Was die Bauern früher zur Einführung der Schulpflicht sagten
Wie das Wohnen in unsere Geschichte kam...
Der Schirmmacher: ein aussterbender Beruf
Wie wir zur Freiwilligen Feuerwehr kamen..
Altes Handwerk: vom Spinnen und Seilern
Impfen oder nicht: eine große Frage
Als die Reformation in den Odenwald kam
gut 'gesse hält Leib un Seel z'samme
November 2017: Essen und Trinken in früheren Zeiten
Januar 2018: Der Steckrübenwinter - oder was unsere Eltern und Großeltern über Vollkornnudeln dachten...
Das Wirtshaus
Warum der Müller stets verdächtig war...
Genossen Köche! Es ist möglich, die Speisen schmackhaft zuzubereiten...
Gastronomie: Wo 200 satt werden, reicht es auch für 600?!
"...statt des Confekts fressen sie eine gute Portion Kartoffeln..."
Mit dem eigenen Obstbaum die Apfelallergie vergessen
Apfel - ein immerwährendes Thema!
Yoghurt selber machen
Salz und Zucker: weißes Gold
Kleine Kräuterkunde
Stell Dir vor, Du solltest einen Regenwurm essen...
Was sagen ortsansässige Metzger zur industriellen Schlachtung?
Elend in der Fleischindustrie: Sie finden das schlimm? Essen Sie es nicht!*
Wie wurde etwas so wundervolles wie der Biergarten erfunden?
Das Wirtshaus: Nicht nur im Spessart...
Die Caupona - römische Garküche
Da rutscht doch vor lauter Verordnungen das Schnitzel vom Teller...
Der Trunkenbold: ein feuchtfröhlicher Exkurs ins Südhessische Wörterbuch
Gesunde Tipps aus dem Lorscher Arzneibuch: Der „Lautertrank“
Sie finden diesen Beitrag vollständig im Jahrbuch 2022: "Steine, Bergwerke und Steinbrüche", das Sie hier bestellen können!
Dies sollte ein behaglicher Rückblick auf 25 Jahre Felsenmeerführungen werden - nun ist es eher eine Abrechnung geworden...
Gerade als ich das Thema Felsenmeer sozusagen abschließend in einem Beitrag darstellen wollte, trudelte eine Petition des NABU Seeheim-Jugenheim ein. Aber der Reihe nach:
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Dafür gibt es zwei Erklärungen, die unterschiedlicher nicht sein können: die geologische und die Version der Kobolde im Felsenmeer...
Die geologische Entstehung des Felsenmeeres - und die Riesensage!
Felshocker, Steinbeißer - und Kieselbart, Zeichnung: M. Hiller
Der Historiker Heinz Bormuth stellte 1989 in den Geschichtsblättern des Kreises Bergstraße Band 22 eine Lauterner Mühlengeschichte zusammen. Vier Jahre später erschien diese Zusammenstellung auch im Lauterner Heimatbuch: Heinz Bormuth, Lautern im Odenwald. Seine Quellen sind die Zinsbücher der Kellerei Lindenfels von 1369 an sowie eine Statistik des Georgrafen Georg Wilhelm Justin Wagner von 1829.
die älteste Mühle in Lautern: die "Hubmühl"
1369 erwähnt und den Pfalzgrafen zehntpflichtig, eine herrschaftliche Mühle in Erbpacht. Die Lage dieser Mühle vermutet Bormuth an der Stelle der späteren Borgersmühle in Lautern, also im Viereck Hauptstraße - Höllwäldchen - Römerweg. Die Mühle lag der historischen Beschreibung nach zwischen Allmenweg und Bach. Der Allmenweg ist der heutige Römerweg, wobei der Name nichts mit den alten Römern zu tun hat, sondern mit dem Rehmer, einem Radschuh der zum Bremsen unter die Räder geschoben werden konnte.
Der Geometer Johann Wilhelm Grimm verzeichnet 1751 in seiner Karte zwei Mühlen: des Bitschen Mühl (spätere Bickelhauptsmühle, heute Ecke Jahnstraße / Hauptstraße) und die Arresenmühl (nach einem Müller namens Arras), die spätere Borgersmühle. 1906 wurde die Mühle von Johannes Borger betrieben, ab 1932 von seiner Witwe Katharina aus Gadernheim. 1936 übernahm Sohn Georg, der 1975 verstarb. Er war der letzte Müller der Borgersmühle, ebenso wie der Bruder von Johannes Borger, Fritz Borger, der letzte Müller in der Gadernheimer Fabrikmühle war.
Die zweitälteste Mühle: die Bickelhaupts-Mühle
erbaut zwischen 1701 und 1725, bei Grimm als "Bitsche-Mühl" bezeichnet. Sie wurde 1725 vom Gadernheimer Schuhmacher Christian Bitsch gekauft, einem Enkel des Matthias Bitsch, der 1662 aus Schiers in Graubünden zuwanderte. Später kaufte der Gemeinsmann Johann Leonhard Bickelhaupt (1737-1800) die Mühle. Es war eine Mahlmühle mit einem Rad, sie konnte 4 Malter Korn mahlen. Sohn Johann Michael Bickelhaupt hatte nacheinander drei Berufe: Müller in Lautern, Steinsetzer in Lautern, Papierfabrikant in Elmshausen. Sein Sohn Johann Peter war der letzte Müller auf der Bickelhauptsmühle.
Die Dingeldeys-Mühle und die Bormuths-Mühle
Auf der Straßenecke gegenüber der Bickelhauptsmühle erbaute deren Käufer Karl Dingeldey (1851, nachdem Peter Bickelhaupt II nach Amerika ausgewandert war) die neue Mühle um 1855. Am 20. August 1855 wurde der Eichpfahl gesetzt, darüber gibt es Urkunden.
Am 29.3.1840 wurde der Bau einer Mahlmühle mit Wohnung und Ökonomiegebäude von Ortsbürger Johann Philipp Bormuth II beantragt, diese wurde am alten Lauterner Weg (Mühlweg) von Reichenbach nach Gadernheim gebaut. Durch den Bau der Provinzialstraße (B 47) sei der alte Weg nicht mehr erforderlich, so daß es Platz für seine Bauten gebe. Der Bürgermeister war anderer Ansicht, und so mußte Bormuth von der Lauter einen Kanal unter dem Lauterner Weg hindurch zu seinem Mühlbau errichten.
Die Schallers-Mühle
Erbaut vom Gadernheimer Müller und Mühlarzt Christian Schaller (1766-1818) als Ölmühle, Standort unterhalb von Lautern. Sie nutzte den Mühlgraben, der an der Bormuthsmühle begann, damit bekam Schaller jedoch Schwierigkeiten mit den Wiesen-Anrainern, die das Wasser des Grabens ebenfalls nutzten. Dem Müller ging es lange nicht sehr gut, aber 1817 beantragte er die Genehmigung für eine zweite Mühle mit Mahlgang. Mit 52 Jahren starb Christian Schaller, und seine Witwe Anna Christine setzte die Pläne um. Tatsächlich existierte 1829 hier eine Ölmühle und eine Mahlmühle. Sohn Georg Schaller übernahm die Mühlen, aber 1832 wird beides für 1000 fl. verpfändet und die Scheune zeitweise als Zehntscheuer genutzt. Schaller und seine Familie (Nachfolger Heinrich Lampert) erhielten für die Lagerung der Zehntfrüchte "von jedem Haufen 6 Kreuzer Zins. Als Haufen bezeichnete man zehn Bündel, die je aus 40 Garben bestanden. 1840 leben auf der Schallersmühle neun Einwohner.
