bullau zum heilbringenden Quellwasser der Wallfahrtskirche Schöllenbach ist im Laufe der Jahrhunderte weit in den Stamm einer mächtigen uralten Buche eingewachsen. Es ist ein lebendiges Flurdenkmal, denn das Bild wurde stets gut erhalten und immer wieder liegen Zweige und Blumen hier.
Menschen kommen hier vorbei und halten Andacht, danken ihrem Schöpfer für alles, halten Prozessionen ab. Die Reformation brachte diesen alten Brauch zum Erlöschen, doch im 17. und 18. Jahrhundert setzte er sich wieder durch.

Gibt es in der Gemeinde Modautal.

Heutzutage ist der Kübel, seit 1767 Pflicht in jedem Haushalt, aus Kunststoff. Zu Zeiten von Landgraf Ludwig zu Hessen war er aus Leder. Jeder Neubürger mußte zu seiner Einbürgerung einen Löschkübel beisteuern und einen gefüllten Wasserzuber aufstellen.

So wurde man automatisch Mitglied in der freiwilligen Feuerwehr und hatte dafür zu sorgen, daß „nicht allein alle besorglichen Feuersbrünste so viel wie möglich verhütet, sondern auch die entstandenen mit möglichster Geschwindigkeit und Ordnung gedämpfet und gelöscht werden mögen.“

Heute hilft die „Freiwillige Feuerwehr“ in jedem Fall, auch wenn Hausbesitzer kein Mitglied sind. Statt dessen kam die  Brandversicherung in Gebrauch, lange Zeit eine Pflichtversicherung. Seit 1994 wurde auch diese Versicherung freiwillig. Die Mitgliedschaft in der Feuerwehr ist zwar freiwillig, aber im Sinne der Gemeinschaft eigentlich Pflicht.

Wie ein Löscheimer in früheren Zeiten aussah, zeigt die Feuerwehr Klein-Ilsede Marieta Hiller, Oktober 2017

Eine 1100 Jahre alte Beschwörung aus einer alten Handschrift: Beleg für die Kostbarkeit der Biene für die Menschen in althochdeutscher Zeit.

Naturschutz: bewußter Umgang mit allem, was wir essen, trinken und sonst so lieben...

Hier finden Sie ständig weitere Beiträge rund um unsere Natur und ihren Schutz.

Wildes Hessen: Biologische Vielfalt erhalten durch Nichtstun

Wer jetzt anfängt, seinen Garten aufzuräumen, sollte innehalten. Gibt es nicht eine versteckte Ecke, die man der biologischen Vielfalt widmen könnte? Die Kampagne „Wildes Hessen - mehr Vielfalt in Garten, Dorf und Stadt“ ist eine MitmachAktion, die sich an Privatpersonen, Schulen, Kindergärten, Vereine und Kommunen richtet. Das Mitmachen ist denkbar einfach: am besten tun Sie gar nichts! Bei der Aktion sollen viele „wilde Ecken“ entstehen, in denen Natur Natur sein darf. Sie schauen zu, beobachten und dokumentieren.

Jährlich wird bundesweit das Geotop des Jahres ausgezeichnet, 2017 erhielt diese Auszeichnung des UNESCO-Geo-Naturpark die AG Altbergbau Odenwald als eine Art Ritterschlag für die geologisch-touristische Attraktion Besucherbergwerk „Marie in der Kohlbach“ im Wald bei Hohensachsen (Weinheim).

1958 brachte der Hessische Rundfunk eine Hörfunksendung (Fernsehen hatte da noch fast niemand) mit Kindern aus Lindenfels. Die Kinder mit ihrem Lehrer Philipp Bickelhaupt sangen Lieder zum Osterfest. Der Sprecher ließ sich von den Kindern einiges über das Osterfest und die Bräuche, die damit zusammengingen, erklären.