Nun erbaute Georg Schaller in Reichenbach auf der Wiese unterhalb des Hohensteins eine neue Mahlmühle, die Rödermühle (Schaller mußte 1844 an Friedrich Röder aus Brandau verkaufen). Heute ist dort die DESTAG. Bitte lesen Sie auch: "Natursteinindustrie in Reichenbach: die DESTAG" im Jahrbuch 2022. Diese Mühle wurde - wie auch die Bormuthsmühle und die Schallersmühle von einem Mühlgraben versorgt, der bereits 1590 in den Unterlagen des alten Bergwerkes (Bergbereiter Vischer aus Heidelberg) erwähnt wurde. (siehe auch historische Bergwerke der Umgebung)
Die ursprüngliche Schallers-Mühle wurde von Heinrich Lampert, der 1850 nach Amerika auswanderte, an August von Ploennies aus Jugenheim verkauft. Dieser war der Gründer der Blaufarbenfabrik Marienberg (1852, "Lautern: Geschichte einer Fabrik" Jahrbuch 2021). Die Mühle stand noch eine Weile und lieferte die Energie für die Ultramarin-Fabrikation.
Die Weißmühle
Ihr Bau 1861 machte die Schallersmühle überflüssig, so daß sie 1865 abgebrochen und ihr Inventar verkauft wurde. Die Weißmühle war geplant mit einem oberschlächtigen und einem rückenschlächtigen Wasserrat und drei Mahlgängen. doch auch hier gab es Einwände der Wiesenanrainer. Schon beim Abbruch der Schallersmühle staute sich das Wasser so, daß die Wiese des Philipp Bormuth I im Jahr 1911versumpft sei. Gegen die Weißmühle sprachen sich acht Wiesenbesitzer aus, bis entschieden wurde, daß die Hälfte des Wassers aus Lauter und Mühlgraben der Mühle zur Verfügung stehe und die andere Hälfte den Wiesenbesitzern. Und zwar als genaue Teilung von November bis Juni und von Juli bis Oktober wie folgt: an Werktagen von 5-17 Uhr vollständig der Fabrik, an Sonn- und Feiertagen und Nachts vollständig den Bauern zur Nutzung stehen. Zur Wahrung alter Rechte durften die rechts der Lauter liegenden Anrainer auch im Sommer die Hälfte nehmen.
Die Müller am Unterlauf der Lauter klagten dann jedoch öfters über Wassermangel, und bei der Überprüfung der Wehre 1911 zeigte sich, daß zwei Bauern große Wiesenflächen bewässerten.
Bis 1914 wurde die Weißmühle mit Wasserkraft betrieben, danach zog die moderne Zeit mit elektrischen Leitungen ein.
Dies war - wie überall im Odenwald - das Ende der wassergetriebenen Mühlen.
Die Witwe des Grafen Georg Wilhelm zu Erbach-Erbach erließ gemeinsam mit ihrem Neffen Graf Georg Ludwig II im Jahr 1969 die Mühlordnung, die genau regeln sollte, wie sich Müller und Bevölkerung zu verhalten hatten. Geldstraßfen zwischen 15 Kreuzern und 10 Reichstalern wurden bei Zuwiderhandlungen gegen ihre Vorschriften verhängt. Ämter, Mühlbeschauer und Müller erhielten jeweils Abschriften.
Aus drei Exemplaren, die erhalten geblieben sind, stellte der Odenwälder Historiker Georg Freiling aus Zell 1992 durch Vergleich einen vereinheitlichten Text her. Eine der Vorlagen war eine Kopie von Georg Dascher, eine stqammte aus dem Stadtarchiv Michelstadt und eine war eine Abschrift von Ingeborg Diersch, Stadtarchiv Erbach.
In dieser Rubrik sammle ich für Sie verschiedene Aspekte unserer Märchentradition. Schauen Sie gelegentlich mal rein!
NEU: die Mappe der Erzählzeit 2022 / 2023 in den Klassen 1A und 1B! Einfach auf den Link klicken, dann kommt ihr zur richtigen Seite.
Der Einstieg in meine Märchenseiten übernimmt das wunderschöne Märchen, mit dem die Brüder Grimm sämtliche Ausgaben ihrer Kinder- und Hausmärchen abgeschlossen haben: Bei Grimms heißt es »Der goldene Schlüssel« (KHM 200) und endet so: "... und nun müssen wir warten, bis er vollends aufgeschlossen hat, dann werden wir sehen, was darin liegt." Bei mir klingt dieses Märchen aller Märchen so: »Das geheimnisvolle Kästchen«- und es gibt sogar zwei mögliche Enden! Suchen Sie sich das schönere Ende aus! Zunächst aber möchte ich mit einem Vorurteil über die Volkstümlichkeit der Grimmschen Märchen aufräumen: Der Odenwald seit 1648: hier gab es nur Wald...
Und jetzt viel Spaß beim Schmökern - Marieta Hiller
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Am Rauhestein bei Gadernheim steht dieser wunderschön geschmückte Stapler zwischen Grabsteinrohlingen und Bruchsteinen. Wer hat ihn wohl so liebevoll dekoriert?
Vermutlich konnte eine rührige Floristin während des Corona-Lockdowns im Frühjahr 2021 ihre Finger nicht stillhalten...
Mein Geist soll unter euch bleiben. Fürchtet euch nicht! Haggai 2 Vers 6
Ein Bibelspruch: Das Buch Haggai gehört zum Zwölfprophetenbuch im Judentum und damit auch zum Alten Testament des Christentums. Die vier Reden des Buches Haggai sind datiert in die zweite Hälfte des Jahres 520 v. Chr. in Jerusalem.
Die Inschrift findet sich auf einem Abfallstück nahe bei dem hübschen Stapler.
Es stand im Durchblick: Oktober 2012 - Heimatverein Brandau weiht Heimatmuseum ein
Die Gemeinde Modautal und der Heimatverein Brandau e.V. hatten zur Einweihung des Brandauer Heimatmuseums im August eingeladen, um die Sammlung bäuerlicher und handwerklicher Geräte, Kücheneinrichtung, Spielzeug, Webstuhl, Turmuhr etc. der Öffentlichkeit zu übergeben. Dazu gehörte auch das kleine Lancaster-Museum und die restaurierte gemeindliche Viehwaage, auf der nach der Eröffnungsrede von Modautals Bürgermeister Jörg Lautenschläger, bei der er neben Landrat Klaus Peter Schellhaas auch die Bundestagsabgeordnete Brigitte Zypries und Vertreter aus Politik, Handel und Gewerbe begrüßte, Bürgermeister und Landrat gewogen wurden.