Und völlig unverfälscht sprachen die Kinder, heute alle um die 65 Jahre alt, breiten Odenwälder Dialekt - in der Schule und im Radio. Von Nestern aus Moos, einem Hasengärtchen und dem Nebel über Waldwiesen erzähen sie. Das ist gar kein Nebel, sondern Rauch aus der Werkstatt der Osterhasen. Es müssen nämlich soviele Ostereier bemalt werden, das kann unmöglich nur ein einziger Osterhase schaffen. Seine ganze Familie hat viel zu tun vor Ostern. Man darf ihnen aber nicht zu nahe kommen, sonst sind sie schwupps verschwunden.

"Woher weißte’n des?" fragt eines der Kinder den Sprecher. Der erzählt weiter: Glück und ein gutes Herz für die Tiere muß man haben, dann darf man vielleicht sogar mit in die Osterwerkstatt und alle Geheimnisse erfahren. Aber wer schon dort war, darf niemandem etwas verraten. Ein Häschen habe ihm aber erzählt, daß die Leute im Odenwald immer sehr hilfsbereit und nett sind.

Die Kinder bauten einen Hasenwagen aus Zweigen, der mit Moos gepolstert wird. Der Wagen hat „koa Räädschen“ und den Brauch gab es schon 1500, denn er ist auf einem Bildnis von Lucas Cranach zu sehen. Wagen ohne Räder, Schlitten also, gibt es schon in der Bronzezeit, und wer weiß - vielleicht ist der Brauch des Ostereiersuchens auch schon so alt. Die Kinder suchten Hoasebabbelchen (Waldsimse, auch Hoasebrot genannt) und Moos für den Hasenwagen. Sie glaubten daß der Osterhase das Hoasebabbelchen besonders gern mag.

Aber leider wußten die Kinder auch 1958 schon, wo die Ostereier wirklich herkommen. Färben, mit Speckschwarte einreiben, all das machte die Mutter heimlich - aber eben nicht heimlich genug:

»De Ouschdehaas, des konn uns kaaner weißmache, isch waaß was isch waaß.
Des Hinkel is de Haas, die Modder is de Färweschwanz (Färberschwanz) die läigt die Aaie in die Pann, läigt se dann ins griine Gras un säigt es wär de Ouschdehaas.«

oder wenn die Kinder dem Osterhas „guck dort dort hinten rennt er“ ganz schnell Salz auf den Schwanz streuen sollten, weil er dann stehen bleiben muß:

„Ewwe kriggd häww isch en nie. In dere Zeit wou isch em nochgerennd bin hott die Modder schnell die Aaie ins Gras gläigt.“

Gefärbt hat die Modder die Eier mit Zwiebelschalen (rotbraun), mit Brennessel (gelb), Brombeerblätter (gelbgrün), Korn- oder Grasspitzen (grün), Labkraut (rot). Labkraut heißt in Kreidach oder in Mittershausen auch Osterwurzel.

Die Originalsendung des Hessischen Rundfunks aus dem Jahr 1958 wurde von Fritz Ehmke aus Modautal restauriert und auf ein neues Medium gespeichert. Die CD ist bei ihm erhältlich:  www.gebabbel-suedhessen.de   Telefon 06254 2830

Lehrer Philipp Bickelhaupt schrieb das Manuskript für die Sendung, spielte Zither und übte die Osterlieder mit den Kindern ein. Marieta Hiller, April 2017

Ein Kobold oder ein Stück Ast? Wer weiß...

„Komm, setze dich zu mir. Es ist ein schlimmer Abend heute. Aller Sommer ist tot. ... Der Herbst sickert durch alle Fugen, geängstigt keucht die Kerze, riesige Schatten flattern an den Wänden.“

So beginnt das Buch Rodenstein von Werner Bergengruen (1892-1964), der eine Zeit seines Lebens in Lindenfels verbrachte und Odenwälder Sagen - vor allem gruselige - sammelte. Der Rodensteiner und das Wilde Heer faszinierte ihn besonders. Wenn ein Krieg sich ankündigte, so hörte man früher in der Nacht, als die Stuben noch von Kien und Kerzenlicht erhellt wurden, das Wilde Heer vom Schnellerts durch den Haalhof ziehen. Heute ruht im Wald zwischen Nieder- und Oberkainsbach still die Ruine der Schnellertsburg, und auf dem Haalhof rasseln allenfalls Kühe mit Ketten.