Rainer Hubertus, Vorsitzender des Vereins, erläuterte in seiner Begrüßung die Beweggründe für die Einrichtung und den Werdegang des Museums: "Der Heimatverein feiert in diesem Jahr sein 35-jähriges Bestehen und dies war für uns ein Muß, unser kleines Museum einmal der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dieses Museum ist eigentlich kein richtiges Museum, sondern eine Sammlung, ein Magazin, ein Lager für die Utensilien vergangener Brandauer Tage. Uns war nämlich bewußt geworden, daß wir hier in Brandau das Ende einer Menschheitsepoche erleben, die über 10 000 Jahre gedauert hat"
Von den ersten Ackerbauern an entwickelte sich über diese lange Zeit die Landwirtschaft zu dem, was durch die Technisierung in kurzer Zeit unwiederbringlich sein Ende fand. Nur Wenige wissen noch, was ein Kaffdelaadersche, ein Schloggerfaß oder ein Reff ist. Im ehemaligen Faselstall, in dem früher die Vatertiere Bulle, Eber und Ziegenbock gehalten wurden, sollten nach den Vorstellungen des Vereins all die Dinge gesammelt, restauriert und gezeigt werden, die in einem ehemaligen Bauerndorf zum Alltag der Menschen gehörten. Und die Gegenstände, die Exponate aus den verschiedenen Höfen, sollten von ihren Eigentümern ohne Bezahlung überlassen werden. Dieses Ziel konnte realisiert werden, so wie unzählige Exponate kostenfrei zur Verfügung gestellt wurden, so gab es auch viele Materialien "vom Sperrmüll", mit denen die rührigen Vereinsmitglieder die Räumlichkeiten sehr liebevoll und kostenbewußt ausgestattet haben.
Wappen aus dem Museum Brandau
Weiterlesen: Kaffdelaadersche, Schloggerfaß und eine Mehlsackausklopfmaschine
Glosse: Biomilch aus der Region?
Jedesmal wenn ich im Supermarkt vor dem Molkereiregal stehe, ärgere ich mich: regionale Biomilch - absolute Fehlanzeige! Die Bioprodukte kommen laut Herkunftsangabe aus der Großmolkerei Söbbeke in Nordrhein-Westfalen und werden 400 km durch die Gegend gefahren. Da wir pro Woche über 3 ltr. Milchprodukte verzehren, wäre mir eine nähere Molkerei wirklich sehr gelegen. Aber es gibt keine.
Deshalb entscheide ich mich lieber für Regional und verzichte auf Bio. Bei der Hüttenthaler Molkerei gibt es Frischmilch aber nur im 500ml Yoghurtbecher. Da ich den Yoghurt selbermache, benötige ich pro Woche allein 2,5 ltr. Milch dafür. Bei der Odenwälder Kochkäserei gibt es auf Vorbestellung Hüttenthaler Milch im 10-l-Eimer. Das bedeutet aber, daß ich auf einmal 30 Gläser Yoghurt machen und lagern muß. Soll ich mir dafür einen extra Kühlschrank anschaffen? Und hält der selbstgemachte Yoghurt wirklich über einen Monat?
Auch im Bioladen in Linnenbach finde ich die Molkereiprodukte von Söbbeke, nichts Regionales. Die Hüttenthaler Molkerei bezieht ihre Milch wenigstens aber nach eigener Aussage von Bauern aus Hüttenthal, Unter-Mossau und Airlenbach, Löhrbach (Ziegen), Olfen, Böllstein, Mörlenbach, Wald-Michelbach, Hammelbach. Das ist es mir wert, auf Bio zu verzichten und Regional zu unterstützen.
Und in Reichelsheim-Gumpen gibt es die Milchtankstelle auf dem Hardthof bei Familie Gerd Arras (Hardtweg 23, 64385 Reichelsheim - Gumpen) zertifizierter Ökolandbaubetrieb DE-ÖKO-037 (Biokreis-Verband). Wenn ich also Bio-Rohmilch möchte, kann ich mit einer Autofahrt von 20 Minuten dorthin kommen und sogar mitgebrachte Gefäße wiederbefüllen.
Über mein Yoghurtprojekt werde ich hier gelegentlich weiter berichten, siehe unten! Gemacht ist das superleicht: man nimmt einen Liter Frischmilch und ca. 150 ml Yoghurt als Starter, rührt beides zusammen und füllt es in drei 440ml Sturzgläser mit Schraubdeckel. Die kommen über Nacht in den Backofen bei mindestens 30 maximal 45 Grad. Diese Temperatur erreicht man wenn man den Backofen auf 50 Grad aufheizt, etwas abkühlen läßt und dann ausschaltet und das Licht eingeschaltet läßt. Ein Einkochthermometer hilft die richtige Temperatur zu halten. Man kann sich auch eine Kochkiste bauen: mit Styroporplatten ausgekleidet mit dichtschließendem Deckel, mit aufgeheizten Kühlelementen kann die Temperatur über 12 Stunden gehalten werden. Es geht auch eine Kühlbox, nur ist diese etwas klein.
Viel Spaß beim Experimentieren! Und Augen auf beim Einkauf: lange Transportwege = besser Kunststoffverpackung! Glasbehälter sind schwer und belasten die Umwelt zusätzlich...
Marieta Hiller
Das Hillersche Yoghurtprojekt
Yoghurt selber machen
Inzwischen mache ich seit Mitte August 2020 unseren Yoghurt selbst. Wir brauchen pro Woche 2,5 Liter Yoghurt. Dazu hole ich alle zwei Wochen 6 Liter Bio-Vollmilch vom Hardthof in Gumpen (eigentlich 4 Liter, denn zwei brauche ich immer für superleckeren Mozzarella!). 4 Liter werden vorsichtig auf 95 Grad erhitzt (Einkochthermometer) und dann auf 40 Grad abgekühlt. Erst dann kommt die Impfung: eines der bisherigen selbstgemachten Yoghurtgläser wird in die Milch gerührt, diese dann sofort in heiß ausgespülte Gläser (die 440ml Einmach-Sturzgläser mit Schraubdeckel. Sturzglas ist wichtig, es hat hat keine Winkel in die man schlecht reinkommt mit dem Löffel) gefüllt und fest verschraubt. Meine Kochkiste ist aus Styropor (die passende Größe habe ich im Terrarienhandel entdeckt) und wird mit aufgekochten Kühlelementen ausgelegt. Dazu kommen zwei heiße Steine (im Backofen erhitzen). Obendrauf kommen die Yoghurtgläser, aus 4 Liter bekomme ich zehn Gläser - reicht also für gut zwei Wochen, wobei ein neues Impfglas zurückbehalten werden muß. Die Styrobox hält die nötige Temperatur von 30 Grad wunderbar über 12 Stunden. Danach kommen die Gläser in den Kühlschrank.
Das ergibt herrlich schnittfesten Yoghurt. Inzwischen sind wir bei der fünften Generation, jeweils mit eigenem Yoghurt geimpft.
Mozzarella selber machen
Zwei Liter Biomilch vorsichtig auf 95 Grad erhitzen (beim Erhitzen sollten Sie sich nicht ablenken lassen und am Topf stehen bleiben, sonst putzen Sie anschließend den ganzen Herd!) und soweit abkühlen lassen, daß Sie sich nicht mehr die Hände verbrennen. Die Milch wird mit 2 TL Salz gewürzt und es werden 2 EL Essig hineingerührt. Die Milch flockt sofort aus.
In ein Sieb mit feinem Küchenhandtuch (ich nehme ein extra ausgekochtes sauberes Herrenstofftaschentuch) abgießen, die Brühe (= Molke) auffangen.
Das Tuch mit den Flocken kräftig kneten und zu einem festen Ball formen. Dann kommt der Mozzarellaklumpen in einen Behälter mit Molke und ist ca. 1 Woche haltbar. Zusammen mit Tomaten* und Basilikumcreme ein Genuß!
Molke: nicht wegwerfen!
Die Molke ist ein hochwertiges Lebensmittel. Man kann sie zum Soßenkochen verwenden, als Gemüsefond oder auch einfach so trinken. Übrige Molke ist hervorragender Dünger für den Garten.
*Exkurs: Tomaten und Basilikum
Tomaten: ich bewahre meine selbstgeernteten Tomaten auf bis in den März. Vor dem ersten Frost werden alle grünen Tomaten in einen Karton gelegt, so daß sie sich nicht gegenseitig berühren. Im Karton ist es dunkel, und an einem zimmerwarmen Ort reifen die Tomaten so nach. Einmal pro Woche nehme ich die roten Tomaten raus und sortiere ich die faulen oder verschrumpelten Früchte aus.
Basilikumcreme: Ende September an einem sonnigen Tag alles Basilikum im Garten ernten, waschen und gut abtropfen lassen. Dann mit gutem Olivenöl pürieren, dazu Knoblauch, geröstete Pinienkerne, geriebener Hartkäse. In kleine Schraubgläser füllen und kurz aufkochen. Danach ist die Creme monatelang haltbar.
Eine Info des BZfE: Woher kommt eigentlich Laktoseintoleranz?
Eine evolutionäre Erfolgsgeschichte Milchverträglichkeit unter Europäern
(BZfE) – Viele Europäer haben die besondere Fähigkeit, auch nach dem Säuglingsalter Milch verdauen zu können. Dieses Merkmal hat sich in nur wenigen Tausend Jahren in Mitteleuropa verbreitet, haben Untersuchungen der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz gezeigt.
Eigentlich können Menschen Milch nur im Säuglingsalter vertragen. Im ersten Lebensjahr liegt das Enzym Laktase in ausreichenden Mengen vor, um den Milchzucker (Laktose) in der Muttermilch in verwertbare Zuckerarten aufzuspalten. Nach dem Abstillen wird das Enzym nur noch in geringen Mengen produziert, sodass reine Milch kaum noch verwertbar ist. So ist es auch heute noch in der ganzen Welt – mit Ausnahme von Europa und kleinen Bevölkerungsgruppen in Afrika. Dort haben die Menschen im Laufe der Evolution eine Milchverträglichkeit entwickelt.
Um die Hintergründe dafür zu verstehen, ist ein Blick in die frühe Menschheitsgeschichte notwendig. In der Jungsteinzeit kam es bei unseren Vorfahren in Mitteleuropa zu einer Genmutation, mit dem Ergebnis, dass sie das Enzym Laktase bis ins Erwachsenenalter bilden konnten (Laktasepersistenz). Wie schnell sich dieses Merkmal in der Bevölkerung verbreitet hat, war bislang unklar. Um dieser Frage nachzugehen, haben die Paläogenetiker das Erbgut in Knochen von Gefallenen der „Schlacht von Tollense“ untersucht, die etwa vor 3.200 Jahren im heutigen Mecklenburg-Vorpommern stattfand. Nur jeder achte Krieger hatte eine Genvariante, die die Spaltung von Milchzucker ermöglichte. Das ist sehr wenig, wenn man bedenkt, dass die Menschen zu dieser Zeit schon einige Tausend Jahre Landwirtschaft betrieben. Die ersten Hausrinder kamen vor ungefähr 8.000 Jahren nach Europa. Heute verfügen 90 Prozent der Europäer über eine Milchverträglichkeit. So hat sich die Fähigkeit in nur etwa 3.000 Jahren und im Laufe von rund 120 Menschengeneration sehr stark verbreitet. Das ist evolutionsgeschichtlich eine sehr kurze Zeit, erklären die Wissenschaftler im Fachjournal „Current Biology“.
Die kleine Gruppe, die Milch schon verdauen konnte, erlebte offenbar eine evolutionäre Erfolgsgeschichte. Sie bekamen mehr Kinder oder ihr Nachwuchs hatte bessere Überlebenschancen. Nach Einschätzung der Experten ist das entsprechende Gen das am stärksten positiv selektierte im ganzen menschlichen Genom. Die Gründe dafür sind noch nicht abschließend geklärt. Es wäre möglich, dass die Mich als energie- und nährstoffreiche, aber auch hygienische Flüssigkeit bei Nahrungsmangel das Überleben sicherte und vor allem die hohe Kindersterblichkeit nach dem Abstillen reduzierte.
Heike Kreutz, www.bzfe.de
Weitere Informationen:
doi.org/10.1016/j.cub.2020.08.033
www.bzfe.de/inhalt/milch-6965.html
www.gesund-ins-leben.de/inhalt/stillen-29433.html
Irrtümlich haben wir das im Juniheft 2020 abgedruckte Foto der stehenden Riesensäule im Felsenmeer Herrn Sattler zugeschrieben.
Tatsächlich handelt es sich um eine Fotomontage von Heinrich Stock aus Reichenbach, wir bitten vielmals um Entschuldigung für die falsche Zuweisung.
Zu sehen ist die Fotomontage im Reichenbacher Heimatbuch (1987) auf Seite 122. In der Klageschrift von Pfarrer Martin Walther (1613) steht geschrieben: "Derwegen ist von der Cantzel auff Sonntag verbotten worden: 5. Die Walfarth zur steinen Säul und Sommerholen." Ob die Strafe von 10 Gulden jemanden davon abgehalten hat, zur aufrecht stehenden Säule zu wallfahrten, ist nicht bekannt. Auch ist nicht gesichert, daß die Riesensäule überhaupt aufrecht gestanden hat. Die Legende sagt, daß die Kirche sie hat umlegen lassen, um die heidnischen Bräuche zu beenden.
Wie die Riesensäule einst beinahe nach Leipzig gekommen wäre...
Wie wenig man noch vor 200 Jahren über die Römer im Odenwald und ihre Hinterlassenschaften wußte, zeigt sich darin, daß manch ein Zeitgenosse der Völkerschlacht bei Leipzig die Riesensäule aus dem Felsenmeer für nicht wert erachtete, dort als Denkmal für die 80.000 bis 120.000 Toten der bis dato größten Schlacht aller Zeiten aufgerichtet zu werden. Um 1814 war nicht klar, daß die Säule tatsächlich von den Römern vor mehr als eineinhalb Jahrtausenden erarbeitet worden war. Und so war sie ja „nur“ ein Werkstück unter vielen anderen, während man für das Völkerschlachtdenkmal etwas ganz Besonderes brauchte. Nicht daß ein solches Denkmal - so prächtig es auch sei - jemals künftige Generationen vom Kriegführen abgehalten hätte...