Wie eine Kindheit und Jugend in einem Odenwalddorf früher aussah, liest sich amüsant in Ellen Schmids Büchlein „mit Blumenkranz und Petticoat“, erschienen im Wellhöfer Verlag Mannheim 2011, ISBN 978-3-939540-84-7. Geboren wurde Ellen Schmid 1943 in Brensbach, während auf Darmstadt ein Tieffliegerangriff stattfand. Spannend wie es begann ging ihr Leben weiter: „zu keiner Zeit“, so schreibt sie in ihrer Einleitung, „haben sich das Leben auf dem Lande und das äußere Erscheinungsbild der Dörfer so stark verändert wie in den Jahren nach 1945 bis Anfang der Siebziger.“

Zwölf Dörfer bilden die Gemeinde Lautertal, vier von ihnen liegen auch im Lautertal. Das Flüßchen selbst entspringt auf der Neunkircher Höhe auf 540m über NN, also 65 Meter unter dem höchsten Punkt der Höhe. Ihre Quelle wurde in Schmiedeeisen gefaßt und liegt in der Nähe des Hexensteines. Da die Quelle jedoch nicht (mehr) ganzjährig Wasser spendet, kann man auch das Sumpfgebiet etwas weiter unten in der Nähe der Allmeihütte als Lauterquellen bezeichnen.

Wie sah die Neunkircher Höhe und der Wald zwischen Gadernheim und Neunkirchen im Lauf der Jahrhunderte aus?

Die Neunkircher Höhe wird im Lorscher Kodex in der Markbeschreibung von Heppenheim aus dem Jahr 773 als Wintercasto bezeichnet: nach ihrem einstigen Namen Windherrenhöhe erhielt das Dorf Winterkasten seinen Namen. Der Höhenrücken bildet die Wasserscheide zwischen Lauter, Modau und Gersprenz.

Die Lauter: von der Quelle auf 540m Höhe bis zur Mündung bei Gernsheim am Rhein 31 Kilometer lang - lesen Sie dazu auch: Die Lauterquelle und  Die Lauter: Naturidyll und Industriefluß in meinen Jahrbüchern: Das Durchblick-Jahrbuch: Spinnstubb 2.0, sie sind deshalb online nicht zu finden.

Feuerspindel schützt Fachwerk vor Feuer...

Wer in einem Fachwerkhaus lebt, fürchtet vieles: vor allem aber Feuer. Und so ritzte man Schutzzeichen in die Balken, schnitzte in die Eck- und Stützpfosten Schlangen oder Neidköpfe. Die Ecken der Stockwerke oder die Giebel konnten mit dem „Wilden Mann“ gefüllt  werden, Gefache wurden mit Streben in Form des Fünfkreuzes, auch  Bauerntanz oder Türkenkreuz genannt, verziert. Oder auch mit dem gespiegelten U, dessen Form an einen Sitz erinnert, Zeichen für Muße. Zugleich ist es ein Feuerschutz, es stellt die Form der Trageisen zum Feuerholztragen dar. Das Andreaskreuz als Mehrungszeichen ist oftmals unter dem Schlafzimmerfenster zu finden.

Als Feuerschutz galt auch die Feuerspindel, das verzierte S. Auch wenn es in Deutschland noch über 2 Millionen Fachwerkhäuser gibt, gehen doch jährlich hundert verloren, wenn auch nicht alle durch Feuer.