Im Beitrag von Johann Heinrich Kumpf in den Geschichtsblättern des Kreises Bergstraße Band 50, der kürzlich erschienen ist (ISSN 0720-1044, Laurissa Verlag Lorsch) wird die Diskussion um das Denkmal und um die Riesensäule mit vielen kuriosen Zitaten dargestellt, vom Verleger Friedrich Arnold Brockhaus (wer vor Wikipediazeiten noch Enzyklopädien und Lexika benutzte: es ist „DER Brockhaus) über den konservativen Dichter August von Kotzebue bis hin zu Goethe und seinem bis dato ungedruckten Gedicht wurde die Debatte geführt. Ein deutscher Ingenieur bereiste schon das Felsenmeer, um den „schicklichsten Weg für dieselbe (die Riesensäule) bis zum Rhein hin auszumitteln“. Leider wurde die Exploration dieses namenlosen Ingenieurs nicht dokumentiert, so daß sich die Wissenschaft noch heute darüber streitet, wie die Römer die 27 Tonnen schwere Säule wohl nach Trier zu schaffen gedacht hätten: den direkten Weg nach Reichenbach und über zahlreiche Staustufen auf der Lauter bis nach Gernsheim? Oder mit viel Kraftaufwand über den Sattel des Felsberges über Hochstätten und Auerbach? Nun wissen wir es leider noch immer nicht. M. Hiller
Wer kennt eine Sage oder Geschichte zur Teufelskanzel?
Kürzlich war ich mit der Odenwälder Filmemacherin Larissa Anton im Felsenmeer unterwegs, sie suchte die Teufelskanzel als Schauplatz für ihren nächsten Film. Gibt es zur Teufelskanzel eine Sage oder eine Geschichte zu berichten? Wer eine kennt, kann gerne an eine Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!schicken!
Die Teufelskanzel ist eine der weniger bekannten Felsformationen im Felsberg, es gibt noch weitere, die heute nahezu unbekannt sind wie z.B. die Riesenküche. Eingetragen ist sie in der topographischen Karte der Lithographenanstalt Welzbacher Darmstadt (zwischen 1823-1840). Die Riesenküche liegt im Steinbruch am ehemaligen Weg Nr. 9+10, der heute nicht mehr markiert ist.
M. Hiller, Dezember 2017
Kürzlich war ich mit der Odenwälder Filmemacherin Larissa Anton im Felsenmeer unterwegs, sie suchte die Teufelskanzel als Schauplatz für ihren nächsten Film. Gibt es zur Teufelskanzel eine Sage oder eine Geschichte zu berichten?
Wer eine kennt, kann sie gerne weitergeben! Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Die Teufelskanzel ist eine der weniger bekannten Felsformationen im Felsberg, es gibt noch weitere, die heute nahezu unbekannt sind wie z.B. die Riesenküche. Eingetragen ist sie in der topographischen Karte der Lithographenanstalt Welzbacher Darmstadt (zwischen 1823-1840, s.u.). Die Riesenküche liegt im Steinbruch am ehemaligen Weg Nr. 9+10, der heute nicht mehr markiert ist. Marieta Hiller, Januar 2018
Wie die Teufelskanzel entstand - eine moderne Sage
Vor vielen Jahren, als das Wünschen noch half, zog ein Wanderprediger durchs Land, verweilte an jedem Ort, so lange es ihm gefiel und verkündete die Worte der Heiligen Schrift. In seinem Inneren war der Prediger kein gottesfürchtiger Mann; doch ging es ihm nicht schlecht, denn er war ein guter Redner und verstand es, die Menschen in seinen Bann zu ziehen. Eines Tages im Mai führte ihn sein Weg ins Lautertal, wo in einem der Dörfchen auch drei Geschwister lebten, deren Eltern bei einem schrecklichen Unfall mit dem Fuhrwerk des Steinmetzes ums Leben gekommen waren. Margarethe, die Älteste der drei, hatte das Unglück miterlebt und dabei den linken kleinen Fußzeh verloren. Sonst war sie makellos, hochgewachsen und bildhübsch, und sie sorgte liebevoll für ihre Geschwister, den dreizehnjährigen Robert und Henriette, gerade mal acht Jahre alt. Die freundliche Landschaft dieser Gegend und die lichten Wälder brachten den Prediger auf den Gedanken, hier zu bleiben und an Pfingsten einen Gottesdienst unter freiem Himmel abzuhalten, bei dessen Vorbereitung er die drei Geschwister kennenlernte. Als Kanzel sollte ihm ein großer spitzer Felsen im Felsenmeer dienen. Und - er entbrannte sogleich in heftiger Begierde zu dem schmucken Knaben. Sein Sehnen wurde schnell übermächtig, indes - er wußte keinen Rat, wie er sich Robert nähern sollte. Denn nicht nur Margarethes Aufmerksamkeit wäre das nicht entgangen, nein, nichts was in den Dörfern des Odenwaldes geschah, blieb lange vor deren sämtlichen Bewohnern verborgen. In seinem Ringen und seiner Not entfuhr ihm nun der Ausruf: "Ach, zum Teufel, wüßte ich nur, was zu tun sei!" Dieser vernahm das sehr wohl, sah sofort seine Gelegenheit und erschien dem Prediger noch in der gleichen Nacht. Sieeinigten sich auf folgendes Geschäft: Satan sollte an Pfingsten in der Figur des Predigers den Gottesdienst halten und Margarethe dafür um etliche Handreichungen bitten, der Prediger sollte die Gestalt Margarethes annehmen und zu Robert gehen. Danach sei seine Seele des Teufels. So geschah es denn auch, der Teufel brachte also der Gemeinde das Wort Gottes und der Prediger saß dicht neben Robert etwas abseits, als der kleinen Henriette einfiel, daß ihr Bruder ja die Wegzehrung für sie beide einstecken hatte. Sie machte sich also auf die Suche und fand, so sah es aus, ihre zwei Geschwister am Rande der Gesellschaft. Aber das Kind bemerkte etwas, das den beiden Missetätern entgangen war: es sah die vermeintliche Margarethe an und rief mit heller Stimme: "Du kannst nicht meine Schwester sein, an jedem Fuß hast du fünf Zehen!" Mit einem Schlage löste sich die Verwandlung, der Prediger war wieder er selbst und für einen kurzen Moment sah sich die Gemeinde gleich zwei Predigern gegenüber. Dann gab es eine Wolke aus Qualm und Rauch, der Teufel verschwand mit viel Getöse und hinterließ die in Stücke geborstene Kanzel. Der Prediger aber lief, so weit ihn seine Füße trugen, und kein Mensch hat ihn je wieder gesehen. Martina Stefanski, Beedenkirchen
Der Mensch ist was er ißt...
Menschliche Entwicklung verläuft über die Jahrhunderte gesehen in Wellen. Immer wieder gibt es Umwälzungen, französisch Revolutionen genannt. Wir kennen vor allem die industriellen Revolutionen: mit Dampfmaschine und Rotationsdruck in städtischer Organisation die erste; mit Öl und Telefon die allgemeingültige Verfügbarkeit aller Mittel in hierarchischer Organisation die zweite; mit erneuerbaren Energien und Internet in dezentraler Organisation die dritte. Wie sich unsere Gesundheit durch die moderne Lebensweise immer stärker wandelte - und nicht zum Guten...
Und eine dunkelgraue Zukunftsvision... Oder vielleicht doch leuchtende Perspektive?
Eine ganz kurze Geschichte der Technologie - Aus dem Feuer kamen die großen Revolutionen...
Man stelle sich die Situation vor: irgendwo in Afrika, Asien oder Europa entdeckt einer unserer Vorfahren (Homo ergaster, Homo erectus, Homo antecessor oder Homo heidelbergensis), wie zufällige Brände zur Gewinnung von nutzbarem Feuer dienen konnten. Er birgt kostbare Glut in Rinde und Blättern. „Ötzi“ trug in seinem Gepäck ein solches Birkenrindengefäß und konnte damit auf seinem Marsch durch die Alpen (lustige Frage am Rande: wie würde er wohl heißen, wäre er nicht im Ötztal, sondern im Schnalztal entdeckt worden!) jederzeit ein Feuerchen entfachen.
Erste umstrittene Hinweise auf kontrollierte Feuernutzung sind 1,5 Millionen Jahre alt. Der älteste gesicherte Befund stammt aus der Zeit um knapp 800.000 vor unserer Zeit aus dem heutigen Israel. Nun war es nicht so, daß unsere Vorfahren das Feuer gleich brauchten, um Fleisch zu garen. Ihr Kau- und Verdauungsapparat konnte durchaus mit rohem Fleisch umgehen. Aber das Garen über dem Feuer brachte mehrere gewaltige Entwicklungsschritte mit sich: man konnte mehr Fleisch essen, das Eiweiß sorgte für eine Vergrößerung des Gehirns, das gemeinsame Essen ums Feuer förderte die Entwicklung der Sprache. Seit etwa 100.000 Jahren sind die menschlichen Sprechapparate fertig ausgebildet, vermutlich konnten aber bereits die Vorfahren des Neandertalers vor über 300.000 Jahren sprechen. Nun konnten abstrakte Themen besprochen werden, aber auch die täglichen Lebensumstände und ihre Verbesserung angegangen werden.
Vom Feuer zur Sprache: das Seßhaftwerden
Etwa 15.000 Jahre ist es her, daß man entschied, das Jagen und Sammeln ein Stück weit aufzugeben und sich häuslich niederzulassen. „Eigener Herd ist Goldes wert“ - und so baute man dauerhafte Hütten um die Feuerstelle, machte ein Stück Land urbar und lebte von Ackerbau und Viehzucht. Erste Arbeitsteilungen kamen auf, und die ersten besitzlosen Lohnarbeiter. Andere Gruppen warfen begehrliche Blicke auf das mühsam erarbeitete fruchtbare Land. Die ersten militärischen Strukturen entstanden.
Viel später - wir sind nun im 18. Jahrhundert - und viele bahnbrechende Erfindungen und Umwälzungen weiter, war es wieder das Feuer, das das Zusammenleben der Menschen revolutionierte: die Kohle wurde entdeckt. Schon seit einiger Zeit fanden Hirten immer wieder schwelende schwarze Steine, sogenannte Hexensteine. Jetzt aber begann die Menschheit, diese Kohle in großem Stil zu gewinnen und zu nutzen, die Dampfmaschine mußte erfunden werden.
Viele Jahrzehntausende ging es langsam voran, dann plötzlich alles auf einmal in nur 200 Jahren!
Wer sich schon immer gefragt hat, warum die Menschheitsentwicklung für viele Jahrhunderttausende relativ langsam verlief, um dann innerhalb von zwei Jahrhunderten Dinge wie Nanoplastik, Smartphone und Funktionsunterwäsche hervorzubringen, dem sei gesagt, daß nichts davon unabhängig und zufällig entstanden ist. Ohne Martin Luther hätte es niemals den Buchdruck gegeben, und ohne Gutenberg niemals die Reformation!
Die Entwicklung der Dampfmaschine aus ihrer Urform (1. Jh. n. Chr.!) zum PS-starken Antrieb für viele Zwecke konnte nur aufgrund der Verfügbarkeit von großen Mengen Kohle stattfinden, aber sie wurde auch weiterentwickelt, WEIL man die Kohle aus immer tieferen Lagen fördern mußte, aus denen mittels Dampfmaschinen das Grubenwasser gepumpt werden mußte. Kohle und Dampfmaschine führten zur Industrialisierung, die Eisenbahn schuf die Transportwege für die industriell hergestellten Waren. Unzählige Arbeitskräfte wurden damit benötigt und - sehr wichtig - diese mußten lesen und schreiben können. Also entwickelte man neben einem durchorganisierten Schulunterricht auch das Medium, über das Lesen und Schreiben funktioniert: die moderne Druckpresse, die nicht mehr mittels Tiefdruckplatten Kostbares erschafft, sondern mit rotierenden Walzen, von Dampfmaschinen angetrieben, Massendrucke ermöglichte. Alle Entwicklungen fügen sich ineinander wie Zahnräder. Der Rotationsdruck wiederum sorgte dafür, daß Information zum Allgemeingut wurde. Die Entwicklung der Eisenbahn übrigens machte zugleich die Erfindung von Wertpapieren erforderlich: das notwendige Kapital einer Eisenbahngesellschaft überstieg die Mittel privatwirtschaftlicher Kapitalgeber um ein Vielfaches. Das moderne Bankwesen entstand.
Diese Industrialisierungs-Entwicklung mit ihrer Begleiterscheinung in Druckwesen und Bildung wird auch als erste industrielle Revolution bezeichnet. Aber es gibt noch zwei weitere industrielle Revolutionen, die Jeremy Rifkin (Soziologe und Ökonom, USA, Berater diverser Regierungen, auch der EU-Kommission) in seinem Buch „Die Dritte Industrielle Revolution“ (2011, als Taschenbuch 2014 ISBN 978-3-596-19596-1) beschreibt. Kurz gesagt: nach Kohlefeuer / Dampfmaschine / Rotationsdruck / Schulbildung folgte die zweite industrielle Revolution mit dem Automobil und der Entdeckung von Öl als Brennstoff. Hatten sich während der ersten industriellen Revolution die Städte entwickelt, mit Fabriken und Proletariat, so entstanden nun die Vorstädte und die großen Industrieflächen, denn Entfernungen spielten durch das Auto keine Rolle mehr.
Neue Energieform plus neuer Kommunikationsweg können zur Revolution führen:
- Dampfmaschine und Rotationsdruck
- Öl und Telefon
- Erneuerbare Energien und Internet
Wichtiges Element, damit aus einer Neuentwicklung eine Revolution wird, ist nach Rifkin das Zusammentreffen einer Energieform mit einer Kommunikationsform. Im ersten Fall waren das Kohle und Rotationsdruck, im zweiten Fall Öl und die elektrischen Medien wie Telefon, Telegraf (Kabel). Die vorgeschichtliche Revolution bestand in der Nutzbarmachung von Feuer und der Entwicklung von Sprache. Die interessanteste Revolution aber ist die Dritte, denn wir leben mittendrin. Kohle und Öl, Eisenbahn und Industrie sind hierarchisch organisierte Wirtschaftszweige. Energieversorger und Kommunikationsunternehmen sind fest in ein Wirtschaftsgefüge von Management, Aufsichtsrat und Belegschaft gegliedert. Auch Banken sind hierarchisch organisiert, desgleichen die Gesellschaft. Was augenblicklich vor sich geht, wird von vielen nicht als Revolution wahrgenommen, denn niemand schießt oder legt Brände. Trotzdem entwickelt sich unsere Gesellschaft und ihre wirtschaftlichen Bestandteile weg von hierarchischer zu einer „lateralen“ Organisation. Als lateral bezeichnet Jeremy Rifkin das gleichberechtigte Nebeneinander von Strukturen. Wichtigstes Sinnbild dafür ist das Netz. Mit der Entwicklung des Internets in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts (Ursprung war das Arpanet 1969 als Netz verschiedener Forschungseinrichtungen, natürlich ins Leben gerufen durch das Militär) wurden die Printmedien nach und nach als wichtigste Informationsquelle abgelöst. Das Netz ist für jedermann verfügbar, Information ist kostenlos geworden. Das Netz kann aber mehr: es ist interaktiv. Nutzer können sich Information holen, aber über das Netz können sie auch beeinflußt werden, im herkömmlichen Sinne wie das auch die Printmedien schon tun, und in einem neuen Sinn, der kaum jemandem bewußt ist. Davon handelt der Roman „Blackout“ von Marc Elsberg (2012, ISBN 978-3-7645-0445-8), drastisch aber dennoch sehr nahe an der Wirklichkeit.