Fachwerkbauweise gibt es seit der Jungsteinzeit, aber wo steht das älteste erhaltene Fachwerkhaus Deutschlands? In Marburg gibt es eines aus dem Jahr 1321, in Limburg gar von 1289. In Esslingen aber gibt es in der Heugasse ein Fachwerkhaus aus dem Jahre 1261. Fachwerkhäuser haben Türschwellen, sie werden wie in der modernen Fertigbauweise aus Rahmen gebaut. Diese Rahmen liegen pro Stockwerk übereinander, deshalb ragen die oberen Geschosse über die unteren in die Straße hinein als neigten sich die Häuser einander zu.

Stockwerk heißt es, weil der Zimmermann mit dem Bauherrn gemeinsam das Stockmaß festgelegt hat, darauf basiert der Aufbau des Rahmenwerks. Zimmerleute wurden übrigens nach Tagwerk bezahlt, Steinmetze nach Stückwerk. Die Abbundzeichen der Zimmerleute im Holz lassen wie bei den Steinmetzzeichen die Reise des jeweiligen Handwerkers von Ort zu Ort nachvollziehen.

Das Holz des Fachwerkrahmens hatte die Stockwerke und den Dachstuhl mit der Deckung zu tragen, plus das Gewicht von Schnee und Wind. Das Holz wurde nur im Winter nach Mondphase gefällt, im Frühjahr gesichtet und dann gleich verbaut. Im Wald wählten Bauherr und Zimmermann die Stämme aus; es gab jedoch immer weniger Eiche, so daß man nur noch die Wetterseite aus Eiche zimmerte und für den Rest auch Nadelholz verwendete.

Bei einer Fachwerkführung in Mosbach (www.mosbach.de) erfährt man, daß in einem einzigen Haus 14 verschiedene Holzarten verbaut sein können, alle frisch und nicht abgelagert. Der Rauch konservierte das Holz und reinigte zugleich die Luft. Ein winziges Fachwerkhaus steht übrigens auch in Mosbach: Haus Kickelhain mit 26 Quadratmetern Grundfläche.

Handwerkerlöhne und Baukosten in früherer Zeit

50 Kreuzer Lohn bekam 1803 ein Zimmermann am Tag. Vier Kreuzer waren ein Batzen, 60 Kreuzer ein Gulden. Laut einer Breuberger Quelle war im Jahr 1807 ein Gulden knapp 13 Euro wert. Der Zimmermann bekam also pro Arbeitstag knapp 11 Euro.

Ein Handlanger im Bauhandwerk verdiente damals 12 Groschen pro Tag (1 Groschen = 3 Kreuzer, ein Kind arbeitete für 1 Groschen. Den Mönchen ging es zu dieser Zeit gerade noch gut, denn sie erhielten den Tagelohn der Bauhandlanger plus 2,3 ltr. Wein pro Tag! Doch 1803 wurden die Klöster aufgelöst, ihr Vermögen der weltlichen Politik zugeschlagen, außer den erforderlichen Budgets für Seelsorge, Caritas und Unterricht.

In der Folge verkauften die säkularisierten (verweltlichten) Klöster ihr „Tafelsilber“: 1850 wurde die Bibliothek des Klosters Schönau für 6000 Gulden an einen Miltenberger Kaufmann verkauft, aus dem Verkauf der Gutenbergbibel konnte das Kloster Melk in Österreich das komplette Dach neu decken lassen.

 

Seit der Mensch seßhaft wurde und das Feuer nutzbar machte, kann er auch Brot backen.

Das Mehl dazu wurde damals wie heute aus Getreidekörnern gemahlen, und aus einfachen Handmühlen mit zwei Steinen entwickelte sich die allererste Form des Maschinenbaues: die Mühle. Noch heute zeigt Logo der Maschinenbauer ein Getrieberad, wie es in einer Mühle zur Übertragung der Kraft vom Mühlrad oder den Windflügeln auf das Mahlwerk erforderlich ist. Entlang der Modau gab es von der Neunkircher Höhe bis nach Eberstadt und Pfungstadt bis nach dem 2. Weltkrieg etwa 40 Wassermühlen, die höchstgelegene ist die Neumühle in Brandau.