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In vielen Haushalten gibt es bereits „Smartmeter“, intelligente Stromzähler. Diese zählen nicht nur Strom, sondern das EVU (Energieversorgungsunternehmen) hat darüber Zugriff auf die Stromversorgung des Hauses. Abschalten, Einschalten und statistische Erhebungen sind möglich. Diese drei „Features“ sind für die EVUs notwendig, denn Stromverteilung ist ein sehr sensibles Geschäft. Strom muß fließen, aber es darf nie zu viel im Netz angeboten sein und auch nie zu wenig, sonst bricht das Stromnetz zusammen. In Elsbergs Roman wird eine fiktive, aber sehr gut denkbare Spannung dadurch aufgebaut, daß eine Gruppe Terroristen es schafft, über den Anfangsschritt „Smartmeter in einzelnen Gebäuden“ ganz Europa und später auch ganz Amerika für mehrere Wochen stromlos zu machen. Auch wer das für eine der üblichen Verschwörungstheorien hält: das Lesen des Romans schafft einen hervorragenden Einblick in das Wesen der Energieversorgung allgemein, denn er ist sehr realitätsnah und gründlich recherchiert.
Im wirklichen Leben hätte es fast einen tatsächlichen Blackout gegeben: am 4. November 2006 gab es in Deutschland, Frankreich, Belgien, Italien, Österreich und Spanien einen partiellen Stromausfall, der fast 2 Stunden dauerte. Der Grund war, daß das Kreuzfahrtschiff Norwegian Pearl die Meyer Werft in Papenburg Richtung Meer verlassen sollte und dazu (wie übrigens immer bei großen Stapelläufen) eine 380-kV-Hochspannungsleitung abgeschaltet werden mußte. Da es jedoch aufgrund von Baustellen in der Großregion Europa weitere Abschaltungen gab, brach das Netz für zwei Stunden zusammen.
Soviel zu den Energienetzen.
Nun kommt der Sinnzusammenhang zwischen Energienetz und Internet im Rahmen der Dritten Industriellen Revolution: Information ist bereits lateral, die Energieversorgung wird es zur Zeit. Die Energiewende hin zu regenerativen Energiequellen bedeutet nichts anderes als das Unabhängigwerden von fossilen Brennstoffen, die in eine hierarchische Struktur eingebettet sind. Der Energiemarkt wird durch Wasser, Wind, Biomasse und Erdwärme dezentral, sozusagen basisdemokratisch. Kleine lokale Kraftwerke erzeugen Energie, regionale Netzwerke transportieren sie, das Internet steuert Verfügbarkeit und Nachfrage. Es ist also durchaus denkbar, daß das intelligente Smartmeter im Stromkasten die Waschmaschine für zwei Stunden abschaltet, weil im Augenblick nicht genügend Energie dafür verfügbar ist.
Denn der gravierende Nachteil der regenerativen Energiequellen ist ihre schwankende Verfügbarstellung. Das Problem der Speicherung ist noch nicht befriedigend gelöst, es gibt jedoch brauchbare Entwicklungen wie Wasserstoffspeicher und Brennstoffzelle. Jeremy Rifkin stellt deshalb die Dritte Industrielle Revolution auf fünf notwendige Säulen:
- Umstieg auf erneuerbare Energien; in der Europäischen Union und auf Bundesebene als „Energiewende“ bekannt
- Gebäude zu netzeinspeisenden Mikrokraftwerken machen
- neue Speichermedien in Einzelgebäuden und regionalen EVUs
- Energy-Sharing-Netz (Intergrid) = intelligente Verteilung über das Internet, Ausgleich von Überschüssen und Spitzen-bedarfen sowie Priorisierung von Bedarfen
- Umstellung vieler Fahrzeuge auf Brennstoffzellen- oder Stromantrieb, diese dienen zugleich als Speicher
Alle fünf Säulen befinden sich in Deutschland derzeit im Aufbau. Weltweit haben einzelne Städte und Regionen sich bereits als Vorreiter profiliert und dezentrale flache Netze auf Gemeinschafts- und Zusammenarbeitsbasis entwickelt.
Geduld, Geduld - 50 Jahre braucht es schon für eine Revolution...
Vor Augen halten muß man sich jedoch, daß Geduld erforderlich ist. Jede der drei Revolutionen verlief über einen?Zeitraum von etwa 50 Jahren. Zum jetzigen Zeitpunkt zu sagen, daß regenerative Energiequellen nicht die Lösung für die Zukunft darstellen, weil es keine Speichermöglichkeit und zu wenig Netzkapazität gibt, ist zu kurz gedacht. Wir werden nicht umhin können, uns intensiv mit Weiterentwicklungen in diese Richtung zu befassen. Man muß wissen, wann es Zeit ist neuen Strukturen den Einzug zu erlauben. Rom wurde nicht an einem Tag erbaut, besagt ein Sprichwort. Aber Rom brannte, weil es einem überalterten Konzept folgte: zu viele Menschen mit zu vielen Herdfeuern in zu engen Stadtvierteln. Als es brannte, war es zu spät sich Gedanken über „Feuereimer für jeden Bürger“ zu machen...
Weitere Infos: „Die dritte industrielle Revolution - Aufbruch in ein ökologisches Jahrhundert“, herausgegeben vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Referat Öffentlichkeitsarbeit im September 2008, www.bmu.de;
bezeichnenderweise dort nicht mehr zu finden, sondern bei der Heinrich Böll Stiftung.
Marieta Hiller, Februar 2014
Die industriellen Revolutionen vom Feuer bis zum Internet
Steinzeit
Stets brachten die Revolutionen auch eine Veränderung in Lebens- und Ernährungsgewohnheiten des Menschen mit sich. Es begann mit dem Feuer. Die menschliche Sprache entwickelte sich am Lagerfeuer. Fleisch stand plötzlich gut verdaulich zur Verfügung, das Gehirn vergrößerte sich durch die eiweißreiche Nahrung. Man lernte Werkzeuge zu gebrauchen. In dieser Ur-Revolution begann der Steinzeit-Mensch, um sein Feuer einen Herd und eine Hütte zu bauen. Plötzlich gab es Besitz und Feinde. Man begann Haustiere zu halten, vor der Hütte Gemüse und Getreide in geschütztem Umfeld anzubauen. Der Wolf nahm sich des Menschen an, indem er ihn domestizierte und zu seinem treuesten Begleiter und Hüter von Haus und Hof wurde, zum Hund.
1. industrielle Revolution
Die ersten Arbeitsteilungen entstanden. Das blieb für eine sehr lange Zeit so, überdauerte die Antike und den Feudalismus. Dann brach die erste industrielle Revolution an: das Dampfzeitalter brachte mechanische Produktionsanlagen, man bekam einen festen Stundenplan, brauchte schnelle nahrhafte Mahlzeiten, die wenig Arbeit machten. Die Lebensmittel dafür mußten ebenfalls industriell erzeugt und verarbeitet werden. Noch heute kennen wir Libbys Fleischextrakt und die gute alte Erbswurst. Denaturierung durch Haltbarmachung, Kontaminierung durch Bleilot in Dosen, Mangel an Ballaststoffen und Vitalstoffen waren die Folge. Großmühlen verarbeiteten rund um die Uhr Getreide, die Keime und mit ihnen die Randschichten, die beide bei längerer Lagerung zum Ranzigwerden neigen, wurden ausgesiebt, feines Auszugsmehl war das Ergebnis. Damit aber begann die Degeneration unseres Kauapparates. Karies, Zahnfehlstellungen, daraus folgende innere Erkrankungen des Stoffwechsels folgten.
2. industrielle Revolution
Die zweite industrielle Revolution brachte die elektrifizierte Massenproduktion, und mit ihr auch die Massenproduktion von Lebensmitteln, die bereits seit der Vorstufe im Dampfzeitalter eigentlich nur noch Nahrungsmittel waren, denn ihnen fehlten die Vitalstoffe. Das wußte man allerdings damals noch nicht - die erste industrielle Revolution Ende des 18. Jahrhunderts und die zweite industrielle Revolution Anfang des 20. Jahrhunderts geschah noch weitgehend ohne tiefere Kenntnisse der Vorgänge im menschlichen Stoffwechsel. Da plötzlich nur noch 2% der Bevölkerung in der landwirtschaftlichen Lebensmittelproduktion tätig waren - in der Steinzeit waren es 98% aller Menschen! - mußten die Nahrungsmittel für sämtliche Menschen anderswo erzeugt werden. Massentierhaltungen und maschinengängige Monokulturen entstanden, mit ihren gesundheitsschädigenden Aspekten: Antibiotika, Spritzmitteln, Kunstdünger, Bodenverarmung. Die Folge: zahlreiche Resistenzen von Keimen gegen diese Mittel, die uns heute zu schaffen machen. Gleichzeitig saßen wir den lieben langen Tag in monotoner Körperhaltung, für freie Bewegung blieb zu wenig Zeit oder man war einfach zu müde dazu. Charakteristische Fehlhaltungen entstanden. Auch in der Freizeit bewegten wir uns nicht mehr: Besuche bei Verwandten oder Freunden wurden durch Telefongespräche ersetzt, und wenn wir schon aus dem Haus mußten, dann nur mit dem Auto.
Inzwischen wurde das Telefon durch Whats app und social media ersetzt. Gesellschaftliche Interaktion - von Mensch zu Mensch - wird immer seltener...
3. industrielle Revolution
Die dritte industrielle Revolution begann mit dem Internet. Jeder kennt das Bild vom Nerd, der vergraben in einem Berg leergefutterter Pizzakartons vor der vollgekrümelten Tastatur sitzt, umringt von zehn benutzten Kaffeetassen und viel zu süßer Tauringetränke. Der Rücken krumm, die Augen durch eine große Brille umrahmt, ist er weit weit weg vom realen im virtuellen Leben. Reste von Tiefkühlgerichten aus der Mikrowelle stehen in der winzigen Küchenzelle gleich neben dem WC. Weite Wege müssen nicht mehr sein, das Essen kommt zwar nicht aus dem Replikator, aber aus dem PC - www.weite Lieferdienste sorgen für alles. Genormte Nahrungsmittel, im besten Fall perfekt auf die körperlichen Bedürfnisse des Einzelnen zugeschnitten, meist aber viel zu fett, viel zu kohlehydratreich, viel zu eiweißreich - ganz gleich, Hauptsache zu viel von irgendetwas ist drin. Das muß sein, sonst gäbe es ja für die seit der Freßwelle der 1960er Jahre traditionelle Frühjahrsdiät keinen Grund. Doch nicht die virtuelle Welt des Computerzeitalters führt zur Gehirnerweichung, sondern viel direkter das was wir essen. Bereits 1968 postulierte der Hygieniker und Bakteriologe Prof. Dr. med. Werner Kollath, daß der Mensch ein halbwertiges Leben im Zustand chronischer Krankheiten führe. Sein Körper müsse die meisten überlebenswichtigen Substanzen aus sich selbst, aus den eigenen Organen beziehen, weil diese in den denaturierten und extrahierten Nahrungsmitteln der Zivilisationsindustrie nicht ausreichend enthalten seien. Die Häufigkeit von Diabetes und Demenz geben ihm heute recht. Aber es gibt Widerstand: erste Konzepte von urban gardening, Selbstversorgung, slow food funktionieren seit einigen Jahren, zeigen Rückbesinnung auf das, was unsere Nahrung sein sollte: ein Lebensmittel.
4. industrielle Revolution
Es folgt die vierte industrielle Revolution mit smart factory und cyber-physischen Systemen. Eine Smartphone-App informiert die Krankenkasse über Ernährungsgewohnheiten und Freizeitverhalten, unser Kühlschrank bestellt eigenständig neue Norm-Nahrungs-Einheiten im Supermarkt, der das Bestellte automatisch liefert und vom Konto abbucht. Unser Smartphone fordert uns auch dazu auf, drei Stockwerke per Treppe zu erklimmen, einen Apfel zu essen und mehr zu schlafen. Unser Haus kann ganz alleine Raumklima, Beleuchtung und Rolläden steuern, das Auto saugt an der Steckdose und kleine elektrisch-elektronische Haustiere mähen den Rasen und putzen die Ecken. Wir gehen nicht mehr arbeiten, sondern verfolgen Projekte die wir - und uns - über crowdfunding finanzieren. Wie sieht wohl unsere Nahrung aus? Würfelförmige Eier (lassen sich besser stapeln), Preßvitamine aus dem Tablettenröhrchen, Energie aus unter die Haut gespritzten Depots, Medikamente für dies, gegen jenes.
Dunkelgraue Zukunftsvision?
Nein. Realität: beobachten Sie sich nur beim nächsten Einkauf. Wissen Sie wirklich, ob Ihr Einkauf genau die richtige Mischung zur gesunden Ernährung enthält? Sie brauchen nicht pro Woche über ein Kilo Fleisch: Sie sitzen am Schreibtisch und telefonieren, das ist etwas anderes als mit der Keule auf Mammutjagd zu gehen. Sie brauchen fünfmal am Tag etwas Frisches: Obst, Gemüse, Salat. Statt Zucker Honig oder Akaziensaft, statt Weißmehl lieber schmackhaftes Vollkorn. Und keine Smoothies oder Tiefkühlessen, sondern alles wirklich frisch, mit Dreck dran.
Den spült man übrigens nicht mit Desinfektionsmittel ab, sondern mit Wasser. Es ist nichts anderes als das, woraus unsere Welt besteht! Wieviel Spaß macht Essen, wenn man es vorher aus der Erde buddelt! Dran riecht, es wäscht und zubereitet! Bevor es aufhört frisch zu sein, haben Sie es längst verschlungen, versprochen.
Marieta Hiller, 2016
Tabelle: M. Hiller
